Vor 80 Jahren wurde in Stelle ein Zwangsarbeiter hingerichtet

Der Gedenkstein steht an der K22, kurz vor der Autobahnbrücke | Foto: thl
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thl. Stelle. Am heutigen Mittwoch, 4. Mai, vor genau 80 Jahren ereignete sich in der Gemeinde Stelle eine Gräueltat, die damals in dem kleinen Dorf für viel Aufsehen sollte. Wegen "Rassenschande" wurde der polnische Zwangsarbeiter Julian Milejski war ein polnischer Zwangsarbeiter während der Zeit des Nationalsozialismus mit dem Tode bestraft und in einem kleinen Wäldchen an der Straße Unter den Linden öffentlich aufgehängt. Milejski wurde nur 20 Jahre alt.
Julian Milejski wurde während des Zweiten Weltkrieges als polnischer Zwangsarbeiter auf einem Bauernhof in der Gemeinde Stelle im Landkreis Harburg beschäftigt. Er hatte ein Liebesverhältnis zu einer deutschen Frau aus Hamburg, die ebenfalls im Ort untergekommen war und in direkter Nähe des Hofes wohnte. Milejski wollte diese seinerzeit illegale Beziehung beenden, nachdem er vor den möglichen Folgen gewarnt worden war. Die verlassene Frau zeigte ihn daraufhin aus Eifersucht wegen sexueller Nötigung bei der Polizei an. Milejki wurde festgenommen und zum Tode verurteilt.
Im Jahre 2003 erinnerte sich eine Einwohnerin Stelles an den jungen Polen und regte die Aufstellung eines Gedenksteines für Milejski an, was jedoch damals vom Verwaltungsausschuss der Gemeinde abgelehnt wurde. Erneute Aufmerksamkeit fand der Fall durch eine Veröffentlichung des Gemeindearchivars Gerhard Rieckmann im Jahre 2005 über die nationalsozialistische Vergangenheit von Stelle, in der auch über die Ermordung des Zwangsarbeiters Milejski im Jahre 1942 berichtet wurde.
Diese Dokumentation veranlasste Schülern der Harburger Haupt- und Realschule Hanhoopsfeld, sich ab Ende 2006 im Geschichtsunterricht mit dem Fall zu befassen. Nachdem der damalige Bürgermeister Joachim Wilcke wenig Interesse an weiteren Recherchen gezeigt hatte, regten die jungen Leute, von einigen Bürgern und Kirchenvertretern unterstützt, Erinnerungsveranstaltungen und die provisorische Aufstellung von Gedenktafeln an. Dies führte u.a. auch zu einer ersten Beachtung des Falles in der polnischen Presse, was wiederum eine Suche nach Verwandten Milejskis in Gang setzte.
Für ihr Engagement auch über ihre aktive Schulzeit hinaus, wurde die Gruppe im Jahr 2007 mit dem Bertini-Preis ausgezeichnet. Über die Auszeichnung und das Schicksal von Julian Milejski wurde in mehreren deutschen und polnischen Medien berichtet sowie auch in der größten deutschsprachigen Zeitung in den USA, der Amerika Woche. Und: Die Bemühungen um die Aufstellung eines Gedenksteines wurde unterstützt durch Jerzy Kaczmarek, Hamburger Generalkonsul Polens.
Ausgelöst durch die Aktivitäten der Jugendlichen bildete sich in Stelle der Arbeitskreis "Ein Stein für Julian". Die Jugendlichen stifteten einen Teil ihres Geldpreises, den sie mit dem Bertini-Preis bekommen hatten, für die Erstellungskosten. Der Stein mit einer bronzenen Gedenktafel wurde trotz der Widerstände der Gemeinde aufgestellt und am 4. Mai 2008, genau 66 Jahre nach der Hinrichtung Milejskis, feierlich enthüllt. Das Mahnmal wird seitdem von Steller Bürgern und dem Arbeitskreis betreut.

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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