Vom Leiten zum Lehren
Stades Superintendent Dr. Thomas Kück geht als Dozent an die Universität Lüneburg

Der scheidende Stader Superintendent und künftige Lüneburger Uni-Dozent Dr. Thomas Kück | Foto: Norman Klaß
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ce. Stade/Lüneburg. So einen Neustart muss man sich erstmal trauen: Am Sonntag, 17. Oktober, wird Dr. Thomas Kück (58) nach 13 Jahren aus dem Amt als Superintendent des Kirchenkreises Stade verabschiedet - und beginnt am nächsten Tag als Gastwissenschaftler der Fakultät Bildung an der Leuphana Universität Lüneburg. 2022 ist die Übernahme einer Professur geplant. Im "Interview der Woche" sprach WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann mit Kück über dessen Beweggründe für den außergewöhnlichen Schritt in einen neuen Lebensabschnitt.
WOCHENBLATT: Herr Dr. Kück, was hat Sie nach 13 Jahren als Superintendent zum Wechsel an die Uni bewogen?
Dr. Thomas Kück: Die Jahre als Superintendent in Stade waren sehr intensive Arbeits- und Lebensjahre. Gemeinsam mit vielen beruflich und ehrenamtlich Mitwirkenden haben wir den Kirchenkreis Stade in vielen Bereichen vorangebracht. Das macht mich dankbar. Zugleich bedauere ich, wenn ich nicht allen Menschen gerecht geworden bin. Insofern kann der Wechsel im Leitungsamt nach einer so langen Zeit auch die Chance bieten, dass hier vor Ort neue Wege eingeschlagen werden können. Für mich kommt nun ein weiterer Schritt auf meinem Berufsweg, auf den ich mich freue.
WOCHENBLATT: Wie sieht Ihre Tätigkeit an der Hochschule aus? Welche Werte möchten Sie den Studenten neben der reinen Lehre weitergeben?
Kück: Es werden Aufgaben in Forschung und Lehre am Institut für Ethik und Theologie sein: Seminare und Vorlesungen über die Kirchengeschichte in Niedersachsen, vor allem für künftige Religionslehrer. Zusätzlich soll im Libeskind-Zentralgebäude der Universität ein neues Format entwickelt werden, das die Fragen und Themen aus Theologie und Ethik einem breiteren öffentlichen Publikum nahebringt.
WOCHENBLATT: Welche wissenschaftlichen Erfahrungen bringen Sie mit und wie können Sie sie in Lüneburg einbringen?
Kück: Im Jahr 2019 habe ich mich an der Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität in Göttingen habilitiert. Seitdem biete ich dort Hauptseminare und Übungen in niedersächsischer Kirchengeschichte an und kann auf dieser Erfahrung in der Arbeit mit Studierenden aufbauen.
WOCHENBLATT: Seit 2016 sind Sie Vorsitzender der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte. Was sind dort Ihre Aufgaben?
Kück: Die Gesellschaft besteht seit 1895, hatte also im letzten Jahr ihr 125. Gründungsjubiläum. Als Vorsitzender leite ich den Vorstand und den wissenschaftlichen Beirat der Gesellschaft. Jährlich geben wir das Jahrbuch für niedersächsische Kirchengeschichte heraus, und alle zwei Jahre richten wir eine Tagung mit zahlreichen Vorträgen zur Orts- und Regionalgeschichte aus.
WOCHENBLATT: Welchen Stellenwert hat die Kirche aus Ihrer Sicht heute - verglichen etwa mit der Relevanz vor 50 Jahren?
Kück: Die Zahl der kirchlichen Mitgliedschaft ist leider kontinuierlich rückläufig. War es in Niedersachsen vor 50 Jahren noch so, dass man eher begründen musste, warum man der Kirche im Unterschied zur großen Mehrheit der Bevölkerung nicht angehörte, so ist das heute umgekehrt: Weniger als die Hälfte der Bevölkerung gehört der evangelischen Kirche an, und für das Jahr 2040 gibt es Prognosen, die nur noch von einem Drittel an kirchlicher Zugehörigkeit ausgehen.
WOCHENBLATT: Mit welchen Folgen für die Bedeutung der Kirche?
Kück: Das verändert die Rolle der Kirche enorm, aber nicht ihre Bedeutung! Kirchliche Kindergärten, Krankenhäuser und Alten- und Pflegeheime behalten eine sehr große Nachfrage. Diakonie und Seelsorge werden weiterhin wichtig sein. Kurz: Die Kirche wird kleiner, aber nicht weniger wichtig. Darüber möchte ich mich mit den Studierenden austauschen, denn das wird auch Auswirkungen auf den Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen haben.
WOCHENBLATT: Inwieweit ist Ihre bisherige Arbeit als Superintendent mit der neuen Dozententätigkeit vergleichbar?
Kück: Das Amt eines Superintendenten ist ein kirchliches Leitungsamt. Das ist die Aufgabe eines Dozenten an einer öffentlichen Universität nicht. Müssen im Leitungsamt täglich Entscheidungen in vielen Bereichen getroffen werden, so gilt das für die Rolle eines Hochschullehrers nicht primär. Hier sollen junge Menschen zu wissenschaftlichem Arbeiten ermutigt und befähigt werden, um künftig eigene und begründete Positionen vertreten zu können. Vergleichbar zwischen beiden Rollen ist das Miteinander mit anderen Menschen: Leiten und Lehren funktioniert nur gemeinsam mit allen Beteiligten.
WOCHENBLATT: Wobei können Sie am besten entspannen?
Kück: Im Garten! Mit den Händen in der Erde graben und pflanzen, Pflanzen kultivieren und wachsen lassen - das macht mir Freude und lässt mich entspannen.

- Zur Person: Dr. Thomas Kück

(ce). Dr. Thomas Kück wurde 1963 in Bremervörde geboren. Der promovierte Kirchengeschichtler studierte Theologie in Kiel und Göttingen und war an letzterer Universität als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Sein Vikariat absolvierte Kück im Kirchenkreis Bleckede, wo er bis 2002 auch seine erste Pfarrstelle bekleidete. Anschließend war er sechs Jahre lang Schulpastor in Bremervörde und Geschäftsführer des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Bremervörde-Zeven. 2008 wurde Kück Superintendent des Kirchenkreises Stade. Der verheiratete Vater zweier erwachsener Töchter lebt in Stade, wo er auch während seiner neuen Tätigkeit bis auf Weiteres bleibt.

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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