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Upps - und plötzlich fehlen 132.444 Euro
Reit- und Fahrverein Nordheide bittet Gemeinde Jesteburg um Mega-Zuschuss für Neubau

Das Domizil des Reit- und Fahrvereins Nordheide am Rande Jesteburgs: Hat sich der Verein finanziell übernommen?
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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Dieser Antrag wird in Jesteburg - und vermutlich auch im benachbarten Asendorf - für reichlich Kopfschütteln sorgen: Der Reit- und Fahrverein Nordheide bittet die Gemeinde Jesteburg um einen Zuschuss in Höhe von mindestens 80.000 Euro. Beim nahezu fertigen Neubau des Reitvereins sei es zu einer Finanzierungslücke in Höhe von fast 133.000 Euro gekommen. Offensichtlich sei dem Verein nicht bewusst gewesen, dass er eine Kompensationszahlung leisten muss. "Wir sehen uns nicht in der Lage, ohne Förderung das Geld aufzubringen", so Vereins-Vorsitzender Sven Meier in einem Schreiben an die Gemeinde. Welche Konsequenzen es hätte, wenn die Gemeinde den Antrag ablehnt, ließ Meier offen. Das betreffende Grundstück gehört zwar der Gemeinde Jesteburg, liegt aber in der Gemarkung Asendorf.

mum. Jesteburg. Wann läuft in Jesteburg einmal etwas rund? Große Bauprojekte werden eigentlich nie ohne Verzögerung umgesetzt und - das ist noch viel schlimmer - am Ende zahlt die Gemeinde immer drauf. Nun allerdings kommt der Reit- und Fahrverein Nordheide mit einem Antrag um die Ecke, der selbst die dreistesten Zuschussanträge der Kunst- und Kulturschaffenden in den Schatten stellt: Der Vorstand um Sven Meier und Kristine Meyer-Stahmleder sowie Geschäftsführerin Daniela Wojaczek bittet um 80.000 Euro. Der Verein hat sich bei den Kosten für den schicken Neubau "Am Alten Moor" (in der Verlängerung der Sportplätze des VfL Jesteburg) übernommen. Dort ist ein riesiger Gebäudekomplex mit Reithalle, Tribüne, Stallanlage mit etwa 40 Boxen, Aufenthaltsraum, Sanitäranlagen sowie zwei Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen entstanden.

"Innerhalb des Projektes ist eine Finanzierungslücke in Höhe von 132.444 Euro durch unerwartete Kompensationskosten aus dem B-Plan-Verfahren entstanden", schreibt Meier an die Gemeinde. Diese Summe resultiere aus der Kompensationsabrechnung und musste über einen "Ablösevertrag" zwischen dem Landkreis Harburg und dem Reitverein für die Genehmigung des Bebauungsplans vor Baubeginn unterzeichnet werden. "Mit der Vertragsunterzeichnung wurden zehn Prozent fällig", so Meier. Der Verein habe 13.244,40 Euro Mitte vorigen Jahres gezahlt. "Leider können wir die restlichen 119.199,60 Euro nicht mehr übernehmen, da die Reserven für die entstandenen Mehrkosten zwischen Angebot und Baubeginn eingesetzt wurden." Meier weiter: "Wir sehen keine andere Möglichkeit, die Forderung zu bedienen." Eine Beteiligung in Höhe von 80.000 Euro würde die Situation entspannen. "Der Rest - 39.199,50 Euro - könnte über eine Sonderumlage oder Preisanpassung der Vereinsbeiträge generiert werden." Die Boxenmiete könne laut Meier nicht erhöht werden, da die Aufstaller bereits eine mehr als verdoppelte Miete zahlen würden.

"Gewinne privatisieren, Schulden sozialisieren"

In der Politik schüttelt man über den Antrag des Vereins den Kopf. Die Kompensationsabrechnung sei spätestens seit der Veröffentlichung des B-Plans im Juni vorigen Jahres bekannt gewesen. "Eine Übernahme der Kosten hieße dann ja: Einige wenige im Verein genießen die neue Anlage, die 'bösen Kosten für Ausgleichsmaßnahmen' trägt die Allgemeinheit. Gewinne privatisieren, Schulden sozialisieren", sagt Pierre Lösch von den Grünen in Asendorf. Er hatte bereits voriges Jahr die Reitanlagen-Pläne unter anderem aufgrund der Nähe zum angrenzenden FFH-Gebiet (das sind spezielle europäische Schutzgebiete, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden) kritisiert. "Etwa 10.000 Quadratmeter werden für die Anlage versiegelt. Der Flächenbedarf für die Reitsportanlage umfasst etwa drei Hektar. Hinzu kommen noch etwa drei Hektar, die als Weideflächen benötigt werden."

Verein möchte auf Fragen (noch) nicht antworten

Der Verein wollte sich nicht äußern. Auf WOCHENBLATT-Nachfrage, wie angespannt die Situation tatsächlich ist, wer die Verantwortung trägt und wie teuer die Anlage überhaupt ist, teilte Sven Meier mit: "Derartige Fragen werden bei uns immer innerhalb einer Vorstandsrunde bearbeitet und diese ist erst am 2. Juni." Spielt der Verein auf Zeit? Für eine Veröffentlichung vor der Sitzung, in der der Zuschuss-Antrag behandelt wird, käme dieser Termin zu spät.
• Die Sitzung des Ausschusses für Jugend, Senioren, Sport und Soziales beginnt am Mittwoch, 3. Juni, um 19 Uhr im Schützenhaus.

Auf ein Wort
Dieser Antrag ist einfach nur dreist
Laut eigenen Angaben zählt der Reit - und Fahrverein 280 Mitglieder - davon sind 200 Kinder und Jugendliche. Laut Vereinschef Sven Meier engagieren sich diese Mitglieder im Ort. Es gebe etwa eine Kooperation mit der Oberschule Jesteburg. "Im Zusammenspiel Kind und Tier wird Sorgfalt, Respekt und Umsichtigkeit vermittelt", so Meier in seinem Bettelbrief an die Gemeinde. Leider lässt der Vorstand ausgerechnet Sorgfalt, Respekt und Umsichtigkeit vermissen.

Anders lässt sich nicht erklären, wie der Vorstand auf die Idee kommt, bei der Gemeinde um mindestens 80.000 Euro zu bitten. Deutlich mehr Sorgfalt hätte Meier bei den Planungen für die Reitanlage zeigen müssen.

Respektlos ist es, die Gemeinde um noch mehr Geld zu bitten. Bis dato hat Jesteburg nämlich schon Zuschüsse in Höhe von 57.000 Euro gewährt. Auch das Grundstück gibt es gratis (Erbpacht). Mindestens 25.000 Euro investiert Jesteburg zudem in die Befestigung der Straße. Dass der Vorstand vor diesem Hintergrund nach noch mehr Geld fragt, ist schlicht frech. Woher stammt das Selbstverständnis eines eher kleinen Vereins, die Allgemeinheit dermaßen zur Kasse zu bitten?

Aber welche Alternative gibt es? Böse Zungen unterstellen Kalkül: Angenommen der Verein kann den Neubau nicht halten. Jesteburg müsste gezwungenermaßen einem Verkauf an einen privaten Investor zustimmen. Dieser dürfte sich dann über eine schicke Anlage mitten in der Natur freuen, für die es sonst nie eine Genehmigung gegeben hätte. Würde der Reitverein dann Mieter werden, wären alle glücklich - bis auf die Jesteburger Politik, die sich mal so richtig hat vorführen lässt. Das allerdings spräche dann für Umsichtigkeit seitens des Vorstands - zumindest in eigener Sache. Oder aber lässt sich die Jesteburger Politik tatsächlich wieder einmal ausnehmen?
Sascha Mummenhoff

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Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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