Wegen Tieren, Umwelt und Geldverschwendung
Umfrage zum Böllerverbot: Große Mehrheit ist dafür

Die Idee hinter dem möglichen Böllerverbot: Krankenhäsuer sollten in Zeiten der Pandemie entlastet werden
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JOBS und KARRIERE

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(tk). Die Meinung der WOCHENBLATT-Leserinnen und -Leser ist eindeutig: Böller und Raketen sollten in diesem Jahr zu Silvester verboten werden. Weit über 100 Mails sind in der Redaktion angekommen. Sollte es ein Böllerverbot geben?, lautete die Frage. Die überwältigende Mehrheit ist dafür - die Böllerfans, so scheint es, halten sich mit ihrer Meinung dagegen zurück.

Das, was die Leser fordern, wird so nicht kommen. Kanzlerin und Länderchefs bzw. Chefinnen haben das generelle Böllerverbot nicht durchgesetzt. Wer vor seiner Haustür knallen will, darf das auch im Corona-Jahr. Die Politik appelliert aber an die Menschen, möglichst doch darauf zu verzichten. Verbote gibt es nur auf zentralen Plätzen.

Interessant ist die Auswertung der Mails zum Böllerverbot: Es sind vor allem drei Argumente, die in Dutzenden Zuschriften immer wieder genannt werden:

Tiere, sowohl Haus- als auch Wildtiere, geraten jedes Jahr in Panik.
Die Silvesterknallerei ist eine riesige Umweltbelastung, sowohl beim Müll als auch der Feinstaubbelastung.
Und: Die Megasummen, die jedes Jahr verböllert werden, könnten sinnvoller genutzt werden.

Was viele Leserinnen und Leser sagen: Ein Böllerverbot sei überfällig. In diesem Jahr müsse es endlich den Einstieg ins Aus geben, das konsequent fortgeführt werden müsse. Dass in der öffentlichen Diskussion die Position der Böller-Gegner lauter wird, ist auch den vielen Petitionen zum Verbot abzulesen, die allesamt im Netz zu finden sind.

Die Fans von Raketen und Co. führen vor allem ins Feld, dass Verletzungen, davor sollten Kliniken während der Pandemie bewahrt werden, nicht durch Feuerwerk, sondern durch übermäßigen Alkoholgenuss verursacht werden. Wer legales Feuerwerk sachgemäß abbrenne und nicht komplett betrunken sei, der lande nicht im Krankenhaus. Ein weiteres Argument, das in einigen Mails genannt wurde: In diesem Jahr kann nicht auch noch das Böllern verboten werden.

Sowohl die vielen Reaktionen auf die WOCHENBLATT-Umfrage als auch die breit angelegte Diskussion in anderen Medien zeigt: Die Tradition des privaten Silvesterfeuerwerks steht auf der Kippe. Die Stimmen für ein Verbot werden lauter und mehr.

Wir können nicht alle Mails an die Redaktion abdrucken - zumal sich die Argumente in vielen Fällen gleichen. Die Redaktion hat daher einige Zuschriften ausgewählt, die ein gutes Bild der Reaktionen widerspiegeln.

PRO
Böllerverbot

• Gerd Wienke aus Undeloh begründet ein Böllerverbot mit dem Klimaschutz: "Jährlich werden rund 4.200 Tonnen Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt, der größte Teil davon in der Silvesternacht. Diese Menge entspricht in etwa 25 Prozent der jährlich durch Holzfeuerungen und ca. zwei Prozent der gesamt freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland. Im Straßenverkehr brauchen sämtliche PKWs und LKWs ca. zwei Monate, um so eine große Menge freizusetzen."

• Felix Stohlmann denkt über 2020 hinaus: "Nicht nur dieses Jahr, sondern dauerhaft soll ein Böllerverbot erwirkt werden. Das Einzige was fürs Böllern spricht, ist der Profit. Und natürlich die 'ich lass mir nichts verbieten'-Manier der Menschen. Das Geld (130.000.000 Euro) könnte in diversen Hilfsorganisationen sehr viel Positives bewirken. Und wer unbedingt ein Feuerwerk braucht, kann sich dieses Jahr eins im Internet anschauen und meinetwegen in Zeiten nach Corona zu einem städtischen Feuerwerk versammeln wie in anderen Ländern.

• Renate Komm sieht, wie viele andere, den Tierschutz als Verbotsargument: "Eine sinnwidrige Tradition, die immer größere Ausmaße annimmt und in der Natur große Schäden anrichtet. Wild-, Nutz- und Haustiere werden durch das Verhalten rücksichtsloser Menschen in Angst und Panik versetzt."
• Sabine Brockamp aus dem Nachbarlandkreis Rotenburg denkt an die kommenden Generationen: "Ich finde, dass diese ganze Knallerei mittlerweile sowieso kaum zu ertragende Ausmaße angenommen hat! Möglicherweise könnte man einen Teil des eingesparten Geldes für einen guten Zweck spenden, oder beim Einkaufen nicht zum Billigfleisch greifen. Das wäre ein guter Rutsch ins neue Jahr! Unsere Enkelkinder würden es uns danken."

Dr. med. Eberhard Rumpf aus Burgdorf: "Insgesamt wiegen die Schädigungsfolgen sehr viel schwerer als der emotionale Gewinn. Feuerwerk als Teil der künstlerisch-handwerklichen Kultur und als ästhetische Freude könnte mit sehr viel größerem Gewinn als professionelles Kultur-Ereignis einmal im Jahr pro Bundesland stattfinden.

• Greta Thielen aus Buchholz kritisiert die teils prekären Verhältnisse, bei der Produktion von Silvesterfeuerwerk: "Mindestens eine starke Einschränkung des Böllerns finde ich schon seit langem angebracht, denn die Silvesterfeuerwerkskörper sind sehr viel größer, stärker und lauter geworden, was ich persönlich schon längst unerträglich finde. Und weil sie größtenteils in Ländern mit Billiglohn und schlechten Umweltstandards hergestellt werden, sind sie hier so billig, dass davon Jahr für Jahr größere Mengen konsumiert werden.

Ich gehe aber noch einen Schritt weiter. Wir brauchen 2020 nicht nur ein Böllerverbot an Silvester, wir bräuchten eigentlich ein Party-Verbot. Denn klar ist: Trifft sich das halbe Land zu Privatfeiern in Wohnungen, erwartet uns ein Corona-Feuerwerk im Januar."
• Ulrich Schlüter bringt die Meinung der Böllergegner pointiert auf den Punkt: "Mittelalterlicher Mummenschanz, Geldverschwendung und Gefahr für Mensch und Tier. Völlig unnötig für intelligente Menschen."

CONTRA
Böllerverbot

• Harald Butt aus Buchholz ist dagegen Feuerwerksfan: "Was soll einem noch an Freude genommen werden? Als begeisterter und verantwortungsbewusster 'Hobby-Pyromantiker' erfreue ich mich jedes Jahr am Silvesterfeuerwerk. Ich kann nachvollziehen, dass große Veranstaltungen nicht stattfinden sollen. Ich feiere in einem kleinem Kreise, wo jeder auf den anderen achtet. Selbstverständlich ohne Alkohol. Ganz wichtig, es bleiben alle Finger dran. Die Diskussion wegen Feinstaub ist nur ein Vorwand, der gerne als Argument genutzt wird. Wenn das die Begründung sein soll, müsste man auch das Rauchen, Autofahren (Abrieb der Reifen) verbieten, denn da gibt es auch Feinstaub und das dann auch das ganze Jahr über.
Das Jahr 2020 ist durchgefallen und sollte mit Feuerwerk verabschiedet werden und das Jahr 2021 sollte mit Feuerwerk empfangen werden."

• Auch Phillip D. Wozny ist gegen ein Böllerverbot. Für ihn ist das schlichtweg nicht durchsetzbar: "In meinen Augen ist so etwas nicht sinnvoll. Wer will das kontrollieren? Da müsste in jeder Ortschaft in jeder Straße jemand sein, der kontrolliert, ob die Menschen kein Feuerwerk zünden. Das ist schlicht nicht machbar. Silvester mit Feuerwerk kann man auch in Zeiten einer Pandemie feiern. Allerdings muss jeder Haushalt für sich alleine feiern. die Anti-Corona-Fraktion gewinnt immer mehr Anhänger, die Menschen werden immer unzufriedener. Ein Verbot von Feuerwerk muss da nicht sein. Diese eine Freude sollte noch möglich sein."

• Leo Nistler sieht Knallerfans auf dem Weg in die Illegalität: "Bürger, die knallen möchte, werden in die Illegalität getrieben. Man kann den Menschen nicht jede Freude nehmen und es wird viele Leute geben, die sich dem Verbot widersetzen werden. Das bedeutet dann wieder, mehr Arbeit für die Polizei, die man sich sparen kann, indem man kein Verbot ausspricht. Es steht natürlich außer Frage, dass ein Umgang mit Feuerwerkskörpern unter Alkoholeinfluss zu einem erhöhten Verletzungsrisiko führt und ein verantwortungsvoller Umgang muss gegeben sein. Dennoch - wenn man dem Bundesbürger zutraut, seinen PKW auch bei 250 km/h kontrolliert über die Autobahn zu bewegen, dann sollte man ihm auch zutrauen, eine Feuerwerksbatterie richtigherum auf den Boden zu stellen und die Lunte korrekt anzuzünden."


Das sagt "Fridays for Future" Buchholz


Niclas Schwab hat im Namen von "Fridays For Future" Buchholz das Thema Böllerverbot ebenfalls aufgegriffen: "Unser Problem mit dem Feuerwerk ist der unbedachte Umgang damit. Denn die kurze Begeisterung für lautes Knallen, bunte Farben und knisternde Funken währt nur kurz. Was davon übrig bleibt, sind Müllberge und verschreckte Tiere. Die Liste geht noch weiter: unglaubliche Summen an Geld (130 Millionen Euro für privates Feuerwerk im Jahr) lösen sich in Rauch auf und sorgen dabei für diverse Verletzungen an den Händen und für Hörschäden. Die 4.500 Tonnen Feinstaub, welche in Deutschland entstehen, wollen wir gar nicht weiter thematisieren.

Zusammenfassend verstehen wir nicht, weshalb trotz all dieser Negativfolgen keine Alternative zum Privatfeuerwerk angeboten wird. Wir fordern böllerfreie Zonen, ausführliche Aufklärung und dass Verantwortung für sich und seine Umwelt übernommen wird. Nichtsdestotrotz wünschen wir allen ein angenehmes Silvesterfest und einen gesunden Start in das neue Jahr."


Kein Feuerwerk im Verkauf
von Feuerwerk im "Kaufparadies"

 
Matthias Rüger ist Inhaber vom "Kaufparadies" in Seevetal. Der Geschäftsmann verkauft kein Feuerwerk mehr: "30 Jahre hat das Kaufparadies erfolgreich Feuerwerk verkauft. Im letzten Jahr habe ich entschieden, zugunsten der Umwelt und des Tierwohls ab 2020 kein Feuerwerk mehr zu verkaufen. Die Entscheidung war vor Corona und wenn ein Verbot kommt, habe ich zufällig Glück gehabt.
Zusätzlich habe ich die Pflicht, meine Mitarbeiter und die Kunden zu schützen, da die Corona-bedingte Abstandspflicht beim Feuerwerksverkauf nicht eingehalten werden kann! Deshalb verkaufen wir auch kein Feuerwerk Kl. 1(Kinderfeuerwerk) wie ursprünglich geplant! Ich glaube aber zudem, dass viele Menschen dem Feuerwerken kritischer gegenüberstehen. Wir haben die Beobachtung gemacht, dass die Männer sagten „Ach wie schade“ und die Frauen „Beifall klatschten".

Umfrage im Netz

Auch auf den WOCHENBLATT-Social-Media-Seiten (Facebook und Instagram) hat die Redaktion die Nutzer gefragt: Böllerverbot Ja oder Nein? Die überwältigende Mehrheit fordert ein
Aus für Silvesterknaller und Raketen. 69 Prozent fordern auf Instagram das Böller-Aus und 31 Prozent lehnen es ab.

Die Idee hinter dem möglichen Böllerverbot: Krankenhäsuer sollten in Zeiten der Pandemie entlastet werden
Auch in diesem Jahr wird es private Feuerwerke geben. Viele Leserinnen und Leser lehnen das jedoch ab und fordern ein generelles Verbot Fotos: Michael Plachetka/Pyroland
Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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