Fußball in der Corona-Krise
Abbruch oder Fortsetzung der Saison: Die Landesverbände spielen nun auf Zeit

Wird diese Saison fortgesetzt oder abgebrochen? Die Kicker des TV Welle II waren vor der Corona-Pause mit dem Saisonverlauf in der 2. Kreisklasse zufrieden
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(mum). Der Vorstand des Niedersächsischen Fußballverbands (NFV) hat sich in seiner Sitzung vorige Woche auf einen Fahrplan über die weitere Vorgehensweise hinsichtlich der aktuell bis auf Weiteres unterbrochenen Saison 2019/20 verständigt. Dieser Fahrplan, der auf der NFV-Homepage (www.nfv.de) einzusehen ist, sieht zunächst vor, die vielfältigen Vereinsstimmen zu bündeln.
"Vor dem Hintergrund, dass Bund und Länder am 6. Mai über mögliche Lockerungen der Corona-bedingten Einschränkungen entscheiden, werden die Vorschläge dann in einem weiteren Schritt bewertet, um sodann im Verbandsvorstand die weitere Vorgehensweise spätestens am 11. Mai festzulegen", sagt NFV-Sprecher Manfred Finger.
Anlässlich des vom 18. bis 22. April erhobenen Meinungsbildes in den 33 NFV-Kreisen hatten sich die niedersächsischen Vereine mehrheitlich für einen Abbruch der Saison entschieden (WOCHENBLATT-Leser sprechen sich deutlich für den Abbruch der Saison aus). Von den rund 2.600 Vereinen gaben 1.649 ihre Stimme ab. Davon votierten 448 für den Vorschlag des NFV-Verbandsvorstandes, die Saison ab dem Zeitraum 15. August bis 1. September fortzusetzen. 1.119 Klubs sprachen sich dagegen aus, 83 Klubs enthielten sich. Im Kreisverband Harburg stimmten 19 Vereine gegen eine Fortsetzung der Saison im Jugend- und Amateurbereich ab Spätsommer. Weiterhin gab es 14 Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen.
"Dieses Votum respektieren wir natürlich. Die Vielzahl der unterschiedlichsten Rückkopplungen, die uns erreicht haben, zeigt aber auch, dass wir jetzt tiefer in die Thematik einsteigen müssen", so NFV-Präsident Günter Distelrath. Jedem müsse klar sein, dass Abbruch nicht gleich Abbruch sei und dass es unterschiedliche rechtlich mögliche Szenarien gebe.
Während der Sitzung einigte sich der NFV-Vorstand zudem darauf, parallel in die konkrete Planung eines außerordentlichen Verbandstages einzusteigen, weil dieser erforderlich ist, um eines der möglichen Abbruchszenarien zur Umsetzung zu bringen. Die NFV-Satzung sieht für die Einberufung eine Frist von zehn Wochen vor. Distelrath: "Wir wollen zu einer Entscheidung nicht erst Mitte Juli kommen. Deshalb werden wir rechtlich prüfen, inwieweit sich eine verkürzte Ladungs- und Antragsfrist umsetzen lässt."
Während in Niedersachsen noch diskutiert wird, ist man in Schleswig-Holstein schon einen Schritt weiter. Die Spielzeit 2019/2020 ist in allen Amateurfußball-Ligen beendet, darauf einigten sich die Präsidiumsmitglieder des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes (SHFV). Und auch in Mecklenburg-Vorpommern deutet alles auf einen Abbruch hin. Laut NDR hat der Landesfußballverband (LFV) auf seiner Homepage das Ergebnis einer Online-Umfrage unter den Vereinen veröffentlicht. Knapp 81 Prozent der teilnehmenden Vereine (279 von 371 aufgerufenen) sprachen sich für eine vorzeitige Beendigung aus. Eine endgültige Entscheidung soll am 7. Mai auf einer erweiterten Vorstandssitzung des LFV mit den Kreisvorsitzenden getroffen werden. Der Bremer Fußballverband (BFV) hat laut NDR den Vereinen drei mögliche Szenarien aufgezeigt. Erstens: Gespielt wird bis zum 15. Juli, was eine schnelle Freigabe durch den Staat voraussetzt und für die Vereine Wochenspieltage und einen hohen Koordinierungsaufwand bedeutet. Zweitens: Abbruch der Saison. Drittens: Unterbrechung der Saison und anschließende Fortsetzung frühestens nach den Sommerferien.
Der Hamburger Fußball-Verband (HFV) plant im Nachgang der Runde der Ministerpräsidenten und der Bundesregierung, seine Vereine über den Sachstand und das weitere Vorgehen zu informieren. "Die Tendenz geht dazu, die Saison fortzuführen", so HSV-Pressesprecher Carsten Byernetzki im NDR.

Auf ein Wort
Warum diese Unentschlossenheit?
Ich frage mich, auf welches Wunder die Fußball-Funktionäre in Niedersachsen, Bremen und Hamburg warten. Für die Bundesliga mag es möglich sein, Geisterspiele zu veranstalten und alle Spieler bis zu zweimal in der Woche auf Corona zu testen. Letztlich geschieht dies ausschließlich, um die Clubs vor der Pleite zu bewahren. Aktuell zeigt das Beispiel Köln - dort wurden zwei Spieler und ein Betreuer positiv getestet - dass längst nicht alle Fragen geklärt sind.
Doch wie bitte soll das im Jugend- und Amateurbereich laufen? Kein Verein hat das Geld, so viele Tests zu zahlen. Und ehrlich gesagt, sollten die Testkapazitäten auch nicht belastet werden, damit Hobby-Kicker an die frische Luft kommen.
Was würde es denn bedeuten, wenn ein Spieler während der fortgesetzten Saison sich mit dem Virus infiziert? Wird die gesamte Mannschaft für zwei Wochen vom Spielbetrieb abgemeldet? Wie lange soll die Saison 19/20 dann fortgesetzt werden? Bis 2022?
Die Verbände übersehen aber noch einen weiteren wesentlichen Aspekt: Im Amateurbereich besteht nicht einmal im Ansatz die Chance, die Hygienevorschriften einzuhalten. Der HSV etwa trainiert in drei Gruppen um 10, 13 und 16 Uhr. Die Mini-Teams haben jeweils eigenes Trainingsmaterial und eigene Kabinen mit mindestens drei Metern Platz zueinander. Welcher Amateurverein kann solche Bedingungen bieten?
Apropos Amateure: Die Spieler sind Amateure. Für viele geht es in dieser Zeit auch um ihre Existenz - als Angestellte oder Unternehmer. Werden sie die Zeit haben, in kurzen Hosen auf dem Platz zu stehen?
Die Saison muss abgebrochen werden. Und dann: Die Hinrunde werten, damit es Auf- und Absteiger gibt. Die Konsequenz mag für einige Vereine sehr bitter werden. Aber Corona ist auch kein Ponyhof.
Sascha Mummenhoff

Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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