BI in Stade-Bützfleth sieht weiteren Handlungsbedarf
Wie gefährlich ist Aluminium? Bürgerinitiative fordert weitere Aufklärung

Das Stader Industriegebiet aus der Luft. Die Bürgerinitiative sieht dort eine mögliche Ursache für erhöhte Aluminiumwerte   | Foto: Martin Elsen/nord-luftbilder.de
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jd. Stade-Bützfleth. Ist die Luft in Bützfleth mit Schadstoffen aus der nahen Industrie belastet? Diese Frage treibt die Menschen in der Stader Ortschaft schon länger um. Auf Betreiben der örtlichen Bürgerinitiative für eine umweltfreundliche Industrie (BI) wurden Messungen des Feinstaubes in der Luft (Schwebstaub) und des Staubniederschlags vorgenommen. Die Ergebnisse der auf ein Jahr ausgelegten Messaktion wurden kürzlich im Ortsrat Bützfleth und anschließend im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt vorgetragen (das WOCHENBLATT berichtete). Die Politik will offenbar keine weiteren Messungen veranlassen. Das stößt bei der BI auf heftige Kritik. Vor allem das Thema Aluminium hat sich aus deren Sicht nicht erledigt.

Laut dem vom Hamburger Umweltinstitut Aneco vorgelegten Gutachten liegen die Werte für die Aluminium-Konzentration im Staubniederschlag an den vier in Bützfleth eingerichteten Messpunkten mit 739 bis 1.216 Mikrogramm pro Quadratmeter am Tag (μg/m²•d) deutlich über den üblichen Vergleichswerten (für Aluminium gibt es keine Grenzwerte).

Damit werden die Vergleichs-Kenngrößen für städtische und ländliche Gebiete zum Teil bei Weitem übertroffen. Die Alu-Werte bewegen sich in einer Größenordnung, wie sie sonst in stark belasteten Citylagen vorkommt.

Weiter hohe Werte bei Aluminium in Stade-Bützfleth

Zur Beurteilung dieser erhöhten Alu-Werte hatte die Stadt das Gewerbeaufsichtsamt herangezogen. Das erklärte in seinem Bericht, die hohe Aluminium-Konzentration sei "vor dem Hintergrund möglicher Quellen (z.B. Aluminium-Immissionen durch die Firma AOS) plausibel und erklärbar".

Mit diesem lapidaren Hinweis wollen sich die Vertreter der BI aber nicht zufriedengeben. Schließlich weise Aluminium überproportional hohe Werte auf und überschreite den Vergleichswert für ländliche Räume um das Fünf- bis Zehnfache. "Im Gutachten werden die hohen Werte mit der nahen Aluminiumverarbeitung erklärt, aber zu den Folgen für Leib und Leben der Bevölkerung wird nichts ausgeführt", kritisiert BI-Sprecher Jan Witt.

Er bemängelt, dass eine "toxikologische Bewertung" in dem Gutachten ausdrücklich nicht erfolgt sei. Dabei sei Aluminium im Luftstaub keineswegs harmlos, meint Witt. "Es kann dort unterschiedlichste Verbindungen eingehen und schwere irreparable und sogar tödliche Erkrankungen auslösen - u.a. Krebs, Alzheimer und Demenz. Davon steht im Gutachten gar nichts."

Auch der Frage, inwieweit die höheren Schadstoffwerte an einzelnen Tagen im Zusammenhang mit einer bestimmten Windrichtung stehen (die Industriegebiete liegen (nord-)östlich von Bützfleth), ist aus Sicht der BI nur unzureichend nachgegangen worden. Witt moniert, dass nicht auf die zur Verfügung stehenden Wetterdaten aus der Region zurückgegriffen worden sei. Die Gutachter hätten u.a. Werte aus Hamburg herangezogen, obwohl "aus zahlreichen Stationen vor Ort und in Stade" Wetterdaten zur Verfügung stünden. Zudem sei das Wetter in dem zwölfmonatigen Messzeitraum eher atypisch für die Region gewesen. Verallgemeinerungen seien daher aus diesen Ergebnissen nur schwerlich abzuleiten.

Witt macht das am Beispiel der Windrichtung deutlich. So wurden in den Monaten mit nennenswerten Ostwindphasen doppelt so hohe Alu-Werte am Messpunkt an der Bützfleth Kita gemessen als in den Monaten ohne Ostwind. In den zwei Monaten mit dem höchsten Ostwindanteil (April und Juni 2020) wurden die Spitzenwerte beim Aluminium erreicht. "Warum steht das nicht klar im Gutachten?", fragt sich Witt.
Auch das WOCHENBLATT hatte in seiner Berichterstattung anhand eigener Auswertungen von Wetterdaten die Frage aufgeworfen, ob bei Ostwind möglicherweise mehr Schadstoffe aus dem Industriegebiet Richtung Bützfleth transportiert werden.

Das Fazit der BI zu diesem Thema: "Für die Informationen zur Herkunft der Schadstoffe und den Bewertungen im Kontext regionaler Wetterdaten bleibt das Gutachten weit hinter seinen Möglichkeiten zurück." Eine detaillierte Analyse fehle.

Forderungskatalog der Bürgerinitiative

Die BI hat im Zusammenhang mit den erhöhten Aluminium-Werten einen Forderungskatalog aufgestellt. Darin wird aufgeführt, welche Punkte zu erfüllen sind:

- Untersuchung von Quecksilber und Aluminiumderivaten an ausgewählten Rückstellproben der bisherigen Analysen
- Toxikologische Bewertung der Befunde durch einen Experten
- Auswertung regionaler Wetterdaten zu bestimmten Fragestellungen wie Herkunft und Verteilung der Schadstoffe
- Konzept der Industrie, wie Staub und Aluminium in der Luft in Bützfleth reduziert werden kann
weitere Luftschadstoffmessungen zu Emissionen der anderen Industriebetriebe (organische Schadstoffe, Quecksilber etc.)

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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