Musik im Chor in Buchholz
Sie ebnete Frauen den musikalischen Weg

Ursel Hellmann spielt so gerne wie früher | Foto: sra
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Sie ebnete den Weg für Frauen und Mädchen im Posaunenchor in Buchholz. Jüngst wurde Ursel Hellmann vom Posaunenchor Buchholz anlässlich ihrer 70-jährigen Mitgliedschaft geehrt. Die 83-Jährige frönte ihrer großen Leidenschaft, der Musik, bereits mit sechs Jahren. Zu dieser Zeit sang sie schon im Kinderchor und hätte sehr gerne auch ein Instrument erlernt. Vorzugsweise Orgel oder Querflöte. Leider war die Familienkasse, so kurz nach dem Krieg, leer und Instrumente galten damals wie heute als größere Anschaffung. Im Laufe der darauffolgenden Jahre kam ihr die Idee, sich einem Posaunenchor anzuschließen, da sie gehört hatte, dass die Mitglieder dort auf choreigenen Instrumenten spielen durften.

Instrumente waren damals den Männern vorbehalten

Es war damals nicht gerade üblich, dass Frauen überhaupt Instrumente spielten und noch viel unüblicher war es, dass sie dies in einem Chor taten. Unter dem Vorwand, dass es keine freien Instrumente mehr gäbe, winkte der damalige Chorleiter ab. Doch das zielstrebige Mädchen blieb hartnäckig. Schließlich bekam sie von ihrem Onkel, welcher einen Bläserchor leitete, ein altes Flügelhorn. Als sie daraufhin erneut zum widerständigen Chorleiter ging, hatte dieser keine Argumente mehr, sie nicht aufzunehmen, und so war Ursel Hellmann mit 13 Jahren die erste Frau im Buchholzer Posaunenchor. Damit ebnete sie den Weg für weitere musikinteressierte Mädchen und Frauen. Ein halbes Jahr nach ihrem Eintritt 1953 spielte sie das erste Mal am Ostersonntag auf dem Friedhof. Eine große Ehre. Im gleichen Jahr durfte sie auch gemeinsam mit ihren Bläserkollegen auf dem Hamburger Kirchentag auftreten. Dass Ursel Hellmann einmal 70-jähriges Jubiläum im Posaunenchor feiern würde, dachte damals wohl noch niemand. "Sieben Chorleiter habe ich abgearbeitet", lacht die Musizierende. 1969 war ein gutes Jahr für die Bläserin. Zum einen, wurde sechs Jahre nach der Geburt ihrer Tochter ihr Sohn geboren und zum anderen beschenkte sie sich selber mit einer "Bach" - Trompete. Das Instrument wurde damals in Amerika gefertigt und sie musste es beim Hamburger Zoll abholen. "Das war damals eine große Sache", resümiert Hellmann. Selbiges Instrument besitzt und spielt sie bis heute. 

Bis heute spielt die Bläserin auf ihrem ersten eigenen Instrument - 54 Jahre schon  | Foto: sra
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Ein Lieblingslied hat die Handeloherin nicht

Die Frage nach ihrem Lieblingslied lässt Frau Hellmann leicht schnaufen: "Das fragen alle. Ich habe aber kein Lieblingslied. Ich mag schöne Lieder. Ja, Hauptsache es klingt schön. Wenn ich was antworten muss, dann würde ich sagen, sind es Choräle." sagt die frisch Geehrte. Als Choral bezeichnet man im weitesten Sinne rhythmisch einfache Melodienbewegungen, welche häufig in kirchlichen Liedern von Blechbläsern gespielt werden. Die Kirche und die Gemeinschaft dahinter waren der Musikerin stets ein Begleiter. Ob es die deutschlandweit veranstalteten Kirchentage waren, welche sie gemeinsam mit dem Chor, ihrem Mann und ihrem Sohn bereiste - oder die Arbeit in der Kirche Handeloh. Vom Jahre 1976 bis 2000 war sie Kirchenvorstand in der Nikodemus-Kirche Handeloh. "Wir haben so viele schöne Zeiten gehabt. Wir haben viel selber gemacht. Wenn es etwas nicht gab, dann haben wir es eben ins Leben gerufen", erinnert sich Ursel Hellmann sinngemäß. In der Kirchengemeinde Handeloh gab es die letzten 50 Jahre fast nichts, wo sie "ihre Finger nicht im Spiel hatte". Von der Einführung einer Kinderbibelwoche über veranstaltete Basare bis hin zu der Betreuung des Seniorenkreises, in welchem sie heute noch aktiv ist, überließ sie nichts dem Zufall. Sehr wichtig ist der aktiven Rentnerin nach wie vor der Kinderchor Handeloh, welchen sie jahrelang leitete und dabei stets darauf achtete, dass die Kinder lernten, sauber zu singen.  

Auf die Frage, ob das Spielen im Alter anstrengender geworden sei, antwortet die fidele Frau lachend: "Heutzutage muss ich manchmal zwischenatmen und manchmal wollen die Finger nicht mehr so schnell wie der Kopf. Ich werde spielen, bis es nicht mehr geht."

Interessierte dürfen sich also darauf freuen, auch in Zukunft Musik von Ursel Hellman und dem Posaunenchor Buchholz lauschen zu können.

Posaunenklänge in Handeloh schenken Freude in Coronavirus-Krise
Redakteur:

Sven Rathert aus Seevetal

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