Flüchtlinge in Jesteburg
Wie sieht es in der neuen Containerunterkunft aus?

Die Container von Außen. Hier werden bald bis zu 60 Geflüchtete aus der Ukraine leben | Foto: leo
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  • Die Container von Außen. Hier werden bald bis zu 60 Geflüchtete aus der Ukraine leben
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Wenn man an die neue Containerunterkunft für Geflüchtete auf dem ehemaligen Reitplatz in Jesteburg denkt, dann denkt man an die klassischen Container. Die, die man im Hafen sehen kann, oder auf Güterzügen. Man denkt an enge, dunkle Unterkünfte mit schlechter Isolierung - ein Backofen im Sommer, ein Kühlschrank im Winter.

Auch ich, WOCHENBLATT-Online-Redakteurin Leonie Lange, hatte so eine ähnliche Vorstellung im Kopf, als ich den unbefestigten Weg vom Famila Parkplatz zu den Containern herunterstapfte. Ab August sollen bis zu 60 Personen, Geflüchtete aus der Ukraine, die bereits seit einer Weile in Jesteburg wohnen, dort einziehen. Der Bau der Container selbst war mit einigen Schwierigkeiten verbunden (das WOCHENBLATT berichtete), doch nun ist der Bau nahezu fertig und die Jesteburger dürfen einen Blick auf und in die Unterkünfte werfen. Auch Samtgemeinde-Bürgermeisterin Claudia von Ascheraden ist vor Ort, zusammen mit der für Geflüchtete zuständigen Melanie Backhaus und Vertretern der Johanniter, die die Einrichtung verwalten werden.

Der Trockenraum

Die Einrichtung ist klein, links und rechts Containerreihen, in der Mitte führt ein befestigter Weg bis zum Eingang. Die Türen der gegenüberliegenden Container zeigen zueinander, das ganze wirkt bewusst so, als wäre darauf geachtet worden, die Privatsphäre der Geflüchteten zu schützen. Als hätte man gewollt, dass sie in der Unterkunft ihre eigene kleine Community aufbauen können. Sofort fällt mir auf, dies sind nicht die Blechcontainer, die ich mir vorgestellt hatte. Die Bürgermeisterin führt mich und die Jesteburger in den Trockenraum. Das ist ein Container, in dem später eine Reihe von Waschmaschinen, Trocknern und Wäscheständern aufgestellt werden sollen. Der Raum ist mit einem speziellen Lüftungssystem ausgestattet, das Schimmel verhindern soll.

Der barrierearme Container

Noch ist die Anlage nicht ganz fertig, wird erklärt, die Einrichtung fehlt noch. Außerdem ist der Bau noch nicht abgenommen. Wir werden deswegen gebeten, vorsichtig zu sein und nur auf dem Bauteppich zu laufen. Zwei der Container werden für uns geöffnet, sie wurden bereits mit Betten und Tischen ausgestattet, Schränke und weitere Einrichtungsgegenständefehlen noch. Ein Container ist barrierearm gestaltet: behindertengerechtes Badezimmer, eine Rampe statt Stufe. Das Innere wirkt sauber, modern. Gar nicht, wie der dunkle Ort, den ich mir bei dem Wort Container vorgestellt hatte. Die anderen Besucher teilen meine Gefühle: "Das sieht ja ganz ordentlich aus. Schön gestaltet", sagt eine Dame, "Schöner als manche Wohnung." "Und in jedem Schlafzimmer sind nur zwei Betten, da hat man auch mal Privatsphäre", fügt ihr Mann hinzu. Na ja, denke ich, Privatsphäre sieht dann doch noch ein wenig anders aus.

Jeder Container hat drei Schlafzimmer mit je zwei Betten, - außer der Barrierearme, der hat nur zwei Schlafzimmer -sechs Leute können also in einem Container leben. Mich erinnert das Ganze an ein Studentenwohnheim. Sechs Leute, Küche, Bad. Das ist machbar.

Container oder Tiny House? 

Wir betreten den zweiten Container. Auch dieser wirkt ordentlich und modern. "Die Containerbezeichnung ist falsch, das ist ein Tiny House", schwärmt eine Besucherin. Ich denke, ich würde es nicht als Tiny House bezeichnen, aber da ist definitiv ein großer Unterschied zwischen Fracht- und Wohncontainern.

Einen Gemeinschaftsraum oder eher einen Gemeinschaftscontainer gibt es hier nicht. Die Johanniter werden einen Container ganz am Eingang beziehen, damit sie sehen können, wer versucht, auf das Gelände zu gelangen. Dort wird es Raum für Krisengespräche und Hausaufgabenhilfe geben.

Vor den Unterkünften sind kleine Flecken nackter Erde, hier sollen die zukünftigen Bewohner selber etwas anpflanzen können. Doch, denke ich, hier kann man sich etwas aufbauen. Zumindest für eine Weile. Am Ende sind es immer noch Container und keine Tiny Houses.

Und so gut es den Geflüchteten in der Unterkunft auch gehen kann, bleibt der Statusunterschied deutlich: Wenn man in den der Famila-Markt zugewandten Containern aus dem Fenster blickt, kann man direkt auf den Parkplatz schauen. Dort hinter dem Bauzaun parkt ein Porsche, sein Besitzer ist einkaufen gegangen. Ironisch, denke ich.

Redakteur:

Leonie Lange aus Buchholz

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