Wird Stade Vorreiter beim Wellenreiten? Politik stellt Weichen für ersten Surfpark in Deutschland

So stellt sich die Projektgesellschaft, die auch Betreiber sein wird, den geplanten Surfpark vor. Am Rande des zweigeteilten Beckens soll sich eine künstliche Strandlanschaft erstrecken  Visualisierung: Wavegarden
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  • So stellt sich die Projektgesellschaft, die auch Betreiber sein wird, den geplanten Surfpark vor. Am Rande des zweigeteilten Beckens soll sich eine künstliche Strandlanschaft erstrecken Visualisierung: Wavegarden
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jd. Stade. Der Weg ist geebnet für das ehrgeizigste Projekt im Freizeit- und Tourismusbereich, das im Landkreis Stade je geplant wurde: Südlich von Stade soll ein Surfpark entstehen. Die Politik hat am Donnerstag grünes Licht für die erforderlichen Planungen seitens der Stadt gegeben. Es wäre die erste Anlage dieser Art in Deutschland. Stade könnte zu einem Mekka der deutschen und womöglich der europäischen Surfer-Szene werden. Wozu noch an den Atlantik fahren oder sogar nach Hawaii fliegen, wenn es knapp eine Fahrstunde von Hamburg entfernt die perfekte Welle gibt - und das unabhängig von Wind und Wetter.

• Wo wird der Surfpark gebaut?
Das Wellenreiter-Eldorado wird aber nicht am Wasser entstehen: Für das 20 Millionen-Euro-Projekt ist kein Standort an der Elbe vorgesehen, sondern ein rund sechs Hektar großes Gelände an der Ostumgehung K 30 direkt am Kreisel gegenüber der Abzweigung nach Dollern. Das Wochenblatt hatte in der Mittwochsausgabe bereits einige Eckdaten genannt: quadratisches Becken mit einer Kantenlänge von 160 Metern, alle sieben Sekunden eine Welle, Platz für bis zu 90 Surfer gleichzeitig, bis zu 500 Besucher pro Tag. Jetzt hat der Geschäftsführer der Projektgesellschaft, Dr. Jan Podbielski, weitere Details zum geplanten Surfpark vorgestellt.

• Wer kann dort surfen?
Die Anlage soll sich sowohl für Neulinge als auch für Surf-Cracks eignen. In dem zweigeteilten Becken können auf jeder Seite 20 Könner sowie 25 Anfänger auf den Wellen reiten. Wer das Surfen perfekt drauf hat, platziert sich mit seinem Brett ganz vorn, rauscht auf der "grünen Welle", wie es im Surferslang heißt, oder taucht in die hohl brechende Welle ein. Wer sein Board weniger gut beherrscht oder sogar zum ersten Mal darauf steht, surft im sogenannten Weißwasser, wo die Wellen in Richtung des künstlich angelegten Sandstrands auslaufen. Dort können die Besucher nach dem Surfen in lockerer Beach-Club-Atmosphäre relaxen.

• Was wird dort noch angeboten?
Laut Podbielski gehören zur Zielgruppe nicht nur Surf-Sportler. Der Surfpark soll auch andere Gäste anlocken. Wer nur das Strand-Feeling genießen möchte, schlürft einen Cocktail und schaut entspannt dem Geschehen auf den Wellen zu. Geplant ist ein großes Freizeitareal mit Abenteuerspielplatz, Gastronomie, Surfschule und -shop, Wohnmobilstellplatz sowie Übernachtungsmöglichkeiten in Hütten. "Wir möchten auch Familien und Urlauber ansprechen, die von Hamburg oder Cuxhaven aus einen Tagesausflug unternehmen." Gruppen, Vereine oder Firmen sollen ein Komplettpaket inklusive Surfstunde, Wellenritt und anschließendem Essen buchen können.

• Wann soll der Surfpark voraussichtlich eröffnet werden?
Angepeilt ist eine Inbetriebnahme im Frühjahr 2022. Zunächst muss die Stadt die erforderlichen Änderungen der Flächennutzungsplans umsetzen und einen Bebauungsplan aufstellen. Dieses Prozedere dauert etwa ein Jahr. Danach erfolgt die technische Planung. Die eigentliche Bauphase soll Anfang 2021 beginnen. Die Anbindung soll über einen "Surfer-Shuttle" erfolgen, der wahrscheinlich am Stader Bahnhof abfährt. Der Park soll von März bis in den Dezember hinein geöffnet sein. "In der kühleren Jahreszeit rechnen wir mit den eher hartgesottenen Surfern, die abseits des Saisontrubels einen 80 Meter langen Wellenritt genießen wollen", meint Podbielski.

• Wie funktioniert die Technik?
Installiert werden soll eine Anlage des Marktführers Wavegarden. Mittels riesiger Platten, die das Wasser wegschieben, werden die bis zu zwei Meter hohen Wellen erzeugt. Die Wellenhöhe ist variabel - je nachdem, ob Anfänger oder Könner im Becken sind. Theroretisch möglich sind 1.000 Wellen pro Stunde. Für eine hohe Welle wird etwa eine Kilowattstunde Strom verbraucht. Das Becken ist im Schnitt etwa ein Meter tief und hat einen Volumen von 25.000 Kubikmeter. Der Aushub wird gleich vor Ort verwendet: Mit dem Erdreich soll eine eine Art Deich aufgeschüttet werden, der dann als Naturtribüne bei größeren Veranstaltungen wie etwa Surfmeisterschaften dient.

• Mit welchen Besucherzahlen ist über das Jahr zu rechnen?
Podbielski geht nach einer vorsichtigen Kalkulation von bis zu 70.000 Gästen pro Jahr aus. Der Einzugsbereich sei aufgrund der günstigen Nahverkehrsanbindung recht groß: "Das wird sich in der Surferszene schnell herumsprechen, welche Top-Bedingungen hier herrschen." Die Voraussetzungen seien aufgrund der ausgeklügelten Technik besser als im Ozean. Eine übermäßige Verkehrsbelastung erwarte er nicht, so Podbielski. Er zieht einen Vergleich zu den Freibädern in Buxtehude oder Stade: Die hätten im Jahres-Schnitt jeweils rund 60.000 Besucher. "Und dort gibt es auch keine Probleme mit dem Autoverkehr."

Projekt gut für den Tourismus

Seitens der Stadt wird das Vorhaben begrüßt: Das Konzept sei ein "hochinteressanter und attraktiver Baustein" für die touristische Weiterentwicklung der Hansestadt, so Bürgermeisterin Silvia Nieber: "Das bestehende Tourismus-Angebot an Wassersport und maritimen Erlebnissen wird hervorragend ergänzt. Bei einer ersten nicht-öffentlichen Vorstellung habe es in der Politik ein großes "Kopfnicken" gegeben: "Wir erwarten von dem Projekt eine weitere Bekanntheitssteigerung, von der unsere Tourismusbranche und die hiesige Wirtschaft profitieren."

Stader Surfpark soll 2024 eröffnet werden
So stellt sich die Projektgesellschaft, die auch Betreiber sein wird, den geplanten Surfpark vor. Am Rande des zweigeteilten Beckens soll sich eine künstliche Strandlanschaft erstrecken  Visualisierung: Wavegarden
Wollen gemeinsam den Sprung ins kalte Wasser wagen und das deutschlandweit bisher einmalige Projekt anschieben: Silvia Nieber und Dr. Jan Podbielski  Foto: jd
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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