Seevetal-Over: neuer Deichverteidigungsplatz
Die Deponie hinter dem Garten

Anwohner der Straße Oversand sind sauer, dass sie nicht an der Planung beteiligt und nicht einmal informiert wurden: Babett Keßler (v. li.), Detlef Römhild, Michael Keßler, Gisela Römhild und Jutta Pielberg-Kulossa | Foto: pöp
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Seit Jahren ist geplant: In Over soll vom Harburger Deichverband, der für den Schutz eines sechs Kilometer langen Elbdeichabschnitts bei Over zuständig ist, ein neuer Deichverteidigungsplatz gebaut werden. Denn die bisherige Gerätelagerhalle am Alten Elbdeich ist im Falle eines Hochwassers zu weit vom Deich entfernt. "Das ist eine gute Sache", findet auch Michael Keßler. Doch was der Deichverband mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz NLWKN jetzt plant, treibt dem ansonsten eher besonnen wirkenden Mann doch den Blutdruck in die Höhe.

Sorge um die Gesundheit

"Weil man nicht weiß, wohin mit dem giftbelasteten Aushub des Platzes, baut man daraus direkt hinter unseren Gärten einen Wall, den niemand braucht", empört er sich. "Ich mache mir Sorgen um unsere Gesundheit, wenn das toxische Zeug bewegt wird." "Landschaftsbauwerk" nennen die Planer das Bauwerk - ein Wall, der am Fuß 33 Meter und auf den Krone acht Meter breit sein wird. Und so hoch, dass Keßler und seine Nachbarn von der Landschaft hinter ihren Grundstücken nichts mehr sehen können.

Michael Keßler hat eine Leiter aufgestellt, damit man sich besser vorstellen kann, wie hoch der Wall hinter seinem Haus wird: Von der Landschaft wird dann nicht mehr viel zu sehen sein | Foto: pöp
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Der Hintergrund: Das zur Planung gehörende 33.000 Quadratmeter große Gebiet am Over Elbdeich zwischen Uhlenbusch, Oversand, Feuerwehrgebäude und Neuer Deichstraße ist ein ehemaliges Spülfeld. Bis in die 1960er Jahre wurde dort Schlick aus Elbe und Hafen abgelagert, der auch mit Schwermetallen und Dioxinen belastet ist. Als das Problem in den 1970er Jahren bekannt wurde, deckte man die gefährlichen Bodenschichten - inzwischen war ein Teil davon auch bebaut - mit unbelastetem Boden ab.

Zunächst wurde dort noch Landwirtschaft mit bestimmten Pflanzen betrieben, seit mindestens zehn Jahren - so berichten Anwohner - befindet sich dort eine Wiese, deren Mähgut auch nicht genutzt wird, sondern liegen bleibt. Wer hier in der Gegend neu bauen will, ist verpflichtet, das Grundstück entweder teuer zu sanieren und den giftigen Boden über eine Deponie zu entsorgen, oder ihn mit einer dicken Schicht Mutterboden abzudecken. "Warum muss der Deichverband bzw. der NLWKN das nicht? Und kippt uns den Mist einfach hinter die Grundstücke!", fragt sich Keßler, "Das empfinden hier alle als ungerecht."

Der Plan zum Bauantrag: Ganz rechts (grau) ist der Deichverteidigungsplatz mit Lager- und Maschinenhalle zu sehen, in der Mitte der Lagerplatz für Klei und Sand (gelb und beige), links der Platz mit dem unbestimmten Zweck (hellgrün) und dem fast vier Meter hohen Wall (dunkelgrün) | Foto: Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen
  • Der Plan zum Bauantrag: Ganz rechts (grau) ist der Deichverteidigungsplatz mit Lager- und Maschinenhalle zu sehen, in der Mitte der Lagerplatz für Klei und Sand (gelb und beige), links der Platz mit dem unbestimmten Zweck (hellgrün) und dem fast vier Meter hohen Wall (dunkelgrün)
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Was ist der Sinn des Bauwerks? Keßler und seine Nachbarn am Oversand vermuten, dass man es nur baut, um giftigen Aushub kostengünstig loszuwerden, der beim Bau des Deichverteidigungsplatzes im östlichen Bereich direkt neben der Feuerwehr und auch im westlichen Bereich für einen Platz unbestimmten Zweckes anfällt. "Bei einer von uns selbst einberufenen Einwohnerversammlung mit rund 50 Besuchern hat ein Vertreter des NLWKN uns das bestätigt. Man habe keine Deponie dafür finden können." Und schließlich schütze das Bauwerk vor Lärm. "Welchem Lärm?", fragen sich die Anwohner. Beim Ortstermin stört lediglich ein laut quakender Frosch die Ruhe am Oversand: Die Neue Deichstraße ist weit weg, und rundherum gibt es nur Anwohnerstraßen.

Anwohner sind Misstrauisch

Tatsächlich fragt sich der Besucher vor Ort, wofür die westliche Fläche abgeschoben und der giftige Untergrund bewegt und vor Privatgärten aufgehäuft werden soll, wenn der Deichverteidigungsplatz - hier entsteht unter anderem eine Halle mit Maschinen für die Sandsackabfüllung und ein Lagerplatz für Sand und Klei zur Deichausbesserung im Fall des Falles - doch viel weiter östlich gebaut werden soll.

"Am liebsten habe man die Fläche versiegeln wollen", berichtet Anwohnerin Jutta Pielberg-Kulossa, "Aktuell ist aber wohl eine Schotterfläche geplant." Wofür? "Ich hörte, dort sollen Parkplätze für Helfer im Stumflutfall hin", sagt sie, "Aber hier gibt es auch so genug Parkplätze." Die Crux: Als Mieterin hat sie kein offizielles Auskunftsrecht beim Landkreis, nur als Grundbesitzerin könnte sie darauf pochen.

Doch auch die Grundbesitzer sind Grundsätzlich sauer. "Man hätte uns informieren können", sagt Keßler. Seine Frau Babett entdeckte das Thema zufällig auf der Tagesordnung einer kürzlich abgehaltenen Ortsratssitzung. Das Problem: Es gibt keine Rechtsgrundlage, die dazu verpflichtet, Betroffene über die Veränderungen der Wiese zu informieren. Denn der Bebauungsplan - hier hätte es Anhörungsrechte gegeben - wurde 2018 nur für den östlichen Teil, den Deichverteidigungsplatz geändert. Und weil das eine wichtige Einrichtung ist, dürfen benachbarte Flächen leichter umgewidmet werden. "Aber damals war überhaupt nicht abzusehen, das auch die westliche Wiese neben dem Deichverteidigungsplatz einbezogen werden soll. Und den Platz selbst fanden wir ja gut", sagt Keßler.

Keßler macht sich auch Sorgen wegen des Grundwassers: "Wohin wird das ganze Wasser vom Wall fließen?" Es ist zwar ein Entwässerungsgraben direkt hinter den Grundstücken geplant, aber wohin führt der?" Das ganze Gelände darf später nicht betreten werden. Dafür soll ein 1,80 Meter hoher Zaun auch um die Wiese sorgen. Auch das macht die Anwohner misstrauisch. Nachbar Detlef Kulossa: "Warum darf da niemand hin, wenn es sich doch bloß um ein 'Landschaftsbauwerk' handelt?"

Redakteur:

Gabriele Poepleu aus Jesteburg

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