Proteste der Landwirte
Weit mehr als nur Agrardieselsubventionen

Auf der A1-Brücke in Dibbersen versammelten sich die Landwirte und ihre Kinder nach der Treckerfahrt durch Buchholz
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os. Buchholz. Ein kurzes, zustimmendes Hupen, ein hochgestreckter Daumen - die Landwirte können sich bei ihren Protesten gegen die Politik der Bundesregierung der Unterstützung von vielen Passanten sicher sein. WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Oliver Sander fuhr am Mittwoch im Trecker von Landwirt Stefan Becker bei einer der sogenannten Bewegungsfahrten durch Buchholz mit. Becker und acht Kollegen aus der Nordheidestadt sowie der Umgebung machten mit ihrer langsamen Fahrt vom Gewerbegebiet Trelder Berg durch die Innenstadt und das Fachmarktzentrum bei Möbel Kraft bis zur Brücke über die A1 bei Dibbersen auf ihrer Forderungen aufmerksam. Und die gehen weit über Agrardieselvergünstigungen hinaus, die sich als Hauptforderung in der Öffentlichkeit manifestiert haben. "Wir wollen eine Politik mit Verstand, die uns Landwirten Planungssicherheit gibt. Zudem wollen wir in Entscheidungen eingebunden werden, anstatt dass man uns ständig neue bürokratische Maßnahmen vor den Latz knallt", betont Stefan Becker.


Flächen müssen stillgelegt werden

Man merkt den Landwirten an, dass es in ihnen brodelt. "In den vergangenen Jahren ist eigentlich nur noch Politik gegen uns gemacht worden", verdeutlicht Becker. Er bewirtschaftet etwa 80 Hektar Land, ist zudem Schweine- und Hühnerhalter. Eine Maßnahme, die die Landwirte umsetzen müssen, ist die Stilllegung von vier Prozent ihrer Nutzflächen. Das sind bei Stefan Becker 3,2 Hektar. Wenn man z.B. beim Weizenanbau von einem Ertrag von sieben Tonnen pro Hektar ausgeht, fehlen allein bei Beckers Flächen etwa 22,4 Tonnen Getreide - zum einen im Markt, zum anderen im Portemonnaie des Landwirts. Und das zu einer Zeit, in der durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine deren Getreidelieferungen deutlich zurückgegangen sind.


Rote Gebiete werden bestimmt

Auch die sogenannten roten Gebiete machen den Bauern zu schaffen. Diese wurden wegen zu hoher Nitratwerte ausgewiesen, unabhängig davon, ob das Grundwasser an der betroffenen Stelle tatsächlich belastet ist oder nicht.

Das geht von den Gewinnen runter

Thema hohe Gewinne: Es sei richtig, dass viele Bauern auf ein gutes Wirtschaftsjahr zurückblicken, sagen die Buchholzer Landwirte. Aber: Diese seien zum Teil auf die hohen Getreidepreise durch den Ukrainekrieg zurückzuführen, zum Teil auf Gewinne durch den Verkauf von Tieren und Fahrzeugen durch die Aufgabe von Teilen des Betriebs. Und: Von den Gewinnen gingen noch die Beiträge für Sozial- und Krankenversicherung herunter, zusätzlich die Altersvorsorge und die Tilgung von Krediten. "Wenn man das umrechnet, haben wir einen Stundenlohn, der sich in der Nähe des Mindestlohns bewegt", rechnet Stefan Becker vor.

Internationaler Wettbewerb

"Wir haben nicht die Marktmacht wie etwa die Autoindustrie. Die kann höhere Preise auf die Kunden umlegen, wir nicht", erklärt Landwirt Malte Eickhoff aus Buchholz-Sprötze. Man stehe im internationalen Wettbewerb, ergänzt Marco Bruns vom Beratungsring im Landkreis Harburg. Dass die Steuerlast und die Regulierungen für die Landwirte im benachbarten Ausland deutlich geringer seien, wertet Bruns als "Wettbewerbsverzerrung". "Wir würden gerne auf die Subventionen verzichten, aber dann brauchen wir die gleichen Voraussetzungen wie die Kollegen im Ausland", betont Bruns. Nur wenn das gewährleistet sei, könne der Markt entscheiden. Ein Problem: Viele Kunden sind in Deutschland nicht bereit, die höheren Preise der einheimischen Produzenten zu bezahlen. In einem Großmarkt lag jüngst reichlich Fleisch - aus Chile ...

Thema Agrardiesel

Beim Thema Wettbewerbsgleichheit kommen die Landwirte in Buchholz schließlich doch noch auf den Agrardiesel. Man bezahle durch das Tanken von Diesel Steuern, die ursprünglich zur Sanierung der Straßen-Infrastruktur verwendet werden sollte, erinnert Stefan Becker. Da die Landwirte mit ihren Fahrzeugen zu 90 Prozent gar nicht auf Straßen, sondern auf ihren Äckern unterwegs seien, sei es nur fair, dass sie 21,48 Cent pro Liter erstattet bekommen. Der Wegfall der Förderung sei nichts anderes als eine Steuererhöhung für die Landwirte, kritisiert Marco Bruns vom Beratungsring. (os).         

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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