Tierzentrum Neu Wulmstorf nimmt Tiere auf
Auch Vierbeiner sind vom Krieg traumatisiert

Doris Firlus mit Alaskan Malamute "Eso", der mit seinen Haltern aus der Ukraine nach Deutschland kam | Foto: bim
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Ein Ehepaar mittleren Alters kommt mit einem Hund auf das Gelände des Tierzentrums Neu Wulmstorf. Kein ungewöhnliches Bild in einem Tierheim. Die beiden sprechen Ukrainisch und verständigen sich via Smartphone-Übersetzung mit Tierzentrumsleiterin Doris Firlus. "Wann können wir wieder kommen?", wollen sie wissen. Firlus anwortet. Das Ehepaar strahlt und bedankt sich vielmals. Wie ihnen geht es derzeit vielen Menschen aus der Ukraine: Sie mussten wegen des russischen Angriffskriegs aus ihrer Heimat fliehen - und ihre geliebten Tiere übergangsweise im Tierzentrum abgeben. Denn Tiere sind in den Erstunterkünften nicht erlaubt.

Das Tierzentrum Neu Wulmstorf auf dem ehemaligen Gelände der Tierversuchsanstalt in Mienenbüttel wurde Anfang März eröffnet. "Ab dem 3. März ging es los, dass wir Tiere von aus der Ukraine geflüchteten Menschen aufgenommen haben", berichtet Doris Firlus. Bislang hat das Tierzentrum insgesamt 180 Tiere aufgenommen, davon kamen allein 160 Hunde und Katzen aus der Ukraine. "Ein Fahrzeug des Tierzentrums mit sieben großen Transportboxen steht an der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung am Bargkoppelweg in Hamburg. Die dort ankommenden Menschen wissen nicht, dass sie ihre Tiere nicht mit in die Einrichtung nehmen dürfen. Unsere Ehrenamtlichen und ein Dolmetscher sind vor Ort und erklären, wo die Tiere hinkommen und dass sie sie auch besuchen können", erklärt Doris Firlus. Diese vorübergehende Trennung der Menschen von ihren geliebten tierischen Mitbewohnern ist für die traumatischerten Zwei- und Vierbeiner schon schlimm genug. "Und dann haben sie bei dem Wort Tierheim die ukrainischen Shelter im Kopf", sagt Firlus zu den Tierheimen dort, in denen oft schlimme Zustände herrschen. Einige Ukrainer wären aber nach dem Besuch im Tierzentrum erleichtert, würden es als "VIP-Hotel" bezeichnen.

Im Tierzentrum kommen die Hunde und Katzen zunächst 21 Tage in Quarantäne, durchlaufen alle Untersuchungen und bekommen bei Bedarf einen Transponder, Impfungen und Tollwutschutz.

Die Flucht hat die Vierbeiner ebenso traumatisiert wie die Menschen. "Schäferhündin 'Bonnie' zum Beispiel wurde von ihrem Frauchen 20 Kilometer durchs Kriegsgebiet getragen, weil sie bei dem Bombenhagel nicht mehr laufen wollte", erzählt Doris Firlus von einem der Tierschicksale. "Bonnie" kam völlig traumatisiert im Tierzentrum an. Der ebenfalls aus der Ukraine stammende junge und verspielte Alaskan Malamute "Eso" stubste sie und motivierte die Hündin solange, bis sie begann, mit ihm zu spielen. "Es ist schön zu sehen, dass Tiere sich untereinander helfen", erklärt die Tierzentrumsleiterin.

40 der vorübergehenden Bewohner wurden inzwischen von ihren Haltern wieder abgeholt. Erst am Mittwoch gab es eine Familienzusammenführung. Ein ukrainisches Paar holte ihren Chihuahua und ihre französische Bulldogge ab, die einen Monat lang im Tierzentrum lebten. "Es kommen aber fast täglich neue Tiere", erläutert Firlus. An einem einzigen Tag kamen z.B. 16 Hunde, davon neun Welpen, im Tierzentrum an, wurden Mitte Mai von ihren Haltern wieder abgeholt.

Aber es gibt auch tierische Gäste, die womöglich länger im Tierzentrum bleiben müssen, wenn Herrchen und Frauchen keine Wohnung mit Möglichkeit zur Tierhaltung finden. "Wenn die Ukrainer Verwandte oder Bekannte in Deutschland haben, holen sie ihre Tiere ganz schnell ab", so Firlus' Erfahrung. Mit dem Tibetanischen Mastiff "Bahus", der "eigentlich ein Pony" sei, könne die Wohnungssuche aber schon schwierig werden.

Für die Aufnahme von Fundtieren hat das Tierzentrum Verträge mit Hamburg und mit der Gemeinde Neu Wulmstorf abgeschlossen. Anders sehe es bei den Tieren aus der Ukraine aus. "Die Besitzer haben keine Möglichkeit, die Unterkunft der Tiere hier zu finanzieren", erläutert Doris Firlus. Pro Tag liege der Verbrauch bei 30 bis 40 Dosen Nassfutter plus Trockenfutter sowie Spezialfutter für Tiere mit Allergien oder Krankheiten. Die Katzen seien zudem verrückt nach Tütenkost und würden Dosenfutter eher verweigern. "Auch unser Waschmittelverbrauch ist sehr hoch. Gerade bei den Quarantänetieren wird die Wäsche täglich gewechselt."

• Daher ist das Tierzentrum auf Sachspenden wie Futter, Katzen-Kratzbäume, Katzentoiletten und Klumpstreu angewiesen. Auch Geldspenden oder Tankgutscheine sind willkommen. Nähere Informationen und das Spendenkonto unter www.tierzentrum-neu-wulmstorf.de.

Redakteur:

Bianca Marquardt aus Tostedt

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