Pflegekräfte klagen in Winsen: "Es geht doch nur ums Geld"

Vor dem Krankenhaus traf Jens Spahn (2. v. re.) auf demonstrierende Pflegekräfte. Andree Werder (4. v. re) hielt ein Banner hoch   Foto: Anna Werder
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Nach Besuch von Gesundheitsminister Jens Spahn: Pfleger erzählen, wie die Wirklichkeit aussieht

thl. Winsen. "Pflegekräfte sind mittlerweile das Feindbild mancher Politiker. Sie sind unbequem geworden, weil sie auf einen Missstand hinweisen, der nicht in ihr gewinnorientiertes Gesundheitssystem passt", sagt Andree Werder aus Winsen, Mitglied des "Pflegebündnis Heide-Rebellen Buchholz-Winsen". "Das wurde auch beim Besuch von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Winsener Krankenhaus sehr deutlich."
Der Minister habe für die Demo der Pflegekräfte vor dem Krankenhaus kein Verständnis gehabt, so Werder. "Er sagte, er finde es schade, dass wir nicht im Krankenhaus an der Diskussion teilgenommen hätten und er jetzt alles noch einmal sagen müsse", so der Altenpfleger weiter. "Auf unseren Einwand, dass wir gar nicht eingeladen waren, erwiderte der Minister, dass wir ja sowieso nur demonstrieren wollten."
Eine Aussage, die bei den Pflegern überhaupt nicht gut ankam. "Minister Jens Spahn fehlt es an Empathie und Fingerspitzengefühl", so Andree Werder. "Als Bankkaufmann, der das Gesundheitsministerium leitet, sind ihm die Menschen egal, solange die Zahlen stimmen."
"Pflegenot - Menschen tot": Mit diesem Plakat wollten die Pflegekräfte auf ihre Situation aufmerksam machen. Spahn kritisierte diesen Spruch und warf ein, dass man so keine neuen Kollegen rekrutieren könnte (das WOCHENBLATT berichtete). "Das wollen wir auch gar nicht, den wir können unseren Beruf nicht ruhigen Gewissens empfehlen", sagt Mandy Simon, ebenfalls Mitglied des "Pflegebündnis Heide-Rebellen Buchholz-Winsen". Sie ist examinierte Pflegekraft und arbeitet auf einer Intensivwachstation. "Da geht es nur noch ums Geld. Der Rubel muss rollen", sagt sie. "Wo früher acht Pfleger gearbeitet haben, sind es heute nur noch drei. Die Arbeitsbelastung ist dabei natürlich enorm." Hinzu komme eine schlechte Bezahlung. Examinierte Pflegekräfte würden im Schnitt um die 15 Euro pro Stunde verdienen, ungelernte Pflegehelfer etwa elf Euro - alles brutto. "Da ist es kein Wunder, wenn neue Kollegen nach spätestens zwei Jahren wieder aus dem Beruf verschwinden", so Simon weiter.
Als sie vor 30 Jahren in der Pflege angefangen habe, sei die Welt noch in Ordnung gewesen. Doch dann wurde die Pflege privatisiert. "Das war ihr Todesstoß", so Mandy Simon. "Seitdem zählt nur noch das Geld, nicht mehr der Mensch."

Redakteur:

Thomas Lipinski aus Winsen

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