Veganes Hundefutter
Erbsen, Linsen, Nüsse statt Pansen, Herz und Muskelfleisch?

Beispiel einer Mahlzeit für Hunde: Muskelfleisch, Innereien, Blättermagen, Knochen/Knorpel, Gemüse, Kräuter, Öle | Foto: sra
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  • Beispiel einer Mahlzeit für Hunde: Muskelfleisch, Innereien, Blättermagen, Knochen/Knorpel, Gemüse, Kräuter, Öle
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Dass Menschen aus gesundheitlichen und klimatechnischen Gründen weniger Fleisch essen sollten, ist hinreichend bekannt. Der hohe Fleischkonsum und die daraus entstandene Massentierhaltung ist unter anderem hauptverantwortlich für den Menschengemachten Klimawandel. Weniger rotes Fleisch zu essen ist gesünder für die Gefäße für das Herz und verringert das Risiko an Krebs zu erkranken deutlich. Dass für jede herkömmliche Salamischeibe oder Gesichtswurst ein Lebewesen verwertet worden ist, sollte jedem klar und bewusst sein.

Daher ist zumindest der Gedanke einiger ernährungsbewusster Hundehalter nachvollziehbar, dass sie ihren vierbeinigen Liebling an ihren moralischen Idealvorstellungen teilhaben lassen möchten. "Ich esse kein Fleisch und mein Hund auch nicht", so argumentieren verschiedene Influencer im Netz.

Nachfrage bringt Angebot

Die Industrie reagiert auf diesen Trend und so bekommen Social-Media-Nutzer vermehrt Anzeigen und Beiträge von veganem und vegetarischem Hundefutter ausgespielt. Die Futtermittelhersteller werben mit der gesunden Alternative zu gewöhnlicher, fleischbasierter Ernährung der felligen Gefährten. Nachhaltiger, verträglicher, adäquate Schmackhaftigkeit und vor allem problemlos an der Nährstoffversorgung soll das Alleinfuttermittel sein. Doch ist dem wirklich so? Im Internet findet man viele parodierende Videos, in denen Menschen sagen, wie gut es ihnen gehe, seit sie sich vegetarisch oder vegan ernähren und dass auch ihre Hunde viel lieber Gemüse essen als Fleisch. Dann darf der Hund sich einen von zwei Tellern aussuchen. Auf einem Teller liegt ein Stück Fleisch und auf dem anderen Teller Gemüse oder Salat. Natürlich frisst jeder Hund der Videos sofort das Stück Fleisch. So möchten die Erschaffer der Videos untermauern: Der Hund ist ein Fleischfresser.

Zugegeben, das ist lustig. In der Realität sähe es etwas anders aus und nicht wenige Hunde würden eher gekochtes und portioniertes Gemüse statt eines rohen 200-Gramm-Steaks bevorzugen, schlichtweg weil sie es nur noch im verarbeiteten Zustand kennen. Würde man den gleichen Test mit einem herkömmlichen Industrie-Futter machen, würden die allermeisten Hunde wohl dies dem Gemüse vorziehen. Im Laufe der Domestizierung sind aus den wilden Wölfen (reine Carnivoren, Fleischfresser) Haushunde geworden. Damit hat sich auch die Ernährung der Hunde im Laufe der Jahrtausende angepasst und sie sind zu Carnivoren-Omnivoren, Fleischessende-Allesfresser, geworden.

"Unsere heutigen Hunde haben zum Beispiel einen viel längeren Darm als die Wölfe, durch den sie die enthaltene Stärke von nicht-fleischlicher Nahrung viel besser verdauen und verwerten können", so vet. med. Juliane Wülfken aus der Kleintierpraxis Nehlsen in Hittfeld. In den letzten 10.000 Jahren hat der Hund sich daran gewöhnt, vom Menschen ernährt zu werden und nicht selber jagen zu müssen. Daher würden auch nur die wenigsten Hunde hierzulande ein gejagtes Tier töten, geschweige denn es danach verspeisen. Jagen gehen die meisten Hunde aus Instinkt, welcher durch einen Bewegungsreiz ausgelöst wird, und nicht, weil sie hungrig sind.

Vegetarisch ist nicht vegan

Doch heißt es, weil der Hund mittlerweile auch pflanzliche Nahrung gut verwerten kann, dass er kein Fleisch mehr benötigt oder gar gänzlich auf tierische Produkte verzichten kann und dennoch gesund bleibt? Die vom WOCHENBLATT befragten Tierärztinnen und Ernährungsexpertinnen für Hunde sind sich einig und sagen ganz klar: "Nein!" Nein zu veganer Ernährung bei Hund und Katze.

Der Grund für diese klare Aussage ist einfach. Es gibt keine evidenten Studien zu dem Thema. "Um eine Studie wirklich haltbar zu machen, müsste diese Studie die Hunde über ihre komplette Lebenszeit begleiten. Solche Studien gibt es zurzeit aber einfach nicht", sagt Dr. Franziska Conrad aus der Kleintierpraxis Süderelbe in Fleestedt und Harburg. Auch vet. med. Juliane Wülfken bekräftigt diese Aussage: "Die bekannten Forschungen zu diesem Thema unterliegen einer hohen Subjektivität, da sie von privaten Hundebesitzern und nicht unter wissenschaftlichen Standards durchgeführt wurden."

Alle befragten Experten sind sich einig, dass vegane Ernährung beim Hund noch lange nicht ausreichend untersucht worden ist, um hier fundierte Aussagen treffen zu können.

Vegan oder vegetarisch ist ein großer Unterschied. Bei einem hochwertigen, vom Profi abgestimmten, vegetarischen Ernährungsplan sieht das etwas anders aus. Man kann Hunde heutzutage vegetarisch ernähren, wenn es zum Beispiel durch eine Vielzahl an Unverträglichkeiten notwendig ist.

Erwähnt sei, dass auch der Wolf, als reiner Carnivore, pflanzliche Nährstoffe und Vitamine benötigt. Diese bekommt er allerdings fast ausschließlich aus den Mägen seiner Beutetiere. Wenn er wirklich hungrig ist, bedient er sich auch an Sträuchern und Beeren. Nur weil der Hund nach einem halben Jahr veganer Ernährung nicht tot umkippt, kann es dennoch sein, dass er schwerwiegende Mängel im Körper aufweist, welche erst nach Jahren zu sehen sein wird.

Bioverfügbarkeit ist wichtig

"Essenzielle Aminosäuren findet man z.B. nicht in Erbsenproteinen, welches bei den vegetarischen und veganen Futtermitteln gerne verwendet wird. Also muss es synthetisch zugesetzt werden. Was hochindustriell verarbeitet wird, ist nicht natürlich und hat somit eine schlechtere Bioverfügbarkeit. Das heißt, dass der Körper die gleichen Nährstoffe aus unterschiedlichen Quellen unterschiedlich gut aufnehmen kann", sagt Christian Eggers vom Barf-Fachgeschäft Hunderepublik aus Stelle.

Ein klares Statement

"In der gewöhnlichen Tierfutterindustrie werden Schlachtnebenerzeugnisse verwertet, die der Mensch nicht isst. Für den Familienliebling wird kein Tier gezüchtet und getötet, sondern es werden die Teile verbraucht, die sonst weggeschmissen werden würden.
Wie sinnvoll ist es da also, den Schlachttieren zuliebe auf die fleischliche Nahrung des Hundes zu verzichten? Wer wirklich etwas tun möchte, was der Umwelt und der Nachhaltigkeit zugutekommt, sollte bei den Luxusartikeln des Hundes anfangen zu sparen. Muss es das dritte Lederhalsband oder die vierte Leine sein? Muss das Körbchen wirklich ausgetauscht werden, weil es nicht mehr so schön aussieht? Solch unnötigen Anschaffungen schaden der Umwelt weitaus mehr als die Ernährung durch die Futtermittelindustrie der Hunde", appelliert Juliane Wülfken an die Hundehalter.

Fazit

Dr. Franziska Conrad sagt: "Wenn es nicht zwingend notwendig ist, sollte ein Hund nicht vegan ernährt werden und aktuell sehe ich keine Notwendigkeit, welche eine vegane Fütterung veranlassen würde."

Welt verbessern, ja! Nachhaltigkeit und Umweltschutz, ja! Aber oft kann man mit den simplen und logischen Anpassungen seiner Gewohnheiten mehr erreichen als mit der Neuerfindung des Rads.

Beispiel einer Mahlzeit für Hunde: Muskelfleisch, Innereien, Blättermagen, Knochen/Knorpel, Gemüse, Kräuter, Öle | Foto: sra
"Warum entscheiden? Ich mag beides gerne", das würde der Vierbeiner wohl sagen, wenn er reden könnte.  | Foto: sra
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Sven Rathert aus Seevetal

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