Lebhafte Diskussion um Verwaltungsvorlage
Verhärtete Fronten: Bürger gegen Gewerbegebiete in Dibbersen

So sieht die Planung für das Gewerbegebiet "BAB Nord" an der Grenze zur Gemeinde Nenndorf aus | Foto:  Skizze: Stadt Buchholz/Bearbeitung: MSR
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os. Buchholz. So viel Interesse vonseiten der Öffentlichkeit gibt es selten bei politischen Sitzungen: Mehr als 80 Bürgerinnen und Bürger aus den Buchholzer Ortschaften Dibbersen und Dangersen verfolgten die Diskussion im Stadtentwicklungsausschuss über zwei potenzielle Gewerbegebiete im Norden der Nordheidestadt - mehr als 50 davon über das Internet. Ihre Botschaft war klar: Eine Entwicklung in Dibbersen und Dangersen kommt nicht in Frage, unabhängig davon, welche Unternehmen sich dort ansiedeln könnten. Unterstützung bekamen die Bürger von großen Teilen des Ortsrates inklusive Ortsbürgermeister Christian Horend (CDU). Eine Empfehlung sprach der Fachausschuss nicht aus. Grund: Wegen der extralangen Debatte wurde die Sitzung um 22 Uhr gemäß Geschäftsordnung abgebrochen. Sie wird am kommenden Dienstag, 6. Juli, ab 18.30 Uhr fortgeführt, erneut im Veranstaltungszentrum Empore (Breite Str. 10). Weil die Anzahl der Besucher in der Empore noch begrenzt ist, können sich Interessenten erneut online zuschalten. Interessenten finden unter www.buchholz.de alle Informationen, wie sie sich einwählen können.
Wie berichtet, hatte die Verwaltung zwei Grundstücke im Norden der Stadt, auf denen Gewerbe angesiedelt werden könnte - ein etwa 5,4 Hektar großes Areal an der Grenze zur Gemeinde Rosengarten in Nenndorf im Norden und eine ca. 6,1 Hektar große Fläche an der alten B75 zwischen der Autobahnabfahrt Dibbersen und dem Ortseingang. Sie wird heute überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Im Fachausschuss sollte es um die Frage gehen, ob die Planung konkretisiert werden soll.
"Dibbersen ist in der Vergangenheit viel zugemutet worden und hat seinen Teil zur Stadtentwicklung geleistet", erklärte SPD-Ratsfrau Gudrun Eschment-Reichert. Die Ortschaft wolle "kein Gewerbegebiet mit angehängter Wohnbebauung werden". Die Bürger seien zu Recht sauer, dass sie im Vorfeld nicht über die Pläne informiert wurden, sagte Eschment-Reichert. Sie übergab eine Liste mit 300 Unterschriften der Bürger gegen die Planung an Buchholz' Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse.
Auch Ratsherr Christoph Selke (Buchholzer Liste) kritisierte die fehlende Information der Bürger im Voraus. "Eine Infoveranstaltung wäre ein Leichtes gewesen und hätte die Empörung im Vorfeld vermieden", sagte Selke. Und auch Ortsbürgermeister Horend sang das Lied, dass die Bürger hätten "frühzeitig" abgeholt werden müssen.
In den Fragen der Bürger klang vor allem die Sorge eines hohen Landschaftsverbrauchs mit, der die Lebensqualität in der Ortschaft mindere. Zudem wehrten sich die Bürger gegen einen möglichen "Logistikpark". Dieser ist in den beiden Gebieten aber gar nicht angedacht.
Bürgermeister Röhse verteidigte die Entwürfe. Damit befriedige man die Nachfrage von zwei Unternehmen, die bereits jetzt in Buchholz beheimatet sind, am aktuellen Standort aber keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr haben. Nach WOCHENBLATT-Informationen ist Feldtmann, ein Fachunternehmen in Sachen Arbeitsschutz, ein Kandidat für den Umzug in Buchholz' Norden. Röhse betonte, dass sowohl der Ortsrat als auch die Bürger im weiteren Verlauf der Planungen an diesen beteiligt werden. Es gehe lediglich um eine Grundsatzentscheidung, ob die Politik sich an den genannten Stellen Gewerbegebiete vorstellen könne. "Ich bin auf jeden Fall froh, dass es Unternehmen gibt, die einen zweistelligen Millionenbetrag in Buchholz investieren wollen", betonte Röhse.

AUF EIN WORT

St. Florian und falsche Information

Es ist das gute Recht der Bürgerinnen und Bürger in Dibbersen und Dangersen, die potenzielle Entwicklung von Gewerbegebieten in ihren Ortschaften kritisch zu hinterfragen. Das sollte allerdings sachlich geschehen - und genau das war bei der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses nicht der Fall. Eine gehörige Mitschuld trägt der Ortsrat mit seiner mehrheitlich beschlossenen Resolution gegen die Entwicklung im Vorfeld der Sitzung.
Aus den Verwaltungsvorlagen ging eindeutig hervor, dass es lediglich um eine Grundsatzentscheidung darüber geht, ob die Planung überhaupt fortgesetzt werden soll. Zudem arbeitete die Verwaltung einen Antrag der CDU aus dem November 2019 ab, potenzielle Gewerbeflächen in Buchholz zu benennen. Wenn Fragen aus der Bevölkerung zu einem möglichen "Logistikpark" kommen, der gar nicht im Gespräch ist, oder der Teufel an die Wand gemalt wird, dass künftig wieder dutzende Lkw täglich durch Dibbersen fahren wie vor dem Bau der Ortsumfahrung, obwohl das gar nicht thematisiert wurde, stellt sich die Frage, ob die Bürger vom Ortsrat um Ortsbürgermeister Christian Horend (CDU) mit gezielten Falschinformationen instrumentalisiert wurden.
Ich schlage vor, dass diejenigen, die die Planung besonders vehement kritisieren wie Horend, Gudrun Eschment-Reichert (SPD), Christoph Selke (Buchholzer Liste) oder Gabriele Wenker (Grüne), persönlich den Verantwortlichen der Firma Feldtmann mitteilen, dass sie in Dibbersen nicht erwünscht ist. Ich gebe Ihnen Brief und Siegel darauf, dass die Genannten die Ersten sind, die über fehlende Mittel für soziale Aufgaben jammern, wenn sich Feldtmann entschließen sollte, aus Buchholz wegzuziehen und künftig die Gewerbesteuern woanders zu zahlen.
Die Diskussion im Fachausschuss war zudem ein Paradebeispiel für das St.-Florians-Prinzip, frei nach dem Motto: Ich bin vor einigen Jahren in diese Ortschaft gezogen und möchte jetzt keine weitere Entwicklung vor meiner Haustür. Ich habe bislang noch keine kritische Stimme aus Dibbersen und Dangersen zum Stadtentwicklungsprojekt "Buchholz 2025plus" gehört. Die Anwohner an der Hermann-Burgdorf-Straße und an der Bürgermeister-Adolf-Meyer-Straße bekommen womöglich bis zu 1.500 Wohneinheiten und eine Ortsumfahrung vor die Nase gesetzt und sind damit weit stärker betroffen als die Dibberser. Dazu Schweigen aus Dibbersen. Ist ja auch weit weg! Oliver Sander

So sieht die Planung für das Gewerbegebiet "BAB Nord" an der Grenze zur Gemeinde Nenndorf aus | Foto:  Skizze: Stadt Buchholz/Bearbeitung: MSR
Vor der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses demonstrierten Bürger aus Dibbersen und Dangersen gegen mögliche Gewerbegebiete in ihren Ortschaften
Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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