Ärger im Waldbad Sieversen
Bürgermeister Dirk Seidler streicht das Frühschwimmen, Senioren wollen das nicht akzeptieren

Erhard Benischek hat gemeinsam mit anderen Frühschwimmern einen offenen Brief an Bürgermeister Seidler verfasst, in dem sie ihrem Ärger Luft machen  | Foto: lm
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  • Erhard Benischek hat gemeinsam mit anderen Frühschwimmern einen offenen Brief an Bürgermeister Seidler verfasst, in dem sie ihrem Ärger Luft machen
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lm. Sieversen. "Für uns war das Frühschwimmen immer ein Ort der Begegnung", erklärt Erhard Benischek, seit vielen Jahren Mitglied der Frühschwimmer-Gruppe im Waldbad in Sieversen. Seit der diesjährigen Öffnung des Waldbades ist es mit dem frühmorgendlichen Badespaß allerdings vorbei. Von Seiten der Gemeinde wurde das Frühschwimmen gestrichen, ganz zum Ärger der Senioren-Gruppe. "Ich bin richtiggehend wütend", fährt Benischek weiter fort.

Gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Gruppe hat er sich mit einem offenen Brief an die Gemeindeverwaltung gewandt. Die Vorwürfe gegen Bürgermeister Dirk Seidler werden darin klar formuliert. Zum einen wäre da die Verbannung des Frühschwimmens aus dem Waldbad, ohne im Vorfeld mit den Betroffenen zu kommunizieren. Zudem sei die Entscheidung der Gemeinde, für die kommende Freibad-Saison auf die Ausgabe der Dauerkarten zu verzichten, nicht nachzuvollziehen und vollkommen bürgerfern. Unter Seidlers Vorgänger Dietmar Stadie sei es mittels einer Eigenverantwortungserklärung immer möglich gewesen, das Freibad auch zu nutzen, wenn gerade kein Schwimmmeister die Beckenaufsicht übernehmen konnte. Auch das ist in diesem Jahr nicht mehr möglich. Die Gruppe der Frühschwimmer fühle sich abgehängt und vergessen. Das Fazit: Gemeindebürgermeister Dirk Seidler komme der sozialen Verantwortung, die er bei seinem Amtsantritt 2014 übernommen hat, in keiner Weise nach.

Harte Worte, die Seidler so nicht auf sich sitzen lassen kann und will. Kurz nach Erhalt des Schreibens setzte er eine Antwort auf, die in der Wortwahl zwar sachlicher war, inhaltlich jedoch Benischeks Schreiben in Sachen Deutlichkeit in nichts nachstand. Die ihm gemachten Vorwürfe entkräftete er darin mit nüchternen Worten. Die von den Frühschwimmern angeführte Eigenverantwortungserklärung sei nicht mehr möglich, da sich die Gesetzeslage in den vergangenen Jahren auf dem Gebiet geändert habe. Der Haftpflichtversicherer der Gemeinde erkenne so eine Erklärung nicht mehr an, vor Gericht habe sie keine Relevanz mehr. "Im Schadensfall würde ich als verantwortlicher Bürgermeister persönlich dafür haften, wenn ich die Frühschwimmer ohne Aufsicht schwimmen lassen würde", erklärt Seidler in seinem Antwortschreiben.

In dem Zusammenhang weist er auch noch mal auf das fehlende Personal im Waldbad hin. Mit Bernd Holler gebe es derzeit im Waldbad nur eine Person, die während der Öffnungszeiten eine Aufsicht für das Schwimmbecken gewährleisten kann. Dazu kommt aber noch die Vor- und Nachbereitung des Schwimmbetriebes, was ebenfalls zur Arbeitszeit gehört. Würde Holler nun auch noch die Aufsicht für das Frühschwimmen übernehmen, würde das die vom Gesetzgeber erlaubte Zeit überschreiten.

Auch die von den Frühschwimmern angesprochene Streichung der Dauerkarten hatte laut Seidlers Ausführungen einen simplen Grund. In der vergangenen Freibad-Saison sei es vermehrt dazu gekommen, dass Dauerkarten-Inhaber an der Schlange vor dem Waldbad vorbeigingen und an der Kasse aufgrund der Dauerkarte Einlass forderten. Die Folge waren zeitraubende Diskussionen an der Kasse.

Auf ein Wort

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Seidler hätte das Frühschwimmen aus dem Waldbad verbannt, heißt es in dem offenen Brief der Frühschwimmer. Gewiss, ganz Unrecht haben sie nicht, aber eine "Verbannung" hat hier mitnichten stattgefunden. Vielmehr ist das beliebte Frühsportangebot von Seiten der Gemeinde erst einmal ausgesetzt worden, da es derzeit an Ressourcen zur Durchführung mangelt. Die angeführte Eigenverantwortungserklärung, mit der es in den vergangenen Jahren möglich war, das Waldbad in den Morgenstunden auch ohne Aufsicht zu nutzen, ist laut Bürgermeister Seidler nicht mehr haltbar. Und auch wenn die Frühschwimmer versichern, dass sie niemals alleine, sondern immer mindestens zu zweit das Schwimmbad nutzen, so wäre es von Seidler trotzdem fatal, sich selbst und der Gemeinde einem solchen Risiko auszusetzen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Die Aufregung der Frühschwimmer ist mehr als verständlich, das möchte ich gar nicht unter den Teppich kehren, immerhin gibt es das Angebot bereits seit über 20 Jahren und aus der Gruppe sind viele Freundschaften entstanden. Aber die Personalsituation im Waldbad gibt das Frühschwimmen derzeit einfach nicht her, daran wird sich erst etwas ändern, wenn sich eine weitere Aufsicht findet, die zur frühen Stunde die Aufsicht am Becken übernehmen kann. Die Saison im kommenden Jahr kann dabei schon wieder völlig anders aussehen.
Lennart Möller 

Erhard Benischek hat gemeinsam mit anderen Frühschwimmern einen offenen Brief an Bürgermeister Seidler verfasst, in dem sie ihrem Ärger Luft machen  | Foto: lm
Bürgermeister Dirk Seidler (li.) und Bernd Holler, Meister für Bäderbetriebe in Sieversen, wenige Tage vor der offiziellen 
Wiedereröffnung vor zwei Wochen | Foto: lm
Redakteur:

Lennart Möller aus Rosengarten

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