"Ich kann mehr, als ich dachte" - Wie Angelika Friedrich trotz harter Schicksalsschläge und schwerer Krankheit neuen Lebensmut fand
So manch einer hätte schon nach einem der Schicksalschläge, die Angelika Friedrich (58) hinnehmen musste, aufgegeben. Nicht so die Buxtehuderin. Mit konsequentem Fitnesstraining trotzt sie allem unvorstellbaren Leid: Zwei ihrer vier Kinder hat sie verloren. Eine Tochter starb bei der Geburt, der Sohn im Alter von 15 Jahren vor zehn Jahren an Krebs.
Außerdem hatte Angelika Friedrich Zeit ihres Lebens mit den Folgen von Kinderlähmung zu kämpfen. Die tückische Krankheit befiel sie im Alter von elf Monaten. Damit nicht genug: Als die Bürokraft vor drei Jahren immer wieder hinfiel, ließ sie sich medizinisch untersuchen. Und erfuhr, dass sie unter dem Post-Polio-Syndrom leidet, einer Folgeerscheinung der Kinderlähmung. Angelika Friedrich hat keine Kraft in den Beinen mehr. Auch der Rücken ist betroffen. Sie ist in Erwerbsminderungsrente, trägt spezielle Orthesen, kann nur noch kurze Strecken an Krücken zurücklegen. Weil sie nicht mehr Autofahren kann, ist sie draußen mit ihrem Scooter unterwegs.
"Ich habe trotz der Unterstützung meines Mannes und meiner beiden Töchter Zeiten gehabt, in denen ich nicht mehr aus dem Bett aufstehen wollte", erinnert sie sich. Doch ihr Bewegungsdrang ließ das nicht lange zu. "Ich habe immer Sport getrieben", erzählt Angelika Friedrich: Krankengymnastik, Schwimmen, Fitnesstraining. Da es in der Region kein Schwimmbad gibt, das über einen Pool-Lift verfügt, fällt diese Sportart weg. Also machte sich Angela Friedrich auf die Suche nach einem Fitnessstudio, in dem sie trotz ihrer Handicaps trainieren kann. Dass sie heute ihr Leben wieder genießen kann, verdankt sie ihrer Mitgliedschaft bei "Pep Lady's" in Buxtehude. "Mein körperlicher Zustand lässt sich zwar nicht mehr verbessern, aber durch das Training erhalten", sagt Friedrich.
Das Wichtigste aber ist, dass sie durch das Training neuen Lebensmut gefunden hat. "Ich habe hier erfahren, dass ich noch viel mehr kann, als ich mir zugetraut habe." Fünfmal pro Woche kommt sie vormittags ins Studio, nimmt an Kursen und am Gerätetraining teil. "Anfangs brauchte ich drei Trainerinnen, die mir auf's Fahrrad oder auf die Yogamatte halfen", erzählt sie. "Heute schaffe ich es alleine."
Die Trainingstermine strukturieren ihren Tag. "Ich habe ein Ziel und einen Grund, mich nicht hängen zu lassen", sagt sie. Auch wenn es in Strömen gießt oder sie mal einen schlechten Tag hat, macht sich Angelika Friedrich auf den Weg. Zudem hat sie im Studio viele nette Frauen kennengelernt, mit denen sie sich auch privat trifft. "Der Leitspruch meiner Trainerin Agnes Kern, Bewegung sei Leben und Leben sei Bewegung, trifft auf mich zu 100 Prozent zu", sagt Angela Friedrich. Und strahlt dabei über das ganze Gesicht.
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