Wie Kühe und Alpakas Singles beim Daten helfen
Speeddating auf dem Land

WOCHENBLATT-Volontärin Pauline nahm für ihre Recherche am Speeddating teil | Foto: pm
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Als Single auf dem Land hat man bei Weitem nicht die Möglichkeiten, die Stadt-Singles haben. Verfügbare Junggesellen sind Mangelware und auf Online-Singlebörsen findet man immer nur dieselben Leute, sofern man keine großen Distanzen zurücklegen möchte. Bei meinen Recherchen zum Thema Dating auf dem Land bin ich, WOCHENBLATT-Volontärin Pauline Meyer, auf zwei interessante Angebote für Singles in den Landkreisen Harburg und Stade gestoßen: Speeddating auf dem Land. Jennifer Johansson, vom Hof Johansson aus Toppenstedt, verkuppelt Alleinstehende im Stroh, unter Aufsicht ihrer Milchkühe. Bei Hanna Brinkmann, vom Hof Waldersdi aus Brest, sollen sich die Frauen und Männer bei einer Alpaka-Wanderung ineinander verlieben. Kurzerhand habe ich mich selbst bei einer der Veranstaltungen angemeldet, bei der ich zwar nicht die große Liebe gefunden, aber einen spannenden Sonntagabend verbracht habe.

Jennifer Johansson organisiert das Speeddating im Stroh | Foto: pm
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Es riecht nach Heu im Kuhstall der Johanssons, rechts und links von mir beobachten zahlreiche Wiederkäuer die Szenerie. Im Gang des Stalls sind sechs Strohballen aufgebaut, auf denen jeweils eine Teilnehmerin und ein Teilnehmer, ausgestattet mit Zettel und Stift, Platz finden. Und dann läutet die Kuhglocke, als Signal, dass die sieben Minuten Gesprächszeit starten. Mein erstes Gespräch entwickelt sich nur zögernd, Joe* ist sehr zurückhaltend und hält nur kurzen Augenkontakt. Er ist etwa 1,75 Meter groß, dunkelblond und hat ein schüchternes Lächeln. Ich finde mich eher in einer Art moderierender Funktion wieder als in einem gegenseitigen Kennenlernen. Dadurch erfahre ich von seiner Tätigkeit in der Landwirtschaft und dass er sonst nicht viele andere Hobbys hat. Fragen stellt er keine. Joe scheint zwar ein netter Kerl zu sein, seine Schüchternheit macht es allerdings schwer, ihn kennenzulernen, ohne dabei in eine Art Verhör-Situation zu geraten.

Mit Zettel und Bier ausgestattet startet das Speeddating im Stroh | Foto: pm
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Doch - zum Glück - es gibt auch flüssigere, interessante Gespräche. "Es ist ein toller Weg, Leute kennenzulernen", bestätigt Ben*, der schon zum zweiten Mal dabei ist. "Den ersten Eindruck kann man eben am besten persönlich gewinnen." Das Erste, was mir an Ben auffällt, sind seine blauen Augen und Grübchen in den Wangen, wenn er lächelt. Mit ihm verfliegen die Minuten. Er erzählt von seinem Job in der Lebensmittelbranche und seinem mutigen Berufswechsel während der Corona-Pandemie. Ich bin beeindruckt. Ben war mir schon auf dem Weg zum Stall aufgefallen, denn er erreichte zeitgleich mit mir den Hof auf einem blitzblankpolierten Motorrad. Ich frage ihn, ob er beim letzten Mal denn niemanden gefunden hätte. "Doch", antwortet Ben. "Ich hatte auch ein Match, wir haben uns ein paarmal getroffen, am Ende hat es aber nicht für mehr gereicht." Deshalb sei er heute wieder dabei.
Auf Ben folgt Lars*, der auch schon zum zweiten Mal dabei ist. Lars ist etwa 1,80 Meter, hat dunkles Haar und eine schlanke Figur. Vor allem aber ist Lars witzig. Mit ihm lache ich während der sieben Minuten am meisten. Sein norddeutscher Dialekt ist charmant, seine Sprüche unterhaltsam: Die Wellenlänge stimmt. Lars arbeitet im kaufmännischen Bereich und hat, wie viele der anderen Männer, einen Bezug zur Landwirtschaft. Bei ihm ist es aber eher ein Hobby. Lars bekomme ich auch dazu, nach der Gesprächsrunde ein Foto von mir für meinen Artikel zu machen. Ich nehme seine Hilfe gerne an, auch wenn seine Foto-Künste zu wünschen übrig lassen. Mit etwas Hilfestellung schafft er es dann doch noch, ein gutes Foto zu schießen. Danke nochmal dafür.

Insgesamt führe ich sechs Gespräche. "Schon vorbei? Das ging schnell", sagen einige, nachdem das Gesprächs-Karussell endet und wir unsere ausgefüllten Zettel bei Jennifer abgeben. Ob ein Match dabei ist, erfahren wir erst am nächsten Tag per Mail. Falls ja, werden unsere Nummern ausgetauscht.
Teilgenommen haben die verschiedensten Leute. Einige kamen von weiter her, aus Hannover und Pinneberg, andere stammen aus dem Nachbardorf und wurden von Freunden beim Speeddating angemeldet. Letztlich waren alle da, um jemanden kennenzulernen. Auch unter den Frauen gibt es bereits Speeddating-Erfahrene. Von ihnen hatten zwei schon an Veranstaltungen in Hamburg teilgenommen, die gemütliche und kleinere Runde im Kuhstall gefällt ihnen allerdings besser. "Man muss sich nicht so viele Namen merken", scherzt die blonde Lucy* mit dem schönen Lächeln. Ohnehin sind die Frauen der Runde durchweg attraktiv und sympathisch. Mit ihnen unterhalte ich mich vor und nach der Gesprächsrunde noch intensiv - eine regelrechte Verschwesterung gleichgesinnter Single-Damen.

Veranstalterin Jennifer Johansson ist zufrieden mit dem Abend. Die gebürtige Hamburgerin, die selbst der Liebe wegen aufs Land gezogen ist, will mit dem Speeddating "ein bisschen Stadt aufs Land bringen", schließlich sei das Konzept in der Stadt nichts Außergewöhnliches. Für mich brachten gerade die ländliche Atmosphäre und die Tiere eine Lockerheit in die Gespräche, die vielleicht in einem anderen Ambiente gefehlt hätte.

Hanna Brinkmann vom Hof Waldersdi und ihr AlpakaSven helfen Singles auf die Sprünge | Foto: pm
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Kühe und Alpakas helfen also tatsächlich beim Kennenlernen, weiß auch Hanna Brinkmann, vom Lama- und Alpaka-Hof Waldersdi. "Die Liebe zu Tieren ist immer die erste Gemeinsamkeit der Teilnehmer und beim Führen der Alpakas hat man immer ein Gesprächsthema", erklärt Hanna. Dass aus ihren Teilnehmern mehr werden kann, hat sie auch schon erlebt - zu einer Hochzeit wurde sie bislang allerdings nicht eingeladen. "Noch nicht", scherzt die 32-Jährige.
Für mich war die Teilnahme am Speeddating eine besondere Erfahrung. Ich habe interessante Gespräche geführt und nette Menschen kennengelernt - ein Herz habe ich nicht verteilt, denn der Funke ist bei niemanden richtig übergesprungen. Trotzdem finde ich, dass Speeddating auf dem Land eine spannende Alternative für Kleinstadt-Singles ist. Es muss eben nur der bzw. die Richtige dabei sein.

Hanna Brinkmann vom Hof Waldersdi und ihre Alpakas und Lamas helfen Singles auf die Sprünge | Foto: pm
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*Name von der Redaktion geändert

Redakteur:

Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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