Dr. Sebastian Philipp, Chefarzt an den Elbe Kliniken, erläutert Behandlungsmethoden
Atemnot bei Corona-Patienten führt zu Erstickungsangst: Chefarzt der Elbe Kliniken in Stade klärt auf

Viele Geräte und Schläuche: ein Intensivbett in den Elbe Kliniken   | Foto: Elbe Kliniken
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So wird bei Corona künstlich beatmet

jd. Stade. Die Lunge hat eine wichtige Funktion: Mit jedem Atemzug nimmt sie frischen Sauerstoff auf. In den feinen Lungenbläschen, den Alveolen, erfolgt der Luftaustausch. Der lebensnotwendige Sauerstoff gelangt in den Blutkreislauf, während Kohlendioxid aus dem Blut aufgenommen wird, um ausgeatmet werden zu können. Doch eine Lungenerkrankung wie das durch den Corona-Erreger hervorgerufene COVID-19 schädigt das Lungengewebe. Bei schwer erkrankten Corona-Patienten so stark, dass das Atmen zur Qual wird und sich die Lungenfunktion dramatisch verschlechtert. Dann ist eine künstliche Beatmung erforderlich. Experten gehen davon aus, dass sich die Zahl der COVID-19-Erkrankten, die beatmet werden müssen, im weiteren Verlauf der Corona-Pandemie deutlich erhöhen wird. Daher wird überall in den Krankenhäusern die Zahl der Beatmungsplätze aufgestockt. Doch wie funktioniert überhaupt diese Form der Sauerstoffversorgung? Das WOCHENBLATT ließ sich die verschiedenen Formen der Beatmung von Dr. Sebastian Philipp erläutern. Der Mediziner, der u.a. an der Berliner Charité tätig war, ist am Elbe Klinikum Stade Chefarzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin.

Atemnot ruft Erstickungsängste hervor

"Die Patienten, die bei uns mit COVID-19 im Krankenhaus liegen, weisen ein schweres Krankheitsbild auf", sagt Philipp. Besonders die durch die Lungenentzündung hervorgerufene Luftnot mache diesen Patienten schwer zu schaffen: "Sie haben richtig Angst, keine Luft mehr zu bekommen." Diese schwere Atemnot könne geradezu Erstickungs- und Todesängste hervorrufen. Für den Betroffenen ist das extrem beklemmend: Obwohl man verstärkt einatmet, bleibt der "Lufthunger" bestehen. Während gesunde Personen im Ruhezustand etwa zwölfmal in der Minute einatmen, hecheln Corona-Patienten fast nach Luft. Unter Medizinern gilt die Regel: Bei Atemfrequenzen von mehr als 30 Atemzügen in der Minute gehören die Erkrankten ins Krankenhaus. Doch längst nicht jeder Patient, der beatmet wird, müsse auf die Intensivstation, so der Chefarzt.

Sauerstoff wird in die Lungen gedrückt

"Wenn von Beatmung die Rede ist, haben viele sofort das typische Bild aus den Krankenhaus-Serien im Kopf", meint Philipp: "Ein Patient liegt auf der Intensivstation und ist über Schläuche an die verschiedensten Geräte angeschlossen." Solche Intensivpatienten können nicht mehr spontan atmen und werden intubiert. Eine Beatmungsmaschine drückt den Sauerstoff in die Lunge. Tatsächlich gebe es aber mehrere Abstufungen bei der Beatmung, so Philipp.

Die einfachste Methode sei, konzentrierten Sauerstoff über eine Maske oder durch die Nasenlöcher zuzuführen, erläutert Philipp: "Das ist die klassische Sauerstoffgabe." Ist aber wegen der COVID-19-Erkrankung die Lunge bereits zu stark entzündet und fällt die selbstständige Atmung zunehmend schwer, kommt als nächste Stufe die sogenannte High-Flow-Sauerstofftherapie zum Einsatz.

Mittels einer speziellen Nasenbrille, bei der Kanülen in die Nasenlöcher geführt werden, wird unter Druck erwärmter und befeuchteter Sauerstoff in hoher Konzentration in die Lungen geleitet. "Der höhere Fluss sorgt dafür, dass mehr Sauerstoff in die Lunge kommt", erläutert der Facharzt.

Bei Lungenversagen wird Intubation notwendig

"Die Sauerstoffsättigung des Blutes sollte nicht unter 90 Prozent fallen", so Philipp. Ansonsten drohe eine Unterversorgung der Organe.

Solange keine Intubation erforderlich wird, kann eine weitere Form der Beatmung das Mittel der Wahl sein. Dem Corona-Patienten wird eine Gesichtsmaske oder ein Beatmungshelm aufgesetzt. Diese Art der Überdruckbeatmung erleichtert den Gasaustausch in den Lungenbläschen. Das Blut kann mehr Sauerstoff aufnehmen. 

"Diese nicht-invasive Methode hat gegenüber der Intubation den Vorteil, dass es seltener zu Komplikationen kommt", erklärt Philipp. Der Patient könne sprechen sowie Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen.
Ganz anders sei das, wenn ein Beatmungsschlauch, ein sogenannter Tubus, in die Luftröhre gelegt werde, so Philipp. Diese invasive Beatmungsmethode, die Intubation, komme zur Anwendung, wenn die Lungen aufgrund der COVID-19-Erkrankung so schwer geschädigt sein sollten, dass ein akutes Lungenversagen eintritt.  

Dieses akute Atemnotsyndrom, in der Fachsprache ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome) genannt, gehört zu den schwersten Krankheitsbildern, die das Coronavirus hervorrufen kann. Erfolgt eine Intubation, werde der Patient meist mit Hilfe eines Narkosemittels in ein künstliches Koma versetzt, so Philipp: "Ist ein Corona-Patient tatsächlich so schwer erkrankt, dann muss er intensivmedizinisch betreut werden."

Ein Corona-Patient auf der Intensivstation

Intensivmedizinisch mussten in den Elbe Kliniken nach Angaben von Dr. Sebastian Philipp bisher zwei COVID-19-Patienten behandelt werden. Ein Erkrankter wurde im März in die Uni-Klinik nach Hamburg verlegt. Derzeit befinde sich ein an Corona erkrankter Patient auf der Intensivstation in Stade und werde künstlich beatmet. Die anderen aktuell in seinem Haus versorgten Corona-Fälle befänden sich auf einer normalen Station - "natürlich in strenger Isolation", so der Chefarzt. In den Elbe Kliniken wurden bisher 17 Corona-Erkrankte (zehn Männer, sieben Frauen) behandelt, neun sind schon wieder entlassen worden.

Aktuell gibt es 22 Intensivbetten

In den Elbe Kliniken Stade gibt es derzeit 22 Intensivbetten. Sie sind so ausgestattet, dass Patienten künstlich beatmet werden können. Sollte die Zahl schwerkranker COVID-19-Patienten ansteigen, kann das Krankenhaus kurzfristig um vier weitere Beatmungsplätze aufstocken. Derzeit werden Vorbereitungen getroffen, um mittelfristig bis zu 30 Intensivpatienten versorgen zu können. Aktuell sind die Elbe Kliniken Stade darauf ausgelegt, rund 90 Corona-Patienten zu versorgen, die nicht intensivmedizinisch betreut werden müssen. Die Kapazitäten können im Ernstfall aber auch erweitert werden.

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Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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