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Elbtunnel bei Drochtersen darf gebaut werden

100 Tage im neuen Amt
Interview mit Stades Bürgermeister Sönke Hartlef

Stades Bürgermeister Sönke Hartlef (li.) im Interview mit WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Jörg Dammann  Foto: ssc
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JOBS und KARRIERE

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jd. Stade. Seit 100 Tagen ist Stades neuer Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU) im Amt. Zeit für eine erste Bilanz: Fühlt es sich gut an auf dem Chefsessel im Rathaus der Hansestadt oder drückt es irgendwo? Der Stader WOCHENBLATT-Redaktionsleiter Jörg Dammann besuchte Hartlef in seinem Büro und führte mit ihm ein Interview.

WOCHENBLATT:
Herr Hartlef, die ersten 100 Tage im Amt als Bürgermeister sind vorbei. Wie fühlen Sie sich in Ihrem neuen Job?
Sönke Hartlef: Sehr wohl. Ich bin im Stader Rathaus sehr freundlich aufgenommen worden und habe dort ein gut funktionierendes Team vorgefunden. Hier gibt es viele kompetente Mitarbeiter, auf die ich mich verlassen kann. Nicht nur fachlich läuft es gut, hier herrscht auch eine sehr menschliche Atmosphäre im Umgang miteinander.

WOCHENBLATT: Ihre frühere berufliche Tätigkeit als Disponent einer Baustoff-Firma ist nicht gerade mit Ihrer jetzigen Aufgabe zu vergleichen. Wie haben Sie sich in den Bürgermeisterjob eingearbeitet?
Sönke Hartlef: Ich habe zahlreiche Gespräche mit den Fachbereichen in der Verwaltung geführt, um mich in die Materie einzuarbeiten. Es gab natürlich auch schon etliche Termine außerhalb des Rathauses. So habe ich mich beispielsweise mit den Schulleitern getroffen, um mich über die Situation an ihren Schulen zu informieren. Und um ehrlich zu sein: So viel anders läuft es in einer Verwaltung auch nicht als in der freien Wirtschaft. Ich hatte in meinem bisherigen Job viel mit Logistik und viel mit Menschen zu tun. Und das ist bei meinem Amt als Bürgermeister ähnlich.

WOCHENBLATT: Gab es etwas, das Sie sich für die ersten Wochen im Amt vorgenommen hatten?
Sönke Hartlef: Ich habe mich in den ersten Wochen persönlich bei den Mitarbeitern in ihren Büros vorgestellt, um sie kennenzulernen. Das war mir wichtig. Ich hätte es als unpersönlich empfunden, alle Mitarbeiter zu Beginn meiner Amtszeit in einem großen Saal zu versammeln und dann womöglich noch eine große Rede zu halten.

WOCHENBLATT: Wie sieht jetzt Ihr Arbeitstag aus? Wann gehen Sie aus dem Haus und wann kommen Sie heim? Gab es wegen der langen Arbeitszeiten bereits Ärger mit der Familie?
Sönke Hartlef: Wie gesagt, diese ersten Wochen waren geprägt von zahlreichen Treffen und Gesprächen. Ins Büro fahre ich meist gegen halb acht, nach dem morgendlichen Gassigehen mit dem Hund. Ich habe natürlich noch mehr Abendtermine als früher, aber als aktiver Ortsbürgermeister, Ratspolitiker und ehrenamtlicher stellvertretender Bürgermeister war ich früher auch schon häufig unterwegs. Und Beschwerden aus der Familie gibt es nicht. Eher im Gegenteil: Früher habe ich mich nach Feierabend zu Haus ins Büro gesetzt, um Politik zu machen. Wenn ich jetzt nach einem zwölfstündigen Arbeitstag heimkomme, habe ich Zeit für die Familie. Mein Büro habe ich jetzt ja im Rathaus.

WOCHENBLATT: Der Stellenplan war das erste Thema, bei dem es in der Politik Gegenwind gab. Wie haben Sie die Schelte im Finanzausschuss weggesteckt?
Sönke Hartlef: Da habe ich ein recht dickes Fell. Außerdem fand ich die Kritik nicht gerechtfertigt. Beim Einbringen des Haushaltes im Oktober hatte ich meinen Stellenplan, der rund 20 zusätzliche Stellen umfasst, als Diskussionsvorschlag an die Politik gegeben. Danach kam aus den Parteien keine Reaktion, weder eine Anregung noch ein Gegenvorschlag. Dann wurde auf den Ratsbeschluss aus 2018 verwiesen, wonach angesichts der schwierigen Finanzsituation bis auf weiteres keine zusätzlichen Stellen geschaffen werden dürfen. Die finanzielle Lage stellt sich aber nach anderthalb Jahren deutlich besser dar. Sonst hätte ich den Vorschlag ja auch nicht gemacht.

WOCHENBLATT: Und warum muss es überhaupt neue Stellen geben?
Sönke Hartlef: Bei der Aufstellung des Haushaltes für 2020 gab es sehr intensive Gespräche mit den Fachbereichen, bei denen mir gesagt wurde, dass einige Abteilungen personell mit dem Rücken an der Wand stehen. Es gab bereits Überlastungsanzeigen. Die Politiker glauben häufig, dass neu eingestelltes Personal den Haushalt dauerhaft zusätzlich belastet. Das stimmt aber nicht. Wir verlieren in den kommenden Jahren rund 180 Mitarbeiter allein aus Altersgründen. Hier müssen wir vorausschauend agieren und die Stellschrauben bei der Personalplanung jedes Jahr neu justieren.
WOCHENBLATT: In Ihrem Wahlprogramm hatten Sie zahlreiche Themen aufgelistet - von "mehr Bürgernähe" über "mehr Mobilität" bis zur "mehr Wirtschaft". Ist etwas von dieser Agenda bereits umgesetzt?
Sönke Hartlef: Drei Monate sind nun eine sehr knappe Zeit, um Wahlkampfziele umzusetzen. Aber beim Thema Ehrenamt habe ich bereits im September die Stelle einer "Ehrenamtslotsin" installiert. Diese Rathaus-Mitarbeiterin ist feste Ansprechpartnerin für alle, die sich ehrenamtlich engagieren und ein behördliches Anliegen haben. Außerdem wird es voraussichtlich ab Anfang Januar einen ehrenamtlichen Behindertenbeauftragten geben, der sich um die Belange von Menschen mit Handicap kümmert.

WOCHENBLATT: Auch Ihre bisherige Tätigkeit als Ratsherr war ein Ehrenamt. Was sagen Sie Menschen, die sich um ein Mandat bewerben wollen? Ist das mit dem Beruf in Einklang zu bringen?
Sönke Hartlef: Im Stadtrat ist das gut machbar. Der Rat tagt etwa vier- bis fünfmal im Jahr und in der Regel gehört man ein, zwei Ausschüssen an, die auch nicht öfter zusammenkommen. Und das sind fast immer Abendtermine; anders als beim Kreistag, wo vor- oder nachmittags getagt wird. Das hätte ich zum Beispiel mit meiner beruflichen Arbeitszeit schwer vereinbaren können.

WOCHENBLATT: Gibt es aus Ihrer Sicht noch etwas, das Sie in diesen ersten 100 Tagen erreicht haben?
Sönke Hartlef: Die wichtigste Aufgabe seit meinem Amtsantritt war, den Haushalt aufzustellen und diesen in den politischen Gremien beraten zu lassen. Das ist mit der Verabschiedung des Haushaltes jetzt erledigt. Der Haushalt hatte absoluten Vorrang. Da blieb bislang wenig Zeit, andere große Themen aufzugreifen und umzusetzen.

WOCHENBLATT: Wie sieht Ihre Perspektive für 2020 aus? Was sind die wichtigsten Dinge, die anstehen?
Sönke Hartlef: An erster Stelle steht unser "Leuchtturmprojekt", der Bildungscampus Riensförde. Im kommenden Jahr wird feststehen, wie die Angebote der Firmen aussehen, die sich als Generalunternehmer für das Projekt bewerben. Außerdem prüfen wir derzeit die Einführung eines Instruments der Bürgerbeteiligung. Die Vorbereitungen gehen in die Endphase. Auch "mehr Bürgernähe" ist eines meiner Wahlversprechen. Die Diskussion um die Camper Höhe und auch um die Straßenausbau-Beitragssatzung haben gezeigt, dass es wichtig und sinnvoll ist, die Bürger frühzeitig mit ins Boot zu holen. Mit einem Bürgerportal könnte künftig die Gesamtmeinung in der Stadt zu den verschiedensten Themen abgefragt werden. Aber eine Bürgerbeteiligung ist kein Bürgerentscheid. Mit ihrer Hilfe erhalten die Politiker jedoch ein Meinungsbild der Bevölkerung, das sie heranziehen können, um eine Entscheidung zu treffen.

Neben diesen Punkten werden wir weitere wichtige Themen wie das Verkehrskonzept und der Ausbau der Radwege in Angriff nehmen. Ich denke, 2020 stehen genügend Aufgaben an - und darauf freue ich mich.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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