Bei Besuch von AHD und Waldklinik in Jesteburg
Kritische Fragen an Bundes-Gesundheitsminister Karl Lauterbach
Morgens brachte er in Berlin noch Gesetzesvorlagen durch den Bundesrat, am Nachmittag bekam Bundes-Gesundheitsminister Dr. Karl Lauterbach (SPD) in Jesteburg die Sorgen und Nöte der Praktiker im Gesundheitswesen zu hören. Auf Vermittlung der SPD-Bundestagsabgeordneten Svenja Stadler besuchte Lauterbach nacheinander den AHD-Pflegedienst von Ole Bernatzki und die Waldklinik der Geschäftsführer Dr. Hans-Heinrich und Nils Aldag. Dabei waren auch die SPD-Landtags- bzw. Landratskandidaten Sabine Schulz-Rakowski, Steffi Menge und Michael Cramm.
Bernatzki kritisierte u.a. die verzögerte Zahlung durch die Krankenkassen. Die Rechnungen für Gehälter und Leistungen würden oft erst sechs Wochen später gezahlt, sodass er stets mit 300.000 bis 500.000 Euro in Vorleistung gehen müsse. Zudem sei es nicht mehr zeitgemäß, dass Abrechnungen in Zeiten der Digitalisierung immer noch in Papierform eingereicht werden müssen. Lauterbach erklärte, dass sich das bald ändern werde. "Abrechnungen auf Papier wollen wir nicht mehr", betonte er.
Ebenso gute Nachrichten hatte Lauterbach auf Bernatzkis Nachfrage, warum z.B. Apotheker impfen dürfen, er selbst und seine ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber nicht. Die Verordnung, dass auch Pflegefachkräfte impfen dürfen, werde bald in Kraft treten, sagte der Minister. Eine Abfuhr bekam Bernatzki, der insgesamt 200 Mitarbeiter beschäftigt und dessen Unternehmen fast 1.000 Patienten betreut, dagegen bei seiner Forderung, dass künftig Corona-positiv getestete Mitarbeiterinnen Corona-positive Patienten betreuen dürfen. "Das können wir nicht machen", entgegnete Lauterbach. Die Gefahr weiterer Ansteckungen sei zu groß. Auch künftig sei deshalb eine Quarantäne und eine Freitestung notwendig. Die restlichen Fragen, u.a. zur Kostensteigerung und zur Energiepauschale, gab Bernatzki dem SPD-Politiker in einem Ordner mit. "Ich würde mich freuen, wenn ich darauf Antworten bekomme", sagte Bernatzki.
Der aus Sicht der Geschäftsführer Dr. Hans-Heinrich und Nils Aldag "disharmonische Dreiklang" von Corona, Inflation und aktuellen Gesetzgebungsmaßnahmen stand im Mittelpunkt bei Lauterbachs Besuch in der Waldklinik Jesteburg. Dass seit dem 30. Juni durch die Bundesregierung sämtliche Unterstützungsmaßnahmen in den Klinikbereichen für beendet erklärt wurden, z.B. beim Ausgleich für durch Corona unvermeidbare Minderbelegungen, sorge bei Krankenhäusern für "massives Unverständnis", betonte Hans-Heinrich Aldag. Das auch noch vor dem Hintergrund, dass viele Häuser sich im Laufe der Pandemie weit über ihren Versorgungsauftrag hinaus engagiert hätten.
Erheblich verschlimmert werde die Lage durch die enormen Preissteigerungen für bezogene Güter, z.B. Nahrungsmittel oder Medizinprodukte, in Höhe von zehn bis zwölf Prozent. Krankenhäuser benötigten dringend einen Inflationsausgleich, ansonsten drohe die Insolvenz vieler Häuser. Hans-Heinrich Aldag verwies auf die Aktion "Alarmstufe Rot", mit der derzeit bundesweit Krankenhäuser und die Rehabilitationsbranche auf die Missstände aufmerksam machen. Die zentrale Veranstaltung in Niedersachsen findet am Mittwoch, 21. September, in Hannover statt. (os).
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
Webseite von Oliver Sander | |
Oliver Sander auf Facebook | |
Oliver Sander auf YouTube |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.