Die gute alte gelbe Telefonzelle
Geschichten der WOCHENBLATT-Leser zum "Münzfernspecher"

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JOBS und KARRIERE

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Das WOCHENBLATT nahm kürzlich das von der Telekom verkündete Ende der Münzzahlung bei den öffentlichen Fernsprechern zum Anlass für einen sentimentalen Rückblick. Es ging um die gelben Telefonzellen, die früher gefühlt an jeder zweiten Straßenecke standen. Schließlich verbindet wohl jeder, der jenseits der 40 ist, ganz persönliche Erlebnisse mit den gelben Zellen. Das zeigen auch die Zuschriften nach einem Leseraufruf. Das WOCHENBLATT hat drei Geschichten exemplarisch ausgewählt.

Viele Erlebnisse, von denen die Leser berichten, scheinen typisch für die guten alten Münzfernsprecher zu sein: So bereitete der Geldeinwurf immer wieder Probleme. Der Groschen wollte bei vielen einfach nicht fallen. Es gehörte zu den urbanen Legenden, dass ein Geldstück vom Telefonapparat besser "geschluckt" wird, wenn man es am metallenen Gehäuse reibt. Andere Leser haben bei ihren Erinnerungen offenbar noch immer den durchdringenden, unangenehmen Geruch in der Nase, den die Zellen ausströmten. Oft stammte der üble "Duft" von den kleinen Aschenbechern, die dort fest montiert waren.

Adieu Telefonzelle: Persönliche Erlebnisse aus der Redaktion

Verlogene Anrufe aus dem Kuraufenthalt

Eine Anekdote zum Schmunzeln kann Rüdiger Störtebecker beitragen. Der Winsener war im Laufe seines 48-jährigen Arbeitslebens auch mal zur Kur, um fit für den Job zu bleiben. Damals hatten die wenigsten bereits ein Handy. Vor den zwei bis drei Telefonzellen, die vor den Kurklinken standen, bildeten sich abends lange Schlangen. Jeder wollte beim Schatzi zu Hause anrufen. Da die Zellen nicht besonders gut schallisoliert waren, bekam Rüdiger Störtebecker manches Gespräch unfreiwillig mit: "Sehr oft wurde dann erzählt, wie langweilig der Kuraufenthalt sei und welch große Sehnsucht man nach dem oder der Liebsten habe."

Allerdings habe der Partner am anderen Ende der Leitung nicht mitbekommen, dass der Anrufer durch die geöffnete Telefonzellentür mit dem Kurschatten Händchen hielt und beim Telefonat sogar Küsschen zuwarf, so Störtebeker.

Manchmal klingelte es in der Telefonzelle

Von Telefonzellen, bei denen man auch angerufen werden konnte, weiß Heike Schumacher aus Handeloh zu berichten. Tatsächlich verfügten spätestens in den siebziger Jahren etliche Zellen über eine solche Anruffunktion. Die Nummer war meist auf einem kleinen Metallschildchen aufgeprägt. Die etwas älteren Semester unter den Lesern erinnern sich vielleicht noch an eine einschlägige Episode aus der Kultserie "Ein Herz und eine Seele", in der sich "Ekel Alfred" mit den Tücken einer anrufbaren Telefonzelle herumschlug. Heike Schumacher ist übrigens auf der Suche nach zwei günstigen ausrangierten Telefonzellen. Sie sollen als Bücher-Tauschbörsen dienen. Wer einen Tipp hat, kann sich per E-Mail melden: schumihexe@arcor.de.

Der Tod der Telefonzellen

Fotografiert für einen Artikel in der BILD

Sämtliche Erinnerungen der Redakteure und aus dem Kreis der Leserschaft kommen aber nicht an das heran, was Heidi Kolloch aus Otter erlebt hat. Sie wohnte als junge Frau Mitte der 70er Jahre im Hamburger Stadtteil Barmbek. "Direkt vor unserer Haustür wurde eine Telefonzelle aufgestellt", erzählt sie. Das sei oftmals spannender als das Fernsehen mit seinen drei Programmen gewesen. "Manche haben so laut telefoniert, dass wir jedes Wort verstehen konnten." Auch die Pöbelei in den Warteschlagen, wenn jemand mal wieder zu lange am Hörer hing, sei unterhaltsam gewesen.

"Unser Nachbar fand die neue Errungenschaft so spannend, dass er sogar Buch darüber geführt und die BILD-Zeitung informiert hat", berichtet Heidi Kolloch. Im März 1975 erschien in dem Boulevard-Blatt ein halbseitiger Artikel über die Telefongewohnheiten, die der Nachbar beobachtet hat - betitelt mit: "Am längsten machen es Frauen über 50". Wobei damit die Dauer der Telefonate gemeint war.

Heidi Kolloch durfte für den Bericht als Fotomodell posieren. Sie stellte sich zum Ablichten lässig in Mantel und Schlaghose in die Telefonzelle und hielt den Hörer ans Ohr. "So kam ich zu meinem ersten Zeitungsfoto." Wenn der Teenager selbst mal telefonieren wollte, ging sie übrigens zu einer anderen Zelle. "Schließlich sollten weder Eltern noch Nachbarn mitbekommen, mit wem ich heimlich telefoniere."

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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