Sie haben selbst schon Hilfe benötigt
"Ankerplatz"-Besucher verteilten Spenden an Stader Obdachlose

Gemeinsam kümmern sich Mitarbeiter und Besucher des "Ankerplatz"-Cafés um die Verteilung der Lebensmittel- und Kleiderspenden | Foto: jab
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  • Gemeinsam kümmern sich Mitarbeiter und Besucher des "Ankerplatz"-Cafés um die Verteilung der Lebensmittel- und Kleiderspenden
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

JOBS und KARRIERE

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jab. Stade. Obdachlosigkeit und Drogensucht, das sind die Dinge, die Bonnie Hagenahs (22) Vergangenheit geprägt haben. Mit 14 Jahren nahm sie das erste Mal Drogen. Als sie schließlich wegen Streitereien mit ihrer Mutter mit 19 Jahren auszog, geriet sie auf die schiefe Bahn. Sie hatte die falschen Freunde und wurde drogensüchtig, nahm sogar Heroin. "Wir schliefen in Unterführungen oder auf Bänken", erzählt die junge Frau. Irgendwann habe sie sich entschlossen, einen Entzug zu machen. Seit neun Monaten ist sie nahezu clean. Vor rund drei Wochen hatte Bonnie einen Rückfall, nahm wieder Drogen. Aber: "Ich habe mich sofort wieder gefangen. Das ist eine Sucht, gegen die ich mein ganzes Leben kämpfen muss", sagt die 22-Jährige.

Inzwischen hat sie aber eine Wohnung. Viel Hilfe habe sie von den Mitarbeitern des Christlichen Jugenddorfs (CJD) erhalten, die im Stader Jugendcafé "Ankerplatz" arbeiten. In dem durch das Jobcenter Stade geförderten Angebot kümmern sich Sozialpädagogen um Jugendliche, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, und bieten ihnen einen Zufluchtsort und Unterstützung. Auch der jungen Frau halfen sie beispielsweise beim Papierkram, der lange Zeit liegen geblieben war. Als die Mitarbeiter Bonnie vor Kurzem fragten, ob sie bei einer Spenden-Verteilaktion teilnehmen möchte, war sie sofort dabei. Denn so konnte sie helfen und anderen zeigen, dass jeder es schaffen kann, von der Obdachlosigkeit wegzukommen.

Über die Aktion gefreut hat sich Mika-Finn Bergmann (21). Er ist seit einem Jahr obdachlos und bewohnt eine Unterkunft im Fredenbecker Weg. Aufgewachsen im Heim, kam er mit 18 Jahren in eine Wohngruppe, wo es ihm nicht gut ging. Nun wohnt er in den Stader Baracken. Hier fühlt er sich nicht wohl, wurde bereits zusammengeschlagen. Zwei volle Tüten mit frischen und haltbaren Lebensmitteln nimmt er mit in seine Unterkunft und auch einen Karton mit Kleidung. "Ich bin wirklich dankbar", sagt er.

Mika-Finn Bergmann ist sehr dankbar für 
die zahlreichen Spenden
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    die zahlreichen Spenden
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Kevin Porta (24) lebt seit Februar im Fredenbecker Weg. Er wohnte nach einem Streit mit seinem Vater u.a. bei seiner Großmutter und bei Pflegeeltern. Aus seiner jetzigen Unterkunft will er, so schnell es geht, weg. Da er eine Chance auf einen Arbeitsplatz hat, ist es bald vielleicht möglich. Während der Spenden-Aktion hat er Tobias kennengelernt. Durch ihn weiß Kevin, dass auch er im Jugendcafé Hilfe und Unterstützung erhält und will dort bald vorbeikommen.

Insgesamt wurden ca. 100 Tüten mit Lebensmitteln von famila gespendet und von den unermüdlichen Helfern verteilt. Die Kleidungsspenden stammen von den CJD-Mitarbeitern. Zusätzlich haben sie noch Schokoladen-Weihnachtsmänner eingekauft. Angefahren wurden die Unterkünfte im Fredenbecker Weg und in Haddorf an der B73 sowie der Bahnhof.

Die Aktion wurde sehr gut angenommen. "Wir hätten noch 50 Tüten mehr gebrauchen können", sagt Kai Hyks, pädagogischer Mitarbeiter des Jugendcafés, als Resümee der Aktion. Das Projekt diente aber nicht nur dem guten Zweck, sondern auch der Aufklärung, erklärt er. Bei der Verteilung der Spenden haben junge Menschen geholfen, die regelmäßig zu Besuch im "Ankerplatz" sind - so wie Bonnie. Die jungen Menschen sollten sehen, wie es ihnen ergehen kann, wenn sie sich keine Unterstützung suchen und fachkundig beraten lassen.

Bericht von Bonnie Hagenah

Bonnie Hagenah war sofort dabei, als sie von dem Projekt hörte | Foto: jab
  • Bonnie Hagenah war sofort dabei, als sie von dem Projekt hörte
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Ich wurde gefragt, ob ich vielleicht helfen möchte, Obdachlosen Essen und Kleidung zu verteilen. Liebend gerne, denn auch ich habe eine Zeit lang auf Bänken und in Unterführungen mit nur einem Schlafsack oder einer Decke geschlafen.

Was mich am meisten schockiert hat, ist, dass die Leute hier Geld bezahlen für Unterkünfte, in denen andere Leute nicht mal für 100 Euro geschenkt wohnen würden. Noch dazu zahlen sie für die selbe Unterkunft verschiedene Preise.

Rolf Mau (61) wohnt seit zwei Wochen in einer Unterkunft und zahlt ca. 114 Euro im Monat. Joachim Kruse(49) wohnt seit neun Jahren hier und hat das selbe "Zimmer" (wie er sagt) und zahlt nur 62,50 Euro im Monat.

Personen und Hintergründe:
Kevin Porta (24) hat noch im Januar bei seinen Pflegeeltern in Schleswig-Holstein gelebt. Jetzt wohnt er seit Februar hier in dieser Unterkunft. Auch er bleibt von Prügeleien nicht verschont

Mika-Finn Bergmann (21) ist noch ziemlich frisch dabei (Anfang November). Er war vorher auf der Straße. Er erzählt mit, dass er von anderen, die dort wohnen, verprügelt wird. Er geht den Leuten seitdem aus dem Weg. Auch weil durch seine Epilepsie die Gefahr besteht, jeder Zeit einen Krampfanfall zu bekommen. Die Wohnungen sollen abgerissen werden. Hier wurde schon eines weggenommen, erzählt Mika mir. Ich frage mich, wohin dann mit den Leuten? Einzige Antwort: die Straße.

Die Unterkünfte:
Na klar, ist es besser, als auf der Straße zu leben, aber der Unterschied ist nicht groß bzw. das Niveau des Lebensstandards immer noch unterste Schublade. Kaputte Fenster, Schimmel, Türen nicht abschließbar, Einbruch wird leicht gemacht. Tücher vor die Fenster gehängt für etwas Privatsphäre. Es wirkt auf mich, als ob man diese Menschen bei Seite geschoben hat, aus den Augen, aus dem Sinn.

Redakteur:

Jaana Bollmann aus Stade

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