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Radtour mit Botschaft
Zwei Frauen vom Verein AMSOB werben für Entscheidungsfreiheit bei Brustoperation

Gäste im Krankenhaus Winsen: Antje Proft (li.) und Annette Heise | Foto: Krankenhaus Winsen
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Ungewöhnlicher Besuch im Krankenhaus Winsen: Antje Proft und Annette Heise, Mitglieder des Vereins AMSOB („Ablatio mammae - Selbstbewusst ohne Brust“) machten Station in der dortigen Abteilung für Gynäkologie, um über die Ziele des Vereins zu informieren.

Da kommen sie angebraust: Die Leipziger Bauingenieurin Antje Proft (53) und die Hamburger Sozialunternehmerin Annette Heise (54) haben mit ihren Rädern ganz schön Fahrt drauf. Was sie antreibt, ist eine gute Idee: Sie wollen Frauen zeigen, dass ein Leben ohne Brust nach einer Krebserkrankung eine Alternative zum Brustaufbau mit Silikon oder dem Tragen einer Epithese sein kann. Um diese Botschaft in die Welt zu tragen, ist Antje Proft während ihres Urlaubs in dreizehn Tagesetappen auf dem Elbe-Radweg von Bad Schandau bis nach Hamburg gefahren, hat dabei elf Brustkrebszentren besucht. Annette Heise begleitete einzelne Etappen der Tour unter dem Motto: „Brustlos nicht Rad(t)los“.

Empfang im Krankenhaus Winsen: Antje Proft (v. li.), Psychoonkologin Monika Corsten, Breast Care Nurse Ela Klisz und Annette Heise | Foto: Krankenhaus Winsen
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„Schauen Sie mich an, ich hatte früher Doppel-D“, sagt Heise und deutet auf ihr T-Shirt. Jetzt ist sie brustlos. Und vollkommen glücklich damit. Als vor sechs Jahren eine Brust mit einem aggressiven, multilokalen Tumor besiedelt wurde, entschied sie sich, zur Vorbeugung auch die andere, gesunde Brust abnehmen zu lassen. Sie fand einen verständnisvollen Chirurgen, der ihre Entscheidung ohne Wenn und Aber akzeptierte. Die Krankenkasse zahlte nur für die Operation der erkrankten Brust. Doch das war Annette Heise egal. Sie erlebte den Krebs, wie viele Frauen, als Kontrollverlust. Und ihre Entscheidung als Wiedereroberung ihrer Entscheidungshoheit.

Ela Klisz kennt diese Situation. Die Breast Care Nurse des Brustkrebszentrums Winsen, die gemeinsam mit der Psychoonkologin Monika Corsten die Radfahrerinnen empfing, weiß, wie sehr diese Situation Frauen fordern und verunsichern kann. „Sie fragen sich, ob sie ohne Brust noch Frau sind“, so Klisz. „Da herrscht immer noch ein großer gesellschaftlicher Druck“, bestätigt Monika Corsten, die krebsbetroffene Frauen im Zentrum Winsen betreut. Ehemänner und Partner, die der Brustentfernung negativ gegenüberständen, verstärkten diesen Druck auf die Frauen noch. Dem Winsener Team ist es wichtig, die Patientinnen bestmöglich zu beraten und ihnen deutlich zu machen, dass sie die Wahl haben.

Empfang vor dem Krankenhaus Winsen: Psychoonkologin Monika Korsten (v. li.) , Annette Heise, Breast Care Nurse Ela Klisz und Antje Proft | Foto: Krankenhaus Winsen
  • Empfang vor dem Krankenhaus Winsen: Psychoonkologin Monika Korsten (v. li.) , Annette Heise, Breast Care Nurse Ela Klisz und Antje Proft
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Antje Proft war selbst 2012 zum ersten Mal an Brustkrebs erkrankt, bekam 2013 ein Silikonimplantat. Und hatte drei Rückfälle. Im Oktober 2021 wurde die kranke Brust entfernt. Auch Antje Proft war sich zunächst unsicher, wie es weitergehen sollte. “Ich kannte ja keinen, der asymmetrisch rumrennt“, formuliert sie trocken. Doch dann stieß sie auf AMSOB und bekam so die Chance, sich vor der OP mit anderen Frauen auszutauschen, Bilder anzuschauen, Informationen zu sammeln. „Ich lebe gern unkompliziert und wollte nichts vertuschen“, kommentiert sie ihre Entscheidung. „Diese Chance zum Gespräch und zur Beratung durch andere wollte ich auch anderen Frauen zugänglich machen“, sagt sie. Denn sie weiß, dass längst nicht alle Ärzte eine Ablatio mammae befürworten. Im Krankenhaus Winsen gehört sie dagegen seit Jahren zu den etablierten Therapieformen.

Für Antje Proft und Annette Heise hat sich seit der Operation, die nicht rückgängig gemacht werden kann, vieles verändert. „Doch die meisten bemerken es gar nicht“, sagt Proft über ihre veränderte Silhouette. Brustrekonstruktionen sind oft aufwendig. Doch auch die Entfernung der Brust ist nicht ganz ohne, weiß Annette Heise. „Da bleibt ein großes Narbengewebe, das die Beweglichkeit der Arme behindern kann“, beschreibt Annette Heise. „Es geht nicht mehr alles, aber vieles“, sagt die Fußballerin und Yogalehrerin. Und wirkt dabei vollkommen zufrieden.
(nw/nf).

Höchstes Lob für Therapie: Kooperatives Brustkrebszentrum der Krankenhäuser Buchholz und Winsen rezertifiziert

Redakteur:

Tamara Westphal aus Buchholz

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