Dagmar und Ivar Buterfas-Frankenthal feierten am Donnerstag Eiserne Hochzeit

Dagmar und Ivar Buterfas-Frankenthal haben am Donnerstag ihren 65. Hochzeitstag gefeiert - leider ohne große Feier. Das Foto entstand vor fünf Jahren anlässlich der Diamantenen Hochzeit, die das Paar auf Gran Canaria beging
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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mum. Bendestorf. Eigentlich war das alles ganz anders geplant: Dagmar (86) und Ivar Buterfas-Frankenthal (87) hatten ein Hotel gebucht, um dort mit vielen Freunden und Bekannten am Donnerstag, 30. Juli, ihre Eiserne Hochzeit (65 Jahre) zu feiern. Doch Corona-bedingt musste das Fest ausfallen. Stattdessen gab es einen kleinen Empfang zu Hause in Bendestorf. "Die Gäste schauten nur kurz vorbei, um ihre Glückwünsche zu überbringen", sagt Ivar. Unter anderem war unter den Gästen Bendestorfs Bürgermeister Bernd Beiersdorf. Er überbrachte Glückwunschbriefe von Landrat Rainer Rempe, Ministerpräsident Stephan Weil und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Doch der Empfang ersetzt natürlich nicht eine richtige Feier. "Deswegen haben wir uns entschlossen, unseren Hochzeitstag im kommenden Jahr nachzufeiern", sagt das Paar.
Das WOCHENBLATT schaut dennoch schon jetzt auf das Leben des besonderen Ehepaares zurück - nicht umsonst ist Ivar der einzige noch lebende Ehrenbürger der Gemeinde Bendestorf.

Vielleicht erinnerte sich das Paar am Donnerstag an seinen 60. Hochzeitstag vor fünf Jahren. Damals staunte Dagmar nicht schlecht, als sie am 30. Juli auf die Terrasse ihres Hotels auf Gran Canaria trat: Dort - an ihrem Tisch - wartete ein großer Strauß Rosen auf sie. Zudem hatten die Mitarbeiter des Hotels aus Blumenblättern die Zahl "60" dekoriert. Verantwortlich für die Überraschung war Ehemann Ivar.
"Wir haben diesen Tag bewusst nicht in Deutschland gefeiert", erzählt Ivar. Die Goldene Hochzeit habe im Rahmen einer großen Feier mit 300 Gästen stattgefunden. Das wollte das Paar nicht. Also ging es auf die Ferieninsel. Ivar, den Bendestorfs ehemaliger Bürgermeister Hans-Peter Brink als "einen großen Mahner gegen den Nationalsozialismus" bezeichnete, kann auf ein beachtliches Lebenswerk zurückschauen. Unter anderem ist er Weltfriedenspreisträger. Eine Ehrung, die er mit dem Dalai Lama teilt. Sein Buch "Sunny Goj" stellte er in mehr als 1.500 Lesungen - meist in Schulen - vor. Darin schildert er, wie er als Sohn eines Juden den Holocaust überlebt hat.

Die Lebensgeschichte des Paares könnte auch das Drehbuch eines spannenden Filmes sein. Ivar wird im Januar 1933 in Hamburg geboren. Sein Vater - ein Jude - wird erst von den Nazis eingesperrt und kommt dann in Kriegsgefangenschaft. Seine Mutter - eine Christin - flieht mit ihren acht Kindern erst aufs Land und später zurück nach Hamburg. Nach dem Krieg - Ivar ist inzwischen als "Neuheiten-Verkäufer" unterwegs - lernt er Dagmar kennen. Auch ihr Vater ist Jude. Doch als "Dagi" vier Jahre alt ist, lassen sich ihre Eltern scheiden. Dagmars Weg führt über Dresden nach Hamburg. Dort treffen sich die Eheleute zum ersten Mal. "Ich kann mich noch gut an Ivars ersten Satz erinnern", sagt Dagmar mit einem Lächeln im Gesicht. Er habe ihr ins lockige Haar gefasst und gesagt: "Na, Du kleiner Lockenkopf. Wir beide gehen bald ins Kino."
Aus der Verabredung wird nichts. Erst als Ivars Schwester Mutter wird und er in der Rolle des Onkels aufgeht, bekommt Ivar eine Chance. Seitdem ist das Paar unzertrennlich. "Uns gibt es nur im Doppelpack", sagte das Paar kürzlich in einem Interview mit dem Obdachlosen-Magazin "Hinz und Kunzt".
Gemeinsam gründet das Paar die Firma "Buterfas & Buterfas" - spezialisiert auf Fassadenreinigung. Nebenbei wird Ivar Box-Promoter und gründet den Förderkreis der Nikolaikirche in Hamburg. Daneben engagiert er sich immer wieder gegen Fremdenfeindlichkeit. Für seinen Einsatz wird ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.

"So lange man an einen Menschen denkt, ist er nicht tot", begründete Ivar 2016 seine Initiative, den Mädchennamen seiner Ehefrau Dagmar an den Familiennamen offiziell anzuhängen. Die Eheleute erinnern damit an Dr. Max Erich Frankenthal, den Vater von Dagmar, der 1938 nach seiner Rückkehr von einer USA-Reise in Dresden wegen angeblicher Spionage verhaftet und in Schutzhaft genommen wurde. Im Anschluss brachte die Gestapo Frankenthal trotz eines Freispruchs nur aufgrund seiner jüdischen Abstammung ins Konzentrationslager Buchenwald. Dort verliert sich seine Spur, trotz intensiver Nachforschungen wurden bis heute keine Hinweise auf seinen Verbleib gefunden.

"Das kann nicht unser Deutschland sein"
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Ivar und Dagmar Buterfas-Frankenthal zeigen Landrat Rainer Rempe Fotos von Dr. Max Erich Frankenthal. Ihm zu Ehren nahm Ivar Buterfas den Namen seiner Ehefrau an
Redakteur:

Sascha Mummenhoff aus Jesteburg

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