++ A K T U E L L ++

ERHEBLICHE STAUGEFAHR AUF DER A1 AM WOCHENENDE

Wie nachhaltig ist die Bauwirtschaft? Nachgefragt bei Prof. Dr.-Ing. Helmut Marquardt
Deponieren war gestern

Die Außenwände der "Alnatura"-Firmenzentrale in Darmstadt sind aus Lehm | Foto: Alnatura/Lars Gruber
2Bilder
  • Die Außenwände der "Alnatura"-Firmenzentrale in Darmstadt sind aus Lehm
  • Foto: Alnatura/Lars Gruber
  • hochgeladen von Tom Kreib
Service
Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

JOBS und KARRIERE

Seid ihr Schülerinnen oder Schüler und steckt noch mitten in der Phase der beruflichen Orientierung? Oder seid ihr bereits mittendrin in eurer Ausbildung? Egal, in welcher Phase ihr euch befindet, eines ist sicher: In Deutschland gibt es über 300 anerkannte Ausbildungsberufe, die nur darauf warten, von euch entdeckt zu werden! Egal, welchen Schulabschluss ihr habt, es gibt garantiert einen passenden Beruf für euch. Eine Ausbildung bietet nicht nur die Möglichkeit, frühzeitig Geld zu verdienen,...

tk. Buxtehude. Nachhaltigkeit und das Wiederverwenden von Abfallstoffen sind in Zeiten des Klimawandels ein großes politisches Thema. Wie sieht es dabei aber auf dem Gebiet der Bauwirtschaft aus? Gibt es Alternativen zu Beton und Klinker? Werden Baustoffe wiederverwendet? Wird in der Bauwirtschaft vielleicht ein Nachhaltigkeitstrend verschlafen?, wollte das WOCHENBLATT von Prof. Dr.-Ing. Helmut Marquardt wissen. Der Dozent an der Hochschule 21 (HS21) in Buxtehude sagt deutlich: "Dass Baustoffe nicht recycelt werden, war vor 30 Jahren so." Heute werde wiederverwendet, was gehe. Aber:  Was möglich sei, müsse auch vom Kunden akzeptiert und bezahlt werden. Und nachhaltiges Bauen, etwa Dämmen mit Zellstoffen, sei teurer als die konventionelle Methode mit Mineralwolle.

Dass Bauschutt nicht einfach deponiert werde, verhindere das Kreislaufwirtschaftsgesetz seit Jahrzehnten, so Marquardt. Im Straßenbau werden rund 90 Prozent der abgebrochenen Materialien wieder eingebaut. Beim Bau von Häusern mache der Bodenaushub den größten Teil der wiederzuverwertenden Dinge aus. Werden Bauwerke abgebrochen, wird Beton zum Beispiel zermahlen und neuem Beton beigemischt. Bei Ziegeln, die gebrannt sind, sei die Wiederverwertung etwas komplizierter. "Der Häuslebauer will meist etwas Schönes", sagt Marquardt. Zermahlene Altziegel verändern die Struktur neuer Ziegel, wenn sie beigemischt werden. Daher würde dieser Bauabfall häufig im Straßenbau landen oder zu Substrat für Dachgärten verarbeitet werden. Hinzu kommt, dass Mauersteine, wenn sie mit Zement verunreinigt sind, vor dem Recycling von Hand gereinigt werden müssten. "Das wäre in der Praxis viel zu teuer", sagt der Dozent.

Grundsätzlich sei es aber für die Bauwirtschaft nicht zutreffend, dass die Abrissbirne komme und alles zusammengeschoben und deponiert werde. "Am Ziel 100 Prozent Wiederverwertung ist die Bauwirtschaft ziemlich dicht dran", sagt Helmut Marquardt.

Und wie sieht es beim Bauen mit anderen Materialien als Ziegeln und Beton aus? So sind die Außenwände der Firmenzentrale des Bioherstellers "Alnatura" in Darmstadt etwa aus Lehm errichtet worden. "Ökobauten aus Lehm oder Holz sind deutlich teurer", stellt der Experte fest. Hinzu komme, dass Lehm wasserlöslich ist und in der norddeutschen Tiefebene daher nicht der Baustoff erster Wahl sei. Wer die Wetterseite seines Lehmhauses nicht im Blick behalte, der könne eine böse Überraschung erleben. Gleiches gelte auch, wenn das Haus komplett aus Holz ist.

Teurer wird es auch, wenn ein Bauherr sein Gebäude anders dämmen will, etwa mit Holz, Hanf oder Zellulose. Obwohl der Staat diese Alternativen fördere, seien die Kosten höher. Marquardt spricht daher von einem "Nischenmarkt". 

Grundsätzlich sei Holz, das auf der Nordhalbkugel als Rohstoff nachwachse, ein guter und nachhaltiger Rohstoff fürs Bauen. Aber: "Nach oben hört das irgendwann auf", so der Professor. Der Brandschutz verhindere, dass ein Holzhochhaus genehmigt werde. Ab 21 Metern, soweit reicht die Drehleiter der Feuerwehr, sei baurechtlich Schluss. Es gebe aber Hybridbauweisen, bei denen der Kern eines höheren Gebäudes aus Beton und der Rest aus Holz ist. Ein solches Beispiel steht in Norwegen, ist 85 Meter hoch und hat 18 Stockwerke.

Was heute bereits möglich ist: Es gibt eine Zertifizierung für Baustoffe anhand einer umfangreichen Kriterienliste mit vielen Ökofaktoren. "Der Kunde kann aussuchen, was er will", sagt Helmut Marquardt. Allerdings: Wer ein Goldzertifikat für alle Baustoffe wolle, der müsse für seine Immobilie mehr bezahlen. Daher werde das vor allem im gewerblichen Bürobau praktiziert und über eine höhere Miete refinanziert. Damit können die Mieter ihre eigene Ökobilanz verbessern.

Die Außenwände der "Alnatura"-Firmenzentrale in Darmstadt sind aus Lehm | Foto: Alnatura/Lars Gruber
Prof. Dr. Helmuth Marquardt | Foto: HS21
Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

Webseite von Tom Kreib
Tom Kreib auf Facebook
Tom Kreib auf Instagram
Tom Kreib auf YouTube
following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Service

Wichtige WOCHENBLATT-Mail-Adressen

Hier finden Sie die wichtigen Email-Adressen und Web-Adressen unseres Verlages. Wichtig: Wenn Sie an die Redaktion schreiben oder Hinweise zur Zustellung haben, benötigen wir unbedingt Ihre Adresse / Anschrift! Bei Hinweisen oder Beschwerden zur Zustellung unserer Ausgaben klicken Sie bitte https://services.kreiszeitung-wochenblatt.de/zustellung.htmlFür Hinweise oder Leserbriefe an unsere Redaktion finden Sie den direkten Zugang unter...

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.