Erfahrungen aus dem Stader Frauenhaus
Prügelnde Partner suchen die Schuld bei den Frauen

Viele Frauen leiden unter gewalttätigen Partnern. Die Zahl der zur Anzeige gebrachten Fälle ist gestiegen | Foto: Adobe Stock/Yakobchuk Olena
  • Viele Frauen leiden unter gewalttätigen Partnern. Die Zahl der zur Anzeige gebrachten Fälle ist gestiegen
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Diese Befragung sorgte kürzlich für Wirbel: Jeder dritte junge Mann hält Gewalt gegen Frauen für akzeptabel. Das WOCHENBLATT nahm die erschreckende Nachricht zum Anlass, Experten zu Wort kommen zu lassen. Nach deren Ansicht muss bei den Tätern und ihren oftmals erziehungsbedingten Einstellungen zum Umgang mit Frauen angesetzt werden. Dass hier dringender Handlungsbedarf besteht, zeigt eine Mitteilung, die in dieser Woche die Polizeidirektion Lüneburg zum Thema häusliche Gewalt veröffentlicht hat. Demnach ist die Zahl der angezeigten Fälle im ersten Halbjahr 2023 erneut gestiegen. Dabei zeigen die Täter offenbar keinerlei Einsicht. Diese Erfahrung haben jedenfalls Betreuerinnen aus dem Landkreis Stade gemacht. 

Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses berichten, dass häusliche Gewalt weit verbreitet sei und gerade bei Männern akzeptiert scheint: Statistisch erlebe jede vierte Frau in ihrem Leben Gewalt in der Partnerschaft. Zwei Drittel der betroffenen Frauen seien sogar mehrfach Opfer von Gewalt geworden. Was besonders erschreckend ist: "Die Erfahrungen, die unsere Kolleginnen aus den Gesprächen mit den Frauen haben, zeigen, dass die gewalttätigen Männer, vor denen die Frauen und Kinder bei uns im Haus Schutz suchen, tatsächlich kein Unrechtsbewusstsein haben", sagt Landkreis-Sprecher Daniel Beneke. "Diese Männer geben den Frauen ganz klar die Schuld daran, dass diese Gewalt erleben. Sätze wie ‚Wenn du das nicht gemacht hättest, dann hätte ich auch nicht so reagieren müssen‘ werden von fast jeder Frau geschildert, die im Frauenhaus Zuflucht sucht."

Gewalt gegen Frauen: Schlagen junge Männer öfter zu?

Außerdem seien die Täter völlig uneinsichtig, dass ihr gewalttätiges Verhalten negative Auswirkungen auf die Kinder habe, die als Zeugen die Gewalt gegen die Mutter miterleben, so Beneke. Häufig werde die Gewalt geleugnet – besonders, wenn es sich um psychische und ökonomische Gewalt handelt. Die Umfrage und die Polizeistatistik würden ein trauriges Bild über die Gesellschaft offenbaren, meint der Landkreis-Sprecher: Gewalt gegen Frauen werde immer noch von einer großen Gruppe toleriert und verharmlost.

Mehr Plätze für Frauen in Not

Der Landkreis Stade hat reagiert: Bereits 2020 war das Frauenhaus in größere Räumlichkeiten umgezogen, um mehr Platz nutzen zu können. Aktuell gibt es fünf Plätze. Derzeit wird ein Neubau an einem zweiten Standort geplant, um zusätzliche Kapazitäten vorhalten zu können. Dann wären 14 Plätze vorhanden. Außerdem soll das Frauenhaus dann eine „Frauengewaltberatungsstelle“ beherbergen. Dafür wird eigens eine sozialpädagogische Fachkraft angestellt.

Auch im Landkreis Harburg hat die Kreispolitik sich dafür ausgesprochen, eine Erweiterung – mit Hilfe von Fördergeldern von Land und Bund – zu prüfen. Zurzeit gibt es dort ein Frauenhaus mit acht Plätzen in Buchholz. Betreiberin ist die Arbeiterwohlfahrt.

Wenn der Partner gewalttätig ist: Hier können Frauen anrufen

Das sagt die Statistik

Im vergangenen Jahr hat die Polizei in Niedersachsen insgesamt 26.997 Fälle von häuslicher Gewalt und damit eine Zunahme von etwa elf Prozent im Verhältnis zu 2021 registriert. Auch im Gebiet der Polizeidirektion Lüneburg ist ein hoher Anstieg der Fallzahlen zu verzeichnen. In der ersten Jahreshälfte 2022 wurden insgesamt 2.083 Fälle häuslicher Gewalt dokumentiert. In der Polizeiinspektion Harburg waren 333, in der Polizeiinspektion Stade 308. Die Polizeiinspektionen umfassen die jeweiligen Landkreise. Auch in der ersten Jahreshälfte 2023 zeichnet sich den Polizeiangaben zufolge eine Steigerung ab.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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