So wichtig ist der Küstenschutz
Was wäre wenn? Deichbruch an der Elbe als Katastrophen-Szenario

Die blauen Bereiche verdeutlichen, wohin die Wassermassen zuerst strömen würden, wenn ein Deich bricht oder überflutet wird | Foto: Grafik: jd
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(jd). Es war die zweite Jahrhundertflut innerhalb von zehn Jahren und die bisher vierthöchste Sturmflut: Das Orkantief "Zeynep" ließ das Wasser an den Deichen entlang des Landkreises Stade dreieinhalb Meter höher als bei einer normalen Flut auflaufen. Angesichts des klimabedingten Meeresspiegelanstiegs und der Zunahme von Extremwetterlagen aufgrund des Klimawandels stellen sich viele nach einem solchen Flutereignis die bange Frage: Wie lange werden die Deiche noch hoch genug sein, um die Menschen dahinter zu schützen?

Zwar hat das Land Niedersachsen mit dem Generalplan Küstenschutz die Erhöhung der Deiche angeschoben, doch das ist ein Generationenprojekt. Bis das umgesetzt ist, werden 30 bis 40 Jahre ins Land gehen. Der ehemalige Stader Landrat Michael Roesberg hatte schon vor Jahren ein schnelleres Tempo des Landes bei den Deichbaumaßnahmen angemahnt und auf von ihm initiierten Küstenschutzkonferenzen dringende Appelle nach Hannover gerichtet. Dabei fand er drastische Worte: "Unser Landkreis darf bei einer schweren Sturmflut nicht zum Überlaufpolder für die Unterelbe werden", warnte Roesberg.

Orkantief Zeynep: Sturmflut verfehlte Marke von 1962 nur um 30 Zentimeter

Was der Ex-Landrat mit seiner Warnung gemeint hat, soll folgendes Szenario verdeutlichen: Das grüne Bollwerk gibt an irgendeiner Stelle nach und der "blanke Hans" reißt eine Lücke - beispielsweise an einer exponierten Stelle, wie es bei Abbenfleth der Fall ist. Dort gibt es einen fast scharliegenden Deich. Das bedeutet, es ist so gut wie kein Deichvorland vorhanden. Der Sand, der den Deichfuß schützen soll, ist weitgehend von den Fluten weggespült. Solange kein neuer Sand aufgespült worden ist, könnte das Wasser dort bei einer Extremflut eine mögliche Angriffsfläche haben. Zwar hieß es in der Nacht, als "Zeynep" tobte, dass die Deichsicherheit zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen sei. Fakt ist aber auch, dass die Deiche aufgrund des heftigen, mehrere Tage anhaltenden Regens an manchen Stellen aufgeweicht waren.

Selbst ein einzelner Deichbruch könnte fatale Folgen haben. Das Wasser würde sich ins Land ergießen, weite Bereiche überfluten und vorerst auch gar nicht wieder ablaufen, da große Teile Kehdingens, des Alten Landes und auch des Stader Stadtgebietes unter Normalnull liegen. Beim Beispiel Abbenfleth würden sich die Fluten wohl ihren Weg zwischen Barnkrug und Bützfleth bahnen und Richtung Moordörfer strömen und bis an den Höhenzug am Hohenwedel heranreichen.

Ein Mega-Sperrwerk für die Elbe?

Im Alten Land wäre ein Deichbruch ähnlich folgenschwer. Zunächst stünde das tiefer gelegene Hinterland unter Wasser. "Viele Menschen würden womöglich den Fehler begehen und versuchen, auf direktem Weg Richtung Geestkante zu fliehen", meint Dierk König, Oberdeichrichter der I. Meile Altenlandes. Doch das Wasser schneide ihnen genau diesen Fluchtweg ab. Sicherer ist es tatsächlich direkt an der Elbe. Viele der alten Dörfer liegen auf Wurten und die Bereiche am früheren Strandwall der Elbe sind oftmals höher als das Hinterland. König mahnt an, dass der Landkreis Broschüren zum Verhalten bei einer Sturmflut herausgibt, wie das bereits in Hamburg geschehen ist.

Dank des Engagements der drei Deichverbände im Landkreis Stade wird das geschilderte Szenario wahrscheinlich nicht eintreffen. Diese halten die Deiche vorbildlich in Schuss. Doch ihre Möglichkeiten enden dort, wo das Land gefordert ist. Das steht in der Pflicht, finanzielle Mittel und Manpower für eine Jahrhundertaufgabe bereitzustellen. Diese Aufgabe besteht darin, die Deiche so hoch zu machen, dass diese den künftigen Jahrhundertfluten trotzen.

Deichsicherheit und Elbvertiefung

Im Landkreis Stade müssen laut Landrat Kai Seefried (CDU) 77 Kilometer Elbdeich um bis zu 2,10 Meter erhöht und um bis zu 50 Meter verbreitert werden. U.a. auf diese Angaben Seefrieds nahmen jetzt der Grünen-Bundestagsabgeordnete Stefan Wenzel und Eva Viehoff, die für die Grünen im Landtag sitzt, Bezug bei einem politischen Vorstoß in Sachen Küstenschutz. Die beiden wollen in Erfahrung bringen, wie die geplanten Deichbaumaßnahmen finanziert werden und welchen Einfluss die Elbvertiefung auf die Deichsicherheit hat.

Unterstützt wird die Initiative von der Grünen-Landtagskandidaten Britta Sanders. Infolge der Elbvertiefung steige die Strömungsgeschwindigkeit, so die Altländerin. "Auflaufende Flutwasserstände erhöhen sich an den Elbdeichen und führen zu größerer Sturmflutgefahr."

Seefried betont in diesem Zusammenhang: "Meine Botschaft war, dass wir heute sichere Deiche haben, hier aber nicht gewartet werden darf. Wir brauchen die massive Unterstützung des Landes." Es sei eines der wichtigsten Themen für den Landkreis.

• Wie hoch die künftigen Deiche werden sollen und was unter dem Begriff Klimadeich zu verstehen ist, lesen Sie demnächst im WOCHENBLATT und hier online.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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