Auf Spurensuche nach den eigenen Wurzeln
Familienforschung ist spannende Detektivarbeit

Rudolf Kröncke betreibt seit acht Jahren Familienforschung | Foto: sb
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(sb). "Es ist wie eine Sucht", sagt Rudolf Kröncke (73). Mit Block und Bleistift sitzt er im Leseraum des Niedersächsischen Landesarchivs in Stade und studiert alte Steuerrollen. Kröncke ist auf der Suche nach seinen familiären Wurzeln und betreibt seit rund acht Jahren Ahnenforschung. "Als meine Mutter starb, wurde mir bewusst, dass ich der Letzte meiner Linie bin, denn ich bin nicht verheiratet und habe keine Kinder", sagt der ehemalige Bäckermeister und Reisebusfahrer aus der Wingst. "Also habe ich mich an den Geschichts- und Heimatverein Hechthausen gewandt und mit der Spurensuche begonnen."

Seine Familienforschung geht inzwischen bis ins Jahr 1750 zurück. Dabei hat er viel Spannendes entdeckt. "Meine Vorfahren waren Zimmerer und Tischler, Gastwirte und Viehhändler", erzählt er. Unter anderem hat er sogar ein Wohnhaus seiner Ahnen besucht, das heute noch an der Oste steht.

Entfernte Verwandte kennengelernt

Auch Bekanntschaften hat Rudolf Kröncke über sein Hobby geschlossen. "Eines Tages rief mich ein Bernd Heinsohn aus Kaltenkirchen an", erzählt er. "Der war bei seiner Ahnenforschung auf der Suche nach einer Familie Golsch aus Hechthausen gestoßen. Meine Urgroßmutter war eine geborene Golsch, die einen Kröncke heiratete." Die beiden Familienforscher fanden so heraus, dass sie nicht nur ganz entfernt miteinander verwandt sind, sondern konnten sich auch gegenseitig mit vielen Informationen zu ihren Ahnen weiterhelfen. "Inzwischen treffen wir uns regelmäßig", freut sich Rudolf Kröncke.

"Sich gegenseitig helfen, wird bei der Familienforschung großgeschrieben", sagt Thomas Fenner. Der Diplom-Bibliothekar ist ein Fachmann für Ahnenforschung. U.a. gibt er dazu Kurse an der Volkshochschule und leitet eine Arbeitsgemeinschaft beim Stader Geschichts- und Heimatverein. Einmal im Monat lädt er Interessierte ins Niedersächsische Landesarchiv in Stade ein, hält Vorträge und gibt Tipps. "Familienforschung ist ein beliebtes Hobby, das dank des Internets inzwischen auch Jüngere begeistert", erzählt er. In der heutigen schnelllebigen Zeit seien viele auf der Suche nach ihrer Herkunft und ein wenig Bodenständigkeit. "Zudem ist Ahnenforschung spannende Detektivarbeit", so Fenner.

Als ersten Schritt empfiehlt er, noch lebende Verwandte zu interviewen. "Fragen Sie nach Namen, Geburts- und Wohnorten, Berufen, aber auch nach Dokumenten von der Heiratsurkunde bis zur alten Feldpost", sagt Fenner. "Auch kuriose Familiengeschichten können bei späteren Nachforschungen hilfreich sein." Ganz wichtig ist auch die Konfession. "Sie können in einem katholischen Kirchenbuch lange vergeblich nach einem Vorfahren suchen, wenn er in Wahrheit evangelisch war", erklärt der Bibliothekar.

Spurensuche im Landesarchiv

Will man immer weiter zurückgehen, helfen alte Kirchen- und Standesamtbücher, Steuerlisten oder Kaufverträge. Aus der Region sind diese häufig im Niedersächsischen Landesarchiv zu finden, einige Kommunen haben zudem eigene Archive, z.B. das Altländer Archiv in Jork. Führt der Stammbaum in andere Regionen, muss man nicht dorthin reisen, um weiter zu forschen. "Viele Archive und auch einige Kirchengemeinden bearbeiten Anfragen zur Familienforschung. Das kann allerdings dauern", sagt Fenner. Wer die Zeit hat, kann sich natürlich auf der Suche nach seinen Vorfahren auch selbst auf Reisen begeben. Gut ist es auf jeden Fall, für das Aktenstudium die alte deutsche Schreibschrift zu beherrschen, die vor der Sütterlinschrift üblich war. "Dazu gebe ich auch Kurse an der Volkshochschule", sagt der Fachmann.
Auch Internetarchive und -foren bieten oft nützliche Informationen. Für die Archivierung aller gesammelten Daten empfiehlt Thomas Fenner spezielle Computerprogramme. "Da gibt es gute Versionen kostenlos im Internet", sagt er. "Mit ihnen lassen sich Daten speichern sowie Fotos und Dokumente hochladen und hinterlegen."

Rudolf Kröncke aus der Wingst verwendet für seine Familienforschung allerdings keinen Computer. "Ich habe gar keinen", verrät er, "deshalb mache ich mir von allen wichtigen Unterlagen Kopien und arbeite nur mit Papier." Für eine grafische Darstellung seines Stammbaums legt er mehrere DIN-A3-Blätter nebeneinander. Insgesamt füllen seine Akten ein ganzes Zimmer. "Platz nehmen kann da keiner", sagt Kröncke schmunzelnd. "Ich nutze jedes Möbel und jeden Stuhl als Ablage für meine Unterlagen."

Redakteur:

Stephanie Bargmann aus Stade

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