Kran-Betreuer schlägt Alarm
Ignoranz von Stadt und Stadtwerken: Wer kümmert sich endlich um den Stader Hafenkran?

Roland Remstädt hoch oben auf dem historischen Kran. Er hofft, dass man sich in Zukunft besser um das Stader Wahrzeichen kümmert | Foto: jd
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  • Roland Remstädt hoch oben auf dem historischen Kran. Er hofft, dass man sich in Zukunft besser um das Stader Wahrzeichen kümmert
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jd. Stade. Er zählt zu den Stader Wahrzeichen: Der große Hafenkran ist aus dem maritimen Ensemble am Stadthafen nicht wegzudenken. Seit fast 100 Jahren überragt der Kran mit seinem stählernen Arm das Hafenbecken. Jahrzehntelang leistete er treue Dienste, als im Hafen noch Stückgut umgeschlagen wurde. Nun droht dem bedeutsamen Industriedenkmal der langsame Verfall. Einige Sanierungsarbeiten sind längst überfällig. Doch in den vergangenen Jahren fühlte sich niemand für die Instandhaltung des Krans zuständig. Nun schlägt jemand Alarm, der sich auf besondere Weise mit dem denkmalgeschützten Bauwerk verbunden fühlt: Der pensionierte Kranbaumeister Roland Remstädt (78) hatte den Kran 2007 mit einem Team aufwändig saniert. Jetzt ist er in großer Sorge, dass er verfällt. Offenbar ist gar nicht geklärt, wem der Kran überhaupt gehört. Das WOCHENBLATT hakte nach.

Diese Veranstaltung wird schon seit Wochen groß beworben: Am letzten Septemberwochenende finden an der Niederelbe die "Tage der Industriekultur am Wasser" statt. Laut der Programmbroschüre des Veranstalters, der Metropolregion Hamburg, kann am Samstag und Sonntag, 25. und 26. September, auch der historische Hafenkran bestiegen werden. "Davon wusste ich bisher nichts", sagt Remstädt. Man hätte ihn wohl besser informieren sollen, denn er verfügt als Einziger über die Schlüssel für den Kran. Tatsächlich hat der Rentner auch jahrelang Kran-Führungen angeboten. Damit ist es aber schon länger vorbei. "Dafür besteht kein Versicherungsschutz mehr", sagt Remstädt. "Wenn etwas passiert, müsste ich haften."

Der ehrenamtliche Kranbetreuer hält auch Ausschau nach freiwilligen Helfern | Foto: jd
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Daher steht für ihn fest: Die im Programmheft angekündigten Führungen hoch auf den Kran wird es nicht geben. Die versicherungsrechtliche Frage ist aber nur ein Aspekt. "Das Gestell des Krans muss dringend entrostet und dann neu gestrichen werden", sagt der erfahrene Kranbaumeister, der bei Kampnagel seinen Job von der Pieke auf gelernt hat. Außerdem müssen am hölzernen Kranführerhäuschen einige Bretter ausgetauscht werden. "Die sind so löchrig, dass es schon durchregnet."

Remstädt hatte auch schon eine Stader Fachfirma gefragt: "Die wollten für 3.300 Euro die Roststellen entfernen und eine spezielle Schutzfarbe aufbringen. Das ist ein äußerst günstiger Preis", meint Remstädt. Doch selbst diese eher geringe Summe muss irgendwer bezahlen. Remstädt ging Klinkenputzen, fragte auch im Rathaus nach. Dort fühlte man sich nicht zuständig. Warum nicht, erläutert Pressesprecher Stephan Voigt auf WOCHENBLATT-Nachfrage: Das Grundstück, auf dem Hafenkran steht, gehört den Stadtwerken. "Später ging die Unterhaltungspflicht an die Stader Stiftung für Kultur und Geschichte über." Da diese sich in Liquidation befinde, seien wieder die Stadtwerke in der Pflicht.

Der Hafenkran gehört seit fast 100 Jahren zur Stader Silhouette. Er ist eines der Wahrzeichen der Hansestadt  Fotos: jd
  • Der Hafenkran gehört seit fast 100 Jahren zur Stader Silhouette. Er ist eines der Wahrzeichen der Hansestadt Fotos: jd
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Tatsächlich befand sich der Hafenkran jahrelang in der Obhut der Stiftung. Nach dem plötzlichen Tod ihres Gründers Dieter Kunze vor drei Jahren geriet die Stiftung in schwieriges Fahrwasser und befindet sich jetzt in Auflösung. "Wir haben kein Geld für den Kran", sagt Stiftungsvorstand und Liquidator Dr. Christian Pape. Er könne auch nicht sagen, ob der Kran jemals der Stiftung gehört habe. Er gehe ebenfalls davon aus, dass die Stadtwerke zuständig seien.

"Das ist doch wie beim Schwarze-Peter-Spiel", meint Remstädt. Einer schiebe die Verantwortung auf den anderen. Erst in der vergangenen Woche habe er von einer Mitarbeiterin der Stadtwerke noch die Auskunft erhalten, ihr Unternehmen sei nicht die Eigentümerin des Krans. Gegenüber dem WOCHENBLATT formulierte es Stadtwerke-Prokurist Olaf Schacht zwei Tage später ein wenig anders: "Fakt ist", so Schacht, "dass der Kran fest montiert auf einem Grundstück der Stadtwerke steht." Der Sachverhalt sei nicht eindeutig und man befinde sich noch in einem Klärungsprozess hinsichtlich der Zuständigkeiten, so Schacht. "Das kann noch ein paar Wochen dauern, bis alles geklärt ist." Aber schon jetzt könne er zusagen, dass sich die Stadtwerke kümmern wollen.

Roland Remstädt zeigt eine der Stellen in der Stahlkonstruktion, an denen der Rost nagt
  • Roland Remstädt zeigt eine der Stellen in der Stahlkonstruktion, an denen der Rost nagt
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"Hoffentlich halten die Stadtwerke diese Zusage ein", so Remstädts Kommentar dazu. Er selbst glaube niemandem mehr. "Ich engagiere mich hier seit Jahren und werde nur abgewimmelt, wenn ich etwas für den Kran erreichen möchte", ärgert sich der 78-Jährige. "Das ist eine bodenlose Frechheit."

Gerade erst war Remstädt erst wieder auf dem Kran, um für das am Wochenende anstehende "Craft Beer & Gourmet Festival" ein Werbebanner der Stadtwerke anzubringen. "Dafür bin ich dann gut genug." Eines hat sich Remstädt fest vorgenommen: "Wenn in den kommenden Wochen nicht verbindlich geklärt wird, wer für die Instandhaltung des Krans verantwortlich ist, werde ich diese Weihnachten zum ersten Mal keinen Weihnachtsbaum am Kran anbringen - aus Protest."

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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