"Region ist gebrandmarkt"
Bürgerproteste gegen Untersuchungen in Bahlburg für Suche nach Atom-Endlager

Gegen ein "Atomklo Bahlburg" protestierten auch Landwirte aus der Region mit ihren Treckern    | Foto: ce
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ce. Bahlburg/Garstedt. "Maßlos enttäuscht" war die Bürgerinitiative gegen ein Atom-Endlager im Salzstock Bahlburg nach der Infoveranstaltung, bei der jetzt die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) ihr Vorhaben im Bereich des Winsener Ortsteils vorstellte. Auf einer von bundesweit vier Flächen soll dort eine Methode für die Suche nach einem Lager für hochradioaktive Abfälle entwickelt werden. Der Salzstock Bahlburg umfasst rund 19 Quadratkilometer, erstreckt sich von Luhdorf bis Garstedt, und liegt etwa 1.500 Meter tief in der Erde.
BGE-Geschäftsführer Steffen Kanitz betonte, von einem "Endlager-Standort Bahlburg" könne derzeit keine Rede sein, und bedauerte, dass dieser Eindruck durch die missglückte Informationspolitik seiner Gesellschaft (das WOCHENBLATT berichtete) entstanden sei. Den Beteuerungen wollten viele der gut 200 Zuhörer in der Garstedter Auetal-Sporthalle jedoch nur bedingt Glauben schenken.
Die Gesellschaft war auf Einladung des Landkreises Harburg, der Stadt Winsen und der Samtgemeinde Salzhausen nach Garstedt gekommen. Landrat Rainer Rempe appellierte an die BGE-Vertreter, er erwarte "klare Aussagen" zum Verfahren der Methodenentwicklung und zur Einbeziehung.
Bis zum Jahr 2031 will der Bund einen Standort für ein Atom-Endlager gefunden haben. Dort sollen ab 2050 Behälter mit strahlendem Müll eingelagert werden. Ziel sei es - so BGE-Chef Steffen Kanitz -, einen Standort für die Tiefenlagerung zu finden, der "die bestmögliche Sicherheit für einen Zeitraum von einer Million Jahre" biete.
Ein Zwischenbericht weise deutschlandweit 90 Gebiete aus, darunter Bahlburg, die günstige geologische Voraussetzungen für eine sichere Endlagerung böten. Mittels einer "vorläufigen repräsentativen Sicherheitsuntersuchung" wolle die BGE eine engere Auswahl der Standortregionen treffen. Dr. Sönke Reiche, Leiter der Abteilung Standortsuche, begründete die Auswahl auch von Bahlburg als Untersuchungsort damit, dass es sich um einen "typischen Salzstock im norddeutschen Raum mit einheitlicher Struktur, durchschnittlicher Fläche und Tiefenlage" handele. Die Daten über den Salzstock, die das BGE vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) erhält, seien im Durchschnitt mit anderen Salzstöcken vergleichbar, die Untersuchungsmethode wäre womöglich auf andere Standorte übertragbar.
"Die Auswahl der Gebiete zur Methodenentwicklung bedeutet keine Vorfestlegung für die Endlager-Standorte und trifft keine Aussage über eine potenzielle Eignung", unterstrich Sönke Reiche. Das Ergebnis ihrer Methoden-Findung wolle die BGE im nächsten Frühjahr öffentlich im Landkreis Harburg vorstellen. Dann solle auch das weitere Vorgehen bis zur Festlegung einer Endlager-Stätte vorgelegt werden. In jeder Phase des Prozesses sei eine Bürgerbeteiligung vorgesehen.
Der beim Infoabend anwesende Leiter der Abteilung Kernenergie des Niedersächsischen Umweltministeriums, Andreas Sikorski, gab zu bedenken, dass nicht weniger als 88 Prozent der Landesfläche vom Auswahlverfahren für atomare Endlager-Standorte betroffen seien. Die Regierung sehe sich daher auch als "kritischer Begleiter der BGE". Die Kosten für das Untersuchungsverfahren und die Suche nach dem atomaren Endlager tragen die Energieversorger, die - so Steffen Kanitz - "die Atomabfälle verursacht haben".
Viel Fachchinesisch in den Vorträgen und weiterhin bestehende Unklarheiten ließen am Ende zahlreiche besorgte Zuhörer zurück. BI-Mitglied Jürgen Stuhtmann berichtete, dass nach den Schlagzeilen von "Atomlager Bahlburg" Gewerbetreibende ihre Ansiedlungspläne zurückgezogen hätten. "Die Region ist mit diesem Makel erstmal gebrandmarkt", so Stuhtmann. Eine Bürgerin aus Pattensen sprach vielen Anwesenden aus dem Herzen, als sie sich an Steffen Kanitz persönlich wandte: "Seit den Nachrichten über Bahlburg schlafe ich schlecht, und ich traue Ihnen nicht."
Winsens Bürgermeister André Wiese kündigte gegenüber der BGE an, deren künftige Aktivitäten "mit Argwohn" zu verfolgen. Und Salzhausens Verwaltungschef Wolfgang Krause zeigte sich beeindruckt, wie deutlich die Bürger ihre Haltung gegenüber dem Vorhaben vorbrachten. Dies könne die BGE bei ihrer weiteren Tätigkeit nicht ignorieren.
• Fragen zu den BGE-Aktivitäten können Interessierte per E-Mail an raumordnung@lkharburg.de richten. Der Landkreis leitet die Fragen an die Gesellschaft weiter. Mehr Infos unter www.bge.de/de/endlagersuche.

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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