Traditionelles Schmiedehandwerk
Karoxbostel hat ein Eisen im Feuer

1.000 bis 1.300 Grad ist das Feuer warm: David Sgaga arbeitet an der Esse | Foto: ts
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JOBS und KARRIERE

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1.000 bis 1.300 Grad ist das Feuer warm, wie es korrekt in der Schmiedesprache heißt. Die Esse in der Hofschmiede auf dem Gelände der Wassermühle Karoxbostel ist zweifellos ein ungewöhnlicher Aufenthaltsort im Sommer - vor allem für einen Schüler in den Sommerferien. Noch außergewöhnlicher ist, das ein 17-Jähriger das Schmiedehandwerk beherrscht, denn der traditionsreiche Beruf gilt als ausgestorben. Mit dem Gymnasiasten David Sgaga hat der Verein Wassermühle Karoxbostel bei Restaurierungsarbeiten und der Vermittlung alter Handwerkstechniken ein Eisen im Feuer.

Eisen ins Feuer halten, extra anheizen, dann schnell auf dem Amboss mit dem Hammer bearbeiten. Technik, aber auch Muskelkraft sind beim Formen von Eisen nötig. Erfahrung sammelt David Sgaga bei Übungsarbeiten in der Hofschmiede in Karoxbostel - und vor allem bei seinen Begegnungen mit dem Schmiedemeister Arnold Kahnenbley, der sein Handwerkswissen in der Museumsschmiede Seppensen und in Zukunft auch in Karoxbostel weitergibt. "Von einem Schmiedemeister mit mehr als 50 Jahren Berufserfahrung kann ich enorm viel lernen", sagt der 17-Jährige. Die Technik des Feuerschweißens zum Beispiel. 

Im Denkmalschutz ist Schmiedehandwerk gefragt. David Sgaga fertigt zurzeit im Auftrag des Vereins Wassermühle Karoxbostel den Türmechanismus an dem früheren Schweinestall, einem Nebengebäude des denkmalgeschützten Mühlenensembles.  Die Beschläge an der Ofentür des Backhauses sind auch von ihm. Türbeschläge und Nägel, die an der Wassermühle verarbeitet werden, entstehen in alter Handwerkstechnik.

Der Beruf des Metallbauers hat den mehr als 8.000 Jahre alten Beruf des Schmieds abgelöst. Seit der Erfindung der Schweißtechnik wird das uralte Handwerk kaum noch praktiziert. Industrielles Schmieden findet sich heute in der Produktion von Bauteilen im Maschinen-, Fahrzeug-, Flugzeug- und Schiffbau.

An der Esse im beißenden Rauch zu stehen und das glühende Eisen auf dem Amboss mit dem Hammer zu bearbeiten ist ein ganz anderes Arbeiten. "Man muss schon eine Leidenschaft für den Rauch haben", sagt David Sgaga und lächelt verschmitzt. Später zu Hause reinigt er seine Hände mit einer Waschpaste. unter der Dusche stehe er nicht länger als Menschen, die im Büro arbeiten. Zehn Minuten, sagt er.

David Sgaga brennt für das Schmiedehandwerk. Die Leidenschaft entfachte, als er im Alter von zwölf Jahren einen Film der Fantasy-Reihe "Der Hobbit" sah. Bei der Betrachtung der Mittelalter-Romantik blieb es nicht. David Saga ist ein zupackender Mensch. Schmiedetechniken erlernte er in Kursen am Freilichtmuseum am Kiekeberg in Ehestorf. Der Gymnasiast aus Hamburg-Neugraben absolvierte im Alter von 15 Jahren ein Praktikum in der Kunstschmiede Egon Engber in Karoxbostel. Zu dem Verein Wassermühle Karoxbostel schließlich stieß er über eine Patentante, die sich bei den Mühlenrettern engagiert. Zur Inbetriebnahme der Hofschmiede in diesem Jahr unterrichtete David Sgaga bereits selbst junge Frauen, die ein freiwilliges Soziales Jahr im Denkmalschutz absolvieren.

In zwei Jahren macht David Sgaga Abitur. Seine berufliche Zukunft sieht er im Handwerk. Zweifellos werden sich Betriebe aus allen Innungen um ihn reißen, Handwerksbetriebe suchen verzweifelt Auszubildende. Seinen Traumberuf weiß der 17-Jährige bereits heute genau - und der ist beinahe so selten wie der des Astronauten in Deutschland: "Ich möchte in Festanstellung am Deutschen Schmiedemuseum arbeiten. Und die haben ganze drei Stellen."

Berufsschüler errichten das Fachwerk der Hofschmiede in Karoxbostel
Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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