WOCHENBLATT-Serie über Ehrenamt in Buchholz
Sie machen Senioren am Computer fit

Heinz Köhler leitet den Förderverein Computerbildung, Senioren-Computertraining, Hannelore Binz hat durch den Verein den Computer kennen- und schätzen gelernt  | Foto: Helms
  • Heinz Köhler leitet den Förderverein Computerbildung, Senioren-Computertraining, Hannelore Binz hat durch den Verein den Computer kennen- und schätzen gelernt
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os/nw. Buchholz. Vor der sechsten Buchholzer Ehrenamtsmesse, die am Samstag, 14. Mai, 10 bis 15 Uhr, mit 28 Vereinen und Institutionen im Veranstaltungszentrum Empore in Buchholz (Breite Str. 10) stattfindet, stellt das WOCHENBLATT in Kooperation mit der Buchholzer Freiwilligenagentur f•e•e (freiwillig, ehrenamtlich, engagiert) in einer Serie engagierte Helferinnen und Helfer vor. Interviewpartner im fünften und letzten Teil sind Heinz Köhler, der sich seit vielen Jahren im Förderverein Computerbildung, Senioren-Computertraining engagiert, und Hannelore Bilz, die durch den Verein Computer kennen und schätzen lernte.

WOCHENBLATT: Herr Köhler, wie sind Sie zum Verein gekommen?
Heinz Köhler: Nach dem Ausscheiden aus meinem Berufsleben habe ich 2012 ein neues Aufgabengebiet gesucht und bin durch einen Bekannten auf den Computerverein aufmerksam gemacht worden. In erster Linie ging es mir darum, etwas für mich selber zu tun, bin dann aber dazu übergegangen, mich im Verein zu engagieren.
WOCHENBLATT: Was hat Sie bewogen, ehrenamtlich aktiv zu werden?
Heinz Köhler: Auf alle Fälle der Spaß an der Zusammenarbeit mit Menschen. Während meines Berufslebens hatte ich wenig Kenntnis vom Computer, ich habe sie höchstens verkauft - und dann auch nur spezielle Geräte für die grafische Industrie. Angefangen mit Office-Grundprogrammen, habe ich mich später speziellen Programmen wie Bildbearbeitung und Powerpoint zugewandt. Da ich selber mit 72 Jahren nicht mehr der Jüngste bin, lag mir auch die Betreuung der Senioren am Herzen.
WOCHENBLATT: Was machen Sie und wie hoch ist Ihr Zeitaufwand?
Heinz Köhler: Mittlerweile bin ich 1. Vorsitzender und habe die ehrenamtliche Aufgabe, den Verein zu führen. Unterstützt werde ich durch drei weitere Mitstreiter, alle als gewählte Vorstandsmitglieder. Gleich-zeitig bin ich Leiter oder besser gesagt Trainer von zwei Gruppen, die ich regelmäßig anleite. Insgesamt komme ich wohl auf 30 Stunden im Monat.
WOCHENBLATT: Welche Aufgaben gibt es im Verein?
Heinz Köhler: Zur Zeit verfügen wir über zehn Gruppenleiter, die in den unterschiedlichen Kursen unterrichten. Die Teilnehmer lernen den eigenständigen Umgang mit Computer, Smartphone und Tablet. Die Kurse umfassen einen jährlichen Zeitraum von 80 Stunden und sind mit bei zehn bis 14 Teilnehmern belegt.
WOCHENBLATT: Was leistet der Verein?
Heinz Köhler: Er holt die Menschen ab, die sich heute mit dieser Technologie auseinandersetzen müssen. Das haben wir ganz besonders in den vergangenen zwei Jahren festgestellt, als es auf einmal hieß, man solle sich Impftermine oder weitere Informationen und Richtlinien aus dem Netz über das Smartphone besorgen – damit waren sehr viele Mitmenschen einfach überfordert. Diese Problematik, mit der daraus resultierenden Hilflosigkeit, wird in der Gruppe mit viel Spaß und Elan angegangen. Somit geht die Angst vor der unbekannten Technologie verloren und wir nehmen auch die Sorge, dass man etwas kaputtmachen kann.
WOCHENBLATT: Wie lange sind Sie dabei und was motiviert Sie, weiterzumachen?
Heinz Köhler: Zehn Jahre bin ich dabei. Der Spaß am Umgang mit Computer und das darauf resultierende Interesse, immer mehr kennenlernen zu wollen und sich weiterzubilden ist meine Motivation. Und: Ich ist schon stolz, wenn ich selbst entworfene Flyer oder Magazine in den eigenen Händen halte!
WOCHENBLATT:
 Hat sich Ihr Bekannten- und Freundeskreis erweitert?
Heinz Köhler: Oh ja, das hat sich gravierend verändert. Es sind sehr viele Kontakte dazugekommen und besonders Menschen aus Bereichen, mit denen ich sonst nie Berührung gekommen wäre.
WOCHENBLATT: Ihr schönstes Erlebnis?
Heinz Köhler: In einem Kurs erzählte eine Dame, deutlich über 80 Jahre, eine Freundin hätte sie gefragt, warum tust du dir das noch an. Darauf erwiderte sie: „Weil ich nicht dumm sterben möchte“.
WOCHENBLATT: Was bringt Ihnen persönlich das Ehrenamt?
Heinz Köhler: Für mich, ganz klar, das Erlernen von Geduld! Wiederholung – Wiederholung – Wiederholung – das heißt Geduld, denn man kann nicht von Menschen erwarten, die nie mit Computern zu tun gehabt hatten, dass sie das Gebiet nach zwei Sätzen beherrschen. Sie müssen ganz langsam herangeführt werden, aber – so haben mir Lehrer erzählt – das gilt auch für Kinder und Jugendliche.
WOCHENBLATT: Wie sieht es mit Unterstützung aus?
Heinz Köhler: Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt Buchholz und bekommen Unterstützung, was die Belegung der Räume in Grundschulen angeht. Man hat immer ein offenes Ohr für uns, es ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Gesetzgebung durch zu viele Auflagen häufig das Ehrenamt behindert. Aus unserer Sicht wurde bei der Einführung der Datenschutzverordnung nicht daran gedacht, dass es Vereine gibt, die damit sehr überfordert waren oder auch heute noch sind.
WOCHENBLATT: Wie bekannt ist Ihr Verein?
Heinz Köhler: Einerseits wünschen wir uns einen größeren Bekanntheitsgrad, andererseits sind wir ein bisschen zurückhaltend geworden, denn wir müssten mit den jetzt vorhandenen Ehrenamtlichen auch alles abdecken und abarbeiten können. Auf der Suche nach zusätzlichen Ehrenamtlichen, haben wir hier schon häufig Hilfe von f•e•e erhalten, die sehr erfolgreich war.
WOCHENBLATT: Was muss man mitbringen, um sich im Förderverein zu engagieren?
Heinz Köhler: Spaß am Umgang mit Menschen! Keiner muss ein Crack am Computer sein, gute Grundkenntnis-se reichen aus. Auch technisch Begabte, die nicht unterrichten wollen, können uns in der Instandhaltung der Geräte oder per Hilfestellung an der Software unterstützen. Kenntnisse, losgelöst vom Computer, sind ebenfalls gern gesehen – denn auch wir brauchen Verwalter, Kassenwart und Co.
WOCHENBLATT: Was würde Ihnen ohne Ehrenamt fehlen?
Heinz Köhler: Ganz viele Menschen würde mir fehlen! Für mich ist es das wichtigste im Leben, nach dem Aus-scheiden aus dem Berufsleben weiterhin viele Kontakte zu haben. Immer neue Menschen, neue Herausforderungen, immer neugierig bleiben – das alles wird mir durch das Ehrenamt geboten.
WOCHENBLATT: Ihr Fazit?
Heinz Köhler: Von dem, was ich einbringe, bekomme ich eine ganze Menge zurück. Verbindungen entstehen, wo ich merke, die- oder derjenige freut sich, dass ich ihr oder ihm geholfen habe. Das ist immer wie-der ein schönes Erlebnis und manchmal auch sehr beeindruckend.

Wie wird die Arbeit des Vereins von Mitgliedern eingeschätzt? Darüber berichtet Hannelore Bilz, 78, die vor knapp einem Jahr Mitglied wurde.
WOCHENBLATT: Frau Bilz, wie sind Sie zum Verein gekommen?
WOCHENBLATT: Ich war kurz davor, meinen Computer aus dem Fenster zu werfen – nichts funktionierte so, wie ich es sollte. Eine Nachbarin, seit vielen Jahren Vereinsmitglied, hat mich aufmerksam gemacht. Das ist jetzt ein dreiviertel Jahr her und meine Mitgliedschaft war die klügste Entscheidung, die ich treffen konnte. Vorher habe ich viele Kurse der Kreisvolkshochschule besucht, doch leider ist das An-gebot in Sachen Computer nur noch sehr gering, nicht nur für Senioren. Hinzu kommt, dass die Kurse auch relativ viel Geld gekostet haben. Im Gegensatz dazu ist der Vereinsbeitrag mit 10 Euro im Monat bescheiden.
WOCHENBLATT: Was bringt Ihnen die Arbeit des Vereins?
Hannelore Bilz: Erkenntnis! Berufsmäßig habe ich früher zwar auch mit Computerprogrammen gearbeitet. Aber wie wichtig Smartphones und Tablets heute sind, ist mir erst durch den Computerverein klar geworden. Diese Technologie beansprucht im täglichen Leben einen immer größeren Raum! Heute kann ich fast selbständig mit den Geräten umgehen und benötige kaum noch Hilfe von Dritten. Im Gegenteil, mittlerweile kann ich sogar manchmal Freunden helfen. Das macht mich glücklich und auch ein bisschen stolz.
WOCHENBLATT: Nutzen Sie spezielle Programme?
Hannelore Bilz: Ja, für die Bildbearbeitung. Mein Mann und ich gehen gerne auf Reisen und wenn ich dann Zuhause die Fotos bearbeite, erlebe ich die Reise noch einmal - Bilder und Filme von früheren Reisen anzuschauen und sich bewusst zu machen, was wir alles Schönes erleben durften! Die Ansprüche an die eigenen Fotos steigen dabei natürlich. Deshalb korrigiere ich heute auch viele Bilder am Computer. Beim Umgang mit der Software - etwa die Aufnahme begradigen und am Horizont ausrichten, Kontrast, Helligkeit oder Farben anpassen - lerne ich, wie ich mit dem Programm meine Foto besser machen kann.
WOCHENBLATT: Hat sich durch Vereinszugehörigkeit Ihr soziales Umfeld verändert?
Hannelore Bilz: Ich bin seitdem mehr in Buchholz angekommen. Zwar lebe ich schon viele Jahrzehnte hier, aber aufgrund der beruflichen Tätigkeit war das ganze Leben nach Hamburg ausgerichtet, ich hatte hier deshalb nur wenig Kontakte. Jetzt kenne ich so viele Menschen, die man auch außerhalb der Kur-se auf dem Markt, in Geschäften oder Cafès trifft - das ist schön und vertraut. Dadurch haben sich Gruppen gefunden, die nichts mit Computern zu tun haben und einen sozialen Austausch geschaffen, der gerade in der Coronazeit besonders wichtig war und ist.
WOCHENBLATT: Ihr Fazit?
Hannelore Bilz: Gerade in meiner Generation gibt es eine große Scheu vor Computern, die Angst, von der Bedie-nung der Technik überfordert zu sein. Aber das ist total falsch! Einfach herkommen, Spaß haben und dabei auch noch etwas lernen – so nimmt man auch im Alter noch richtig am Leben teil. Ich bin meiner Nachbarin unendlich dankbar für ihren Tipp, den ich heute gerne weitergebe.
WOCHENBLATT: Frau Bilz, Herr Köhler, vielen Dank für das Gespräch.

Förderverein Computerbildung Senioren Computertraining e.V.

Gegründet im Jahre 2008 hat es sich der Verein zur Aufgabe gemacht, älteren und interessierten Menschen den Computer und besonders die Informationstechnologie, sprich Handy und Tablet, näher zu bringen. Er ist ein eigenständiger gemeinnütziger Verein, dessen fast 100 Mitglieder regelmäßig die wöchentlichen Kurse besuchen. Aufgrund des stark veränderten Lebens innerhalb der Pandemie hat der Verein durch verschiedene Initiativen rund 500 Personen helfen können. Der Verein hat seinen Sitz in der Mühlenstraße 24, seine Aktivitäten finden aber an verschiedenen Stätten statt. Dazu zählen sowohl die Grundschulen in Buchholz und Hanstedt, das Sozialkontor Buchholz die AWO-Buchholz in der Seniorenbegegnungsstätte. Für den Verein würde ein Wunsch in Erfüllung gehen, bekäme er einen eigenen Raum zur Verfügung gestellt, in dem er unterrichten kann. Gerne in zentraler Lage, vielleicht ein nicht mehr genutztes Ladengeschäft, für alle gut und leicht erreichbar. Mehrere Anläufe führten bisher nicht zum Ziel, da keine großen Mieten gezahlt werden können. Nicht zuletzt, weil die Mitgliedsbeiträge bewusst gering und seit 2008 unverändert sind. Ziel des Vereins ist, jedem die Möglichkeit zur Weiterbildung zu geben. Mit den Beiträgen können deshalb nur Anschaffung und Wartung der Computer finanziert werden. Wer sich angesprochen fühlt, wendet sich zur ersten Kontaktaufnahme an die Freiwilligenagentur f·e·e unter Telefon 0176-54639639 oder per Mail an fee@freiwilligenagentur.net.

Die im Vorwege zur Ehrenamtsmesse geführten Gespräche/Interviews sind ungekürzt auch auf der Homepage der Freiwilligenagentur f.e.e. unter www.fee-buchholz.de nachzulesen.

Schlaganfall-Initiative: Damit die Erkrankung kein Tabu mehr ist
Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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