Landkreis renaturiert Gebiet bei Neu Wulmstorf
Klimaschützer Moor braucht nasse Füße

Die Renaturierung des Moores nördlich von Neu Wulmstorf hat begonnen | Foto: Landkreis Harburg
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Wer im Sommer aufmerksam schnuppert, weiß sofort, warum die Flächen bei Neu Wulmstorf auch "Großes Gagelmoor" heißen: Der stark aromatische Duft des Gagelstrauch verleiht der sonst so unwirtlich scheinenden Gegend seinen typischen Geruch. Bierfreunde erkennen das sofort – schließlich wird der Gagel auch zum Würzen von speziellen Sorten des Hopfengetränks verwendet. Doch der Gagelstrauch ist gefährdet, sein Lebensraum bedroht – wie so viele Arten, die sich im Moor wohlfühlen. Damit die „Moore bei Buxtehude“, wie das Naturschutzgebiet heißt, auch weiter ein Refugium für Fauna und Flora sein können, finden dort umfangreiche Renaturierungsarbeiten statt.

Der Landkreis Harburg renaturiert 18 Hektar nördlich von Neu Wulmstorf, wobei die Gemeinde als Eigentümerin sechs Hektar zur Verfügung stellt. Die Arbeiten reihen sich in ein Gesamtprojekt im Naturschutzgebiet von inzwischen 100 Hektar ein. „Wir versuchen hier in Neu Wulmstorf, auf großer Fläche die ursprüngliche Moorlandschaft wiederherzustellen. Das ist eines der bedeutendsten Moorprojekte im Landkreis“, erläutert Armin Hirt von der Unteren Naturschutzbehörde.

Wie unsere Moore das Klima retten könnten

„Hier wird nicht nur ein wertvoller Naturraum gesichert, das Moor ist als Erholungsgebiet auch wichtig für die Lebensqualität vor Ort“, sagt Bürgermeister Tobias Handtke. „Die Herausforderungen des Klimawandels sind allgegenwärtig. Moorrenaturierungen sind ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz“, betont Erster Kreisrat Josef Nießen. „Ich freue mich über die gelungene Kooperation von Landkreis und Gemeinde, die hoffentlich auch Vorbild für andere Projekte sein kann.“

Alles andere als schauriges Ödland

Moore waren über viele Jahrhunderte ein Inbegriff für Abgeschiedenheit, Angst und Armut, waren im Bewusstsein ein Gebiet voller Nebelschwaden und Gefahr. Wo nachts die Irrlichter herumgeisterten, lauerte das Böse, so die Vorstellung. Moore galten daher einfach nur als schauriges Ödland, unheimlich, lebensfeindlich und ein wenig mystisch. Als wertvoll galten die Flächen nur im kultivierten Zustand. Und so eroberten die Menschen über Jahrhunderte die Gebiete, nutzten den Torf beispielsweise als Brennmaterial und legten die Moore trocken, um Acker- und Weideland zu schaffen. Auch die ehemals ausgedehnten Moorlandschaften im Westen des Landkreises Harburg wurden insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg im großen Stil entwässert, umgebrochen und für Land- und Forstwirtschaft genutzt. Viele ehemalige Moore sind mittlerweile Maisäcker oder Fichtenforste.

Aus heutiger Sicht eine fatale Entwicklung. Denn inzwischen ist klar: Moore spielen als effektive Kohlenstoffspeicher eine wichtige Rolle beim Klimaschutz. Obwohl Moore nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, speichern sie rund 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs und deutlich mehr als Waldflächen.

Seit der Eiszeit

Östlich der Bundesstraße 3 bis zur Landesgrenze nach Hamburg haben sich bis heute Moorrelikte des „Neuenfelder Moores“ erhalten. Besonderheit dort sind sogenannte Moormächtigkeiten von mehreren Metern Torf, die seit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahre entstanden sind. „Das ist Chance und Risiko zugleich“, erläutert Armin Hirt. „Wenn es uns nicht gelingt, das entwässerte Moor wieder zu vernässen, zersetzt sich der Torf unter Sauerstoffzufuhr weiter. Dann werden riesige Mengen C02 in die Atmosphäre abgegeben.“

Damit das Moor wieder „nasse Füße“ bekommt, werden Gräben und Grüppen verschlossen. So bleibt das Wasser im Gebiet, das entwässerte Moor kann sich wie ein Schwamm vollsaugen. Die schädliche Torfzersetzung wird gestoppt, und wenn alles perfekt abläuft, siedeln sich wieder Torfmoose an. Dann kann das Moor wieder wachsen – die unteren, abgestorbenen Moosteile bilden Torf - und sogar zusätzliches CO₂ binden. Gleichzeitig ist das Moor ein wertvoller Lebensraum für viele selten gewordene Tier- und Pflanzenarten. Moorfrosch, Baumpieper und Ziegenmelker fühlen sich hier wohl, Glockenheide, Moosbeere und Wollgräser wachsen.

Zudem ist das Moor wichtig für die Wasserregulierung: Das Moor speichert Niederschläge und gibt sie nach und nach an die Umgebung ab. Hirt: „Ein Hochmoor kann auf diese Weise Starkregen abpuffern und hilft, den Wasserhaushalt der Landschaft in Dürrezeiten zu regulieren.“

Redakteur:

Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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