Unzufrieden mit dem Kita-Gesetz
Stader Erzieherinnen rufen zu Protest-Aktion auf
jab. Stade. Wenn etwas nicht richtig ist, dann tu etwas dagegen: Diesen Grundsatz bringen die Erzieher der Kita "Ein Haus für Kinder" ihren Schützlingen nicht nur bei. Sie setzen ihn auch selbst um. Aktuelles Beispiel: die Novellierung des Niedersächsischen Gesetzes für Kindertagesstätten und Kindertagespflege (NKitaG). Lange haben sie darauf gewartet, doch mit dem Ergebnis sind sie unzufrieden. Mit einer Postkarten-Aktion wollen sie nun ein Statement setzen.
"Die Postkarten werden an Kultusminister Grant Henrik Tonne geschickt. Damit wollen wir ein deutliches Zeichen setzen", sagen die Kita-Leiterinnen Sabine Giesler und Anna-Lisa Nessler. Die landesweite Aktion ins Leben gerufen hat "Der Paritätische", der Träger der Kita. Dafür wurden Tausende Karten gedruckt.
Ihre alltägliche Arbeit sollte wenigstens den Mindeststandards entsprechen, durch die Änderung des Kita-Gesetzes seien aber keine Verbesserungen erkennbar, sagen die Leiterinnen. "Die Rahmenbedingungen stimmen einfach nicht." Über ihre Forderungen wurden auch die Eltern informiert. Denn sie seien kein "egoistischer Wunsch" der Erzieher, sondern sollen mehr Qualität für die Kinder, aber auch Eltern schaffen.
Eine dritte Fachkraft pro Gruppe gefordert
Ein wichtiger Punkt ist in den Gruppen eine dritte Fachkraft. Zwei Erzieher für 25 Kinder seien einfach zu wenig, aber so sei es laut Gesetz vorgesehen. Zwar besuchten nur 30 Kinder in Normalzeiten die Kita, doch schon jetzt kämen die rund sechs Pädagogen an ihre Grenzen. "Wie sollen wir jedes einzelne Kind individuell begleiten, wenn wir gleichzeitig Hilfestellungen beim Anziehen geben oder die Kinder wickeln müssen?", fragt Nessler. So sei zwar die Betreuung möglich, aber keine qualitativ hochwertige Bildungsarbeit. Ein Aspekt, der hier mit reinspielt, ist die von allen Seiten geforderte Inklusion. "Sie wird von allen vorausgesetzt, aber die Rahmenbedingungen passen häufig nicht", sagt Giesler. Hier wäre eine dritte Kraft wichtig, um nicht gucken zu müssen, in welche Einrichtung ein Kind gebracht, sondern wie jedes Kind individuell gefördert werden könne.
Mehr Zeit für anfallende Aufgaben
Zusätzlich fordern die Leiterinnen mehr Freistellungsstunden, um ihre Arbeit neben der eigentlichen Betreuung zu leisten. Spielplatzabnahme, Infektionsschutz und Entwicklungsberichte sind nur ein Bruchteil der vielfältigen Aufgaben der Leiterinnen. "Wir gehen über unsere Kräfte hinaus und müssen trotzdem selektieren, welche Aufgaben am wichtigsten sind", sagt Giesler. Für manche Aufgaben fehlten einfach die Ressourcen. "Selbst wenn wir freigestellt sind, sind wir dennoch immer der erste Ansprechpartner für Mitarbeiter und Eltern", ergänzt Nessler.
Und auch für die Erzieher wünschen sich Giesler und Nessler mehr Verfügungsstunden. Für jede Gruppe siebeneinhalb Stunden die Woche, aufgeteilt auf zwei Erzieher, da bleibt bei Dienstbesprechung und Elterngesprächen kaum Zeit für die Vorbereitung übrig. Nessler: "Dann müssen wir uns die Zeit nehmen, um Fälle zu besprechen und uns gegenseitig zu beraten." Da in den Augen der Erzieher die Gruppen zu groß angesetzt sind, fordern die Erzieher hier eine Anpassung - auch wenn sie in der Stader Kita noch nicht betroffen sind. Doch auch bei ihnen ist die Kinderzahl mit den Jahren gewachsen. Laut Gesetz stehen für 25 Kinder rund 50 Quadratmeter zur Verfügung. Das möchten sich die beiden Leiterinnen für ihre Kita-Kinder nicht vorstellen.
• Wer die Aktion unterstützen möchte, kann sich bei der Kita "Ein Haus für Kinder" gegenüber dem Spielplatz auf der Erleninsel eine Postkarte abholen.
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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