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Gehälter steigen und das hat Folgen
Ambulante Pflege wird deutlich teurer

Wer zu Hause lebt und gebrechlich wird, braucht ambulante Pflege. Die wird ab September teurer, weil die Löhne steigen | Foto: DAK
  • Wer zu Hause lebt und gebrechlich wird, braucht ambulante Pflege. Die wird ab September teurer, weil die Löhne steigen
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(tk). Ab September werden die Löhne in der ambulanten Pflege deutlich ansteigen. Diese wichtige Reform, um den Job attraktiver zu machen, führt aber dazu, dass sich viele Senioren Pflegedienstleistungen nicht mehr im gewohnten Umfang leisten können, befürchtet die Inhaberin* eines ambulanten Pflegedienstes im Landkreis Stade. "Eine unserer Kundinnen geht an vielen Tagen mit Straßenkleidung ins Bett. Sie kann sich die Zuzahlung für die eigentlich notwendige Hilfe für das An- und Auskleiden schon jetzt nicht leisten", sagt die Fachfrau. Das sei noch ein Einzelfall, bald aber nicht mehr, befürchtet sie.

28 statt 14 Euro fürs Waschen

Ein Blick auf die Zahlen: Der Stundenlohn einer ungelernten Pflegekraft steigt ab September von 12,55 auf dann 16,16 Euro. Eine Fachkraft bekommt statt heute 15,50 künftig 22,15 Euro pro Stunde in der ambulanten Pflege. Wieso die Schere auseinanderklafft, macht ein Beispiel deutlich: Die kleine Pflege, also Waschen, wird derzeit mit 14 Euro berechnet. Nach der Gehaltsanpassung sind es 28 Euro.

Weniger Service und mehr Kosten für den Notdienst

Die Summe, die pflegebedürftige Menschen, die zu Hause leben, pro Monat für Hilfe zur Verfügung haben, hängt vom Pflegegrad ab. Bei Pflegegrad 3 sind das derzeit monatlich 1.363 Euro. Was sich nach viel Geld anhört, sei in der Lebenspraxis älterer Menschen durch den Hilfebedarf aber schnell aufgebraucht. Die Preissteigerung durch höhere Löhne von einzelnen Leistungen schätzt die Expertin auf 30 bis 50 Prozent.
Wer nur alle paar Tage ein wenig Unterstützung benötige, könne das hinbekommen. "Wir haben aber auch Kunden, bei denen wir drei Mal am Tag sind", so die Inhaberin des Pflegedienstes. Es komme schon heute vor, dass Senioren lieber darauf verzichten, täglich die Haare gekämmt zu bekommen. Dieser eigentlich kleine Handgriff gehe über das verfügbare Budget hinaus.

Staat zahlt dann über Sozialämter

Ole Bernatzki vom Ambulanten Hauspflege Dienst (AHD) aus Jesteburg (Kreis Harburg) geht von einer geringeren Preissteigerung durch die steigenden Gehälter aus. "Viele zahlen heute schon mehr." Probleme sieht er infolge der Tarifreform dennoch: Jedes Bundesland zahle unterschiedlich für dieselbe Leistung. In Niedersachsen werde die Begleitung zur Toilette mit 3,80 Euro vergütet, in Hamburg dagegen mit 5,80 Euro. Bernatzki schätzt, dass pflegerische Dienstleistungen im Schnitt um ein Drittel teurer werden. Entweder die Betroffenen zahlen selbst, ihre Angehörigen oder der Staat über die Sozialämter.

"Die notwendige und überfällige Reform der Gehälter wurde nicht konsequent zu Ende gedacht", kritisiert die Stader Pflegeunternehmerin. Es wurde entschieden, ohne dass erfahrene Praktiker mit am Tisch gesessen hätten. Wenn Leistungen teurer werden, müssten die Konsequenzen mitgedacht werden. "Auf der Strecke bleiben die älteren Menschen, die sich eine höhere Zuzahlung nicht leisten können. Das ist bitter."
* Name der Redaktion bekannt (tk).

Pflegegeld muss steigen!

Der Rechtsanwalt Andreas Ditter ist Geschäftsstellenleiter Nord des Bundesverbandes Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad). Seine klare Aussage: "Wenn eine Dienstleistung um 30 Prozent teurer wird, dann werden viele Betroffene 30 Prozent weniger Dienstleistung bekommen." Die Zahlungen der Pflegekassen je nach Pflegegrad werden nämlich im Gegenzug der Gehaltsanpassung nicht angehoben. "Wir hauen auf jede Trommel, um auf dieses Problem hinzuweisen." Der Gesetzgeber habe diese Folge schlichtweg ausgeblendet.

Eine mögliche Konsequenz: Senioren, die auf Hilfe angewiesen sind, könnten eine Kostenübernahme beim Sozialamt beantragen. Was aber viele erfahrungsgemäß aus Scham nicht tun werden.
Für Ditter und den bad die einzige Lösung: "Ab 1. September muss der sogenannte Sachleistungsbetrag erhöht werden,. Und zwar um die Summe, um die Dienstleistungen teurer werden."
Betroffen von dieser Schere zwischen höheren Gehältern und steigenden Preisen seien vor allem die ambulanten Pflegedienste und ihre Kunden. Für Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen habe der Gesetzgeber zu Jahresbeginn eine Entlastung vorgesehen. Die Schere klafft auseinander

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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