Messung der Umweltradioaktivität
Was strahlt denn da?

Sonden zur Messung der Umweltradioaktivität wie diese in Hollenstedt gibt es in ganz Deutschland | Foto: bim
  • Sonden zur Messung der Umweltradioaktivität wie diese in Hollenstedt gibt es in ganz Deutschland
  • Foto: bim
  • hochgeladen von Bianca Marquardt
Service
Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

JOBS und KARRIERE

Seid ihr Schülerinnen oder Schüler und steckt noch mitten in der Phase der beruflichen Orientierung? Oder seid ihr bereits mittendrin in eurer Ausbildung? Egal, in welcher Phase ihr euch befindet, eines ist sicher: In Deutschland gibt es über 300 anerkannte Ausbildungsberufe, die nur darauf warten, von euch entdeckt zu werden! Egal, welchen Schulabschluss ihr habt, es gibt garantiert einen passenden Beruf für euch. Eine Ausbildung bietet nicht nur die Möglichkeit, frühzeitig Geld zu verdienen,...

(bim). Was strahlt denn hier? Das fragen sich viele Bürger, die zufällig die Pfähle mit den gelb-schwarzen Aufklebern entdecken mit der Aufschrift "Sonden zur Messung der Umweltradioaktivität". Bundesweit gibt es davon 1.800, in Niedersachsen 289 sowie jeweils sechs in den Landkreisen Harburg und Stade. Muss die Bevölkerung trotz des Ausstiegs aus der Atomenergie und nach Beendigung des Kalten Krieges etwa immer noch mit einer radioaktiven Bedrohung rechnen? Das WOCHENBLATT fragte beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nach, Pressereferentin Anja Lutz lieferte folgende Antworten:
"Die Sonden sind Bestandteil des ODL-Messnetzes des BfS. Das Messnetz überwacht rund um die Uhr die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland: Die Sonden ermitteln die sogenannte Ortsdosisleistung (ODL) an ihrem jeweiligen Standort. Die Ortsdosisleistung wird in der Einheit Mikrosievert pro Stunde (μSv/h) angegeben. Dies entspricht der Gammastrahlung aus der Umgebung pro Stunde an einem bestimmten Ort.
Um eine standardisierte Vergleichbarkeit der gemessenen ODL-Werte zu gewährleisten, wird für die Aufstellung einer Messsonde eine möglichst ebene, unbebaute Fläche ausgewählt.
ODL in Deutschland
Die natürliche ODL bewegt sich in Deutschland je nach örtlichen Gegebenheiten ungefähr zwischen 0,05 und 0,18 Mikrosievert pro Stunde. Diese äußere Strahlenbelastung ist an einem Ort weitgehend konstant. Kleinere, kurzzeitige Erhöhungen treten auf, wenn radioaktive Zerfallsprodukte des natürlich vorkommenden radioaktiven Gases Radon durch Niederschläge aus der Atmosphäre ausgewaschen und am Boden abgelagert werden. Eine Abschwächung der Strahlung ergibt sich zum Beispiel, wenn der Boden von Schnee bedeckt ist.
Die Messdaten aller ODL-Sonden sind abzurufen auf odlinfo.bfs.de und über eine Kartenansicht (www.odlinfo.bfs.de/ODL/DE/themen/wo-stehen-die-sonden/karte/karte_node.html) oder über die Messstellenliste (www.odlinfo.bfs.de/ODL/DE/themen/wo-stehen-die-sonden/liste/liste_node.html) zu den Daten der ODL-Sonden.
Aufgabe und Geschichte des ODL-Messnetzes
Erste Ansätze zur Errichtung eines bundesweiten Messnetzes wurden bereits in den 1960er-Jahren unternommen. Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges waren die ersten Messonden nicht empfindlich genug, um die natürlich vorhandene Radioaktivität zu erfassen. Sie waren für den Nachweis stark erhöhter Strahlung nach einem Atombombenabwurf gedacht. Erst nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl 1987 wurde das Messnetz flächendeckend so umgerüstet, dass es auch geringere Veränderungen der Strahlungsstärke registrieren konnte. Die Geschichte des Messnetzesist hier nachzulesen: odlinfo.bfs.de/ODL/DE/themen/was-ist-odl/geschichte/geschichte_node.html.
Wichtige Frühwarnfunktion
Heute hat das ODL-Messnetz eine wichtige Frühwarnfunktion, um erhöhte Strahlung durch radioaktive Stoffe in der Luft in Deutschland schnell zu erkennen. Bereits eine geringe Erhöhung der Strahlung an mehreren benachbarten ODL-Sonden führt zu einem Alarm, und die Ursache der Erhöhung wird überprüft. Im Falle der Ausbreitung einer radioaktiven Schadstoffwolke – etwa nach einem Unfall in einem Kernkraftwerk – könnte diese nahezu in Echtzeit verfolgt werden. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung, um sehr kurzfristig gezielte Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung einzuleiten.

Der Ausstieg aus der Kernenergie ist in Deutschland noch nicht abgeschlossen und im benachbarten Ausland wird weiterhin Kernenergie genutzt, sodass Deutschland trotz Atomausstieg auch in Zukunft auf nukleare Unfälle vorbereitet sein muss. Radioaktivität macht an Grenzen nicht halt. Ein Unfall im europäischen Ausland kann auch Deutschland betreffen. Deswegen ist weiterhin ein leistungsfähiges Radioaktivitätsmessnetz erforderlich, über das schnell betroffene Gebiete ermittelt werden können, damit Schutzmaßnahmen eingeleitet werden können. Daneben sind Messungen auch wichtig, um die Betroffenheit eines Gebietes ausschließen zu können.
Die wichtigste Erkenntnis, die das BfS täglich aus den Messdaten des ODL-Messnetzes zieht, ist, dass keine radioaktive Wolke über Deutschland zieht."
Umfassende weitere Informationen über das ODL-Messnetz des BfS gibt es unter www.odlinfo.bfs.de.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

Webseite von Bianca Marquardt
Bianca Marquardt auf Facebook
Bianca Marquardt auf YouTube
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

11 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Service

Wichtige WOCHENBLATT-Mail-Adressen

Hier finden Sie die wichtigen Email-Adressen und Web-Adressen unseres Verlages. Wichtig: Wenn Sie an die Redaktion schreiben oder Hinweise zur Zustellung haben, benötigen wir unbedingt Ihre Adresse / Anschrift! Bei Hinweisen oder Beschwerden zur Zustellung unserer Ausgaben klicken Sie bitte https://services.kreiszeitung-wochenblatt.de/zustellung.htmlFür Hinweise oder Leserbriefe an unsere Redaktion finden Sie den direkten Zugang unter...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.