Der Klimawandel macht es möglich
Alles Banane: Exotische Pflanzen gedeihen auf der Stader Geest

Christine Klintworth posiert mit Enkelin Marieke neben einer Bananenstaude - aber nicht für ein Urlaubsbild aus südlichen Gefilden oder einem botanischen Garten. Das Foto entstand auf der Stader Geest | Foto: jd
  • Christine Klintworth posiert mit Enkelin Marieke neben einer Bananenstaude - aber nicht für ein Urlaubsbild aus südlichen Gefilden oder einem botanischen Garten. Das Foto entstand auf der Stader Geest
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jd. Helmste-Sandkrug. Bananen auf der Stader Geest? Viele Autofahrer, die auf der Landesstraße 124 zwischen Stade und Harsefeld unterwegs sind, werden sich in den vergangenen Wochen verwundert die Augen gerieben haben. Direkt an der Hauptstraße wurden vor einiger Zeit fünf Bananenstauden gepflanzt. Werden in Zukunft etwa auf den Feldern in der Region statt Kartoffeln Südfrüchte geerntet? Wenn Bananen in unseren Breitengraden gedeihen, wann werden dann die ersten Palmen am Elbstrand wachsen? Solche Fragen könnten in nicht allzu ferner Zukunft durchaus berechtigt sein. Fakt ist aber schon jetzt: Aufgrund des Klimawandels überstehen auch in Niedersachsens rauem Norden selbst exotische Pflanzen den Winter.

"Einige Autofahrer haben schon angehalten, um genau hinzuschauen, ob es sich wirklich um Bananenstauden handelt", berichtet Christine Klintworth, die mit ihrem Mann in der kleinen Siedlung Sandkrug einen Bauernhof betreibt. Sie hat die Stauden eher spaßeshalber dort hingesetzt, um mal auszuprobieren, wie sich die Pflanzen in unserem Klima entwickeln.

Klintworth stellt aber klar: "Es handelt sich nicht um die klassische Bananenstaude, wie sie in den Tropen wächst." Dies sei eine spezielle Sorte, eine sogenannte "Japanische Faserbanane", die eine Höhe von rund drei Metern erreiche. Der Pflegeaufwand soll eher gering sein. Es reichen Düngergaben im Abstand von vier Wochen. Dafür ist die Pflanze aber ein regelrechter "Säufer". "Die Staude benötigt sehr viel Wasser und einen windgeschützten Standort", sagt Klintworth.

Die frischgebackene "Bananen-Bäuerin" will die Pflanzen zum Winter zurückschneiden und warm einpacken: "Ich werde einen Ring aus Maschendraht um die Stauden legen und diesen dann mit Laub und Stroh befüllen." Mit diesem Frostschutz sollte die Faserbanane heil den Winter überstehen. Laut Klintworth hält die Pflanze Temperaturen von bis zu zehn Grad minus aus.

Damit stehen die Chancen bestens, dass die Faserbanane im kommenden Frühjahr wieder austreibt. Denn richtige "Bibber-Winter" mit zweistelligen Minusgraden hat es an der Niederelbe schon länger nicht mehr gegeben. Der vergangene Winter ist praktisch ausgefallen, die richtig eisigen Frostnächte und -tage ließen sich an zwei Händen abzählen.

Tatsächlich wird es hier im Norden immer wärmer. Acht der zehn wärmsten Jahre in Niedersachsen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 wurden in diesem Jahrhundert registriert. Das liegt nicht nur an den heißeren Sommern, sondern eben auch an den milderen Wintern. So ist in Niedersachsen die Zahl der Frosttage pro Jahr von mehr als 80 im Jahr 1950 auf 60 im Jahr 2018 gesunken.
Bis zum Ende dieses Jahrhunderts wird eine ähnliche Entwicklung vorhergesagt. Unsere Region wäre dann bis auf ein paar wenige Tage fast frostfrei. Spätfröste im April oder sogar Mai wird es wohl bald nicht mehr geben und die Frostperiode setzt schon deutlich später ein. So gab es dieses Jahr im Oktober keinen Nachtfrost.

Wer weiß: Vielleicht gehören die dekorativen Bananenstauden schon im kommenden Jahrzehnt zum typischen Bestand eines Ziergartens, weil sich niemand mehr die Mühe machen muss, sie winterfest einzupacken. Und vielleicht werden kommende Generationen tatsächlich Bananen statt Äpfel im Alten Land ernten.

Palmen im Garten: Milde Winter machen es möglich

(jd/ts). Wenn man denn dem Klimawandel überhaupt einen positiven Effekt abgewinnen will: Die immer milderen Winter eröffnen Gartenliebhabern ganz neue Möglichkeiten. "Wir verkaufen jetzt Pflanzen, die wir vor 20 Jahren gar nicht im Sortiment hatten, weil sie mit Sicherheit den Winter nicht überstanden hätten", berichtet Hans-Wilhelm Tobaben, Seniorchef des Gartencenters Tobaben in Harsefeld.

Als Beispiel nennt Tobaben den Mittelmeerschneeball. Der Name deutet bereits an, dass sich diese Pflanze eher in sonnigen Gefilden heimisch fühlt. "Der Mittelmeerschneeball ist mittlerweile ein Verkaufsschlager, weil er auch bei uns von November bis April blüht." Dieses immergrüne Gehölz hier in der Region im Garten überwintern zu lassen, wäre vor zwei Jahrzehnten noch undenkbar gewesen.

Das Gleiche gilt für Palmen. Wurden diese früher ausschließlich in Kübel gepflanzt, um die kalte Jahreszeit in der Garage oder im Wintergarten zu verbringen, pflanzen immer mehr von Tobabens Kunden die Palmen direkt nach draußen. Und auch die Kirschlorbeerhecke erfreue sich zunehmender Beliebtheit, weil sie bei den milden Wintern der vergangenen Jahre - anders als noch vor ein, zwei Jahrzehnten - nicht zurückfriere.

Carsten Matthies, Geschäftsführer des größten Gartencenters Deutschlands, bestätigt den Trend zu exotischen Zimmer- und Gartenpflanzen. Mit Raritäten würden heute Pflanzenfreunde ihren Lebensstil in den sozialen Netzwerken inszenieren, sagt er. Das Bellandris Matthies Gartencenter in Seevetal hat wegen der großen Nachfrage das Sortiment exotischer Pflanzen ausgebaut.

Tobaben kann noch zahlreiche Beispiele von Pflanzen anführen, denen die Winter in unseren Breiten nichts mehr anhaben können. Dazu zählen bei den Früchten etwa die Kiwi und die Feige, aber auch Kräuter wie Rosmarin sterben im Winter nicht mehr ab. Und Rosen müssen mittlerweile auch nicht mehr angehäufelt werden, um sie vor strengen Frösten zu schützen. 

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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