Moorführer klärt über das wichtige Ökosystem auf
Wie unsere Moore das Klima retten könnten

Christian Mennrich ist einer der ersten 20 Moorführer in Deutschland | Foto: pm
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Nebeldurchzogene Weiten, tote Äste ragen aus dunklen Gewässern, der Schrei eines Vogels durchbricht die allumfassende Stille: So oder so ähnlich stellen sich die meisten Menschen wohl unsere Moore vor. Es sind legendenumwobene Landschaften, um die sich Sagen rund um Geister, Moorleichen und Irrlichter drehen. Doch dass das Moor eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt ist, darüber sind sich nur die wenigsten klar. Als einer der ersten 20 Moorführer Deutschlands weiß Christian Mennrich um die Bedeutung der Moore. Nicht nur für Pflanzen und Tiere - vor allem für das Klima.

Intakte Moore speichern enorm viel CO₂. Hier zu sehen ist der nördliche Teil des Moorgürtels | Foto: Mennrich
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Erst kürzlich schloss der 45-Jährige die von der Loki-Schmidt-Stiftung geförderte Ausbildung zum Moorführer ab. Christian Mennrich ist nun „zertifizierter Natur- und Landschaftsführer mit dem Schwerpunkt Moore in Hamburg und Umgebung“. Für den Marketingverantwortlichen einer IT-Firma war das Thema Umweltschutz schon immer wichtig. Auf der Suche nach einer sinnstiftenden Tätigkeit fiel ihm dann die Ausschreibung der Loki-Schmidt-Stiftung in die Hände. "In der Natur zu sein ist der beste Ausgleich zum Job", so der passionierte Marathonläufer. Gemeinsam mit 19 weiteren Anwärtern - von Quereinsteigern bis zu studierten Biologen - wurde Mennrich für das Moorführer-Zertifikat ausgewählt. Die Ausbildung dauerte drei Monate lang, aufgeteilt in mehrere Blöcke. Am Ende standen vier Abschlussprüfungen.
Der Grund für diese Maßnahme ist Aufklärung, so Mennrich, denn es gibt kaum noch intakte Moore. In den letzten 300 Jahren wurden die meisten Moore zwecks Besiedelung oder landwirtschaftlicher Nutzung entwässert oder zur Gewinnung von Brennmaterial enttorft. "Das Problem daran ist, dass Moore nicht nur wichtig für die Artenvielfalt sind, sondern vor allem sehr viel CO₂ speichern", erklärt Christian Mennrich. Intakte Moore speichern sogar doppelt so viel Kohlenstoffdioxid wie alle Wälder der Erde zusammen - und das, obwohl es deutlich weniger von ihnen gibt. Da allerdings 95 Prozent aller Moore in Deutschland trockengelegt sind, entweichen etwa sieben Prozent der Gesamtemissionen der Bundesrepublik durch sie - das ist mehr als durch den deutschen Flugverkehr freigesetzt wird.

Der helle Streifen ist Sand, der dort aufgetragen wurde, um das Gelände für den Bau der A26-West vorzubereiten | Foto: pm
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Neben dem Klimaaspekt spielt der Artenschutz eine große Rolle in der Bedeutung der Moore. So sind beispielsweise der Moorgürtel bei Neu Wulmstorf und die Moore bei Buxtehude ein Natur- und EU-Vogelschutzgebiet. Das liegt auch daran, dass sich dort der seltene Wachtelkönig angesiedelt und eines seiner bedeutendsten Brutgebiete in der EU hat. Doch auch Vögel wie der Neuntöter und die moortypischere Bekassine brüten hier. Dass die A26-West durch das Randgebiet des Moores laufen soll, sieht Christian Mennrich kritisch.

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"Um unsere Klimaziele zu erreichen ist es wichtig, unsere Moore wieder zu renaturieren", so der Moorführer. Dafür müsste Deutschland jährlich 50.000 Hektar wiedervernässen, aktuell sind es aber lediglich 2.000 Hektar. Ein Problem dabei seien die kleinteiligen Besitzstrukturen der Moorflächen und auch, dass sie teilweise noch in landwirtschaftlicher Nutzung sind. Eine Wiedervernässung ließe sich nur auf großflächigem Raum realisieren, sobald sich Besitzer verweigern, erschwere das den Prozess. Dass Bauern natürlich eine Alternative geboten werden müsse, sei auch klar. Die Forschung mache aber aktuell große Schritte in diese Richtung.

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Wer Interesse an einer Moorführung für Kinder oder Erwachsene hat oder sich gerne zum Moorführer ausbilden lassen möchte, kann sich an die Loki-Schmidt-Stiftung wenden. E-Mail: anmeldung@loki-schmidt-stiftung.de bzw. akademie@loki-schmidt-stiftung.de, Stichwort "Moorführer*in". Weitere Infos unter https://loki-schmidt-stiftung.de/moore-schuetzen-moore-verstehen.

Redakteur:

Pauline Meyer aus Neu Wulmstorf

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