Am Limit: Mehr als Fachkräftemangel und Corona
Pflegekräfte mit Kritik am Elbe Klinikum Buxtehude

Symbolfoto: "Wir sind am Limit", klagen Pflegefachräfte aus dem Elbe Klinikum Buxtehude | Foto: AOK Mediendienst
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tk. Buxtehude. Fachkräftemangel und seit mehr als zwei Jahren Corona als Dauerbelastung: Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte stehen unter Druck. Am Elbe Klinikum in Buxtehude scheinen die Probleme noch gravierender als anderswo zu sein. Junge Ärzte sollen abgewandert sein, bestimmte medizinische Bereiche sollen nur noch eingeschränkt geöffnet sein, die Intensivstation könne nicht voll belegt werden, Chefarztpositionen blieben unbesetzt und der angeworbene Ärztenachwuchs aus dem Ausland soll mit Sprachbarrieren kämpfen. "Wir aus der Pflege müssen daher oft aufpassen, dass nichts schiefgeht", sagt ein Mitarbeiter aus seinem Arbeitsalltag. Hat das Buxtehuder Elbe Klinikum ein Problem, das über die Notlage an vielen anderen Krankenhäusern hinausgeht?

Diese Geschichte wurde von Mitarbeitenden aus der Pflege an das WOCHENBLATT herangetragen. "Wir sind am Limit und wer weniger arbeiten will, hat trotz Stundenreduzierung am Ende immer noch eine volle Stelle, um die Ausfälle aufzufangen." "Der Frust sitzt tief", sagt ein Pflegedienstmitarbeiter.

"Ärztliches Fachpersonal steht immer zur Verfügung"

Auch in der medizinischen Versorgung, darunter in der Zentralen Notaufnahme (ZNA), sei nicht jederzeit ein erfahrener Arzt oder eine erfahrene Ärztin präsent. Das WOCHENBLATT hat nach diesem ersten Hinweis mit weiteren Insidern gesprochen. Viele Kritikpunkte wurden dabei bestätigt. Der Redaktion sind alle Namen der Informanten bekannt. Sie werden nicht genannt, um negative Konsequenzen für die Mitarbeitenden zu verhindern. Aus der Vielzahl einzelner Kritikpunkte hat die Redaktion nur einige ausgewählt.

In jüngster Vergangenheit soll es zahlreiche Abgänge des Ärztenachwuchses in Buxtehude gegeben haben. Nach übereinstimmenden Berichten sei "der Nachwuchs vergrault worden", so ein Insider, der dafür mittlerweile ausgeschiedenes Führungspersonal verantwortlich macht. Für die Monate Dezember und Januar sei der Ärztemangel durch externe Honorarkräfte aufgefangen worden. Die Rede ist von 40 Arztdiensten in diesen beiden Monaten. Die Kosten dafür sind doppelt so hoch wie für die Etatkräfte. Auf der ärztlichen Führungsebene sollen zudem drei Chefarztpositionen unbesetzt sein.

Nicht alle Stationen können nach Aussagen des Pflegepersonals derzeit regulär betrieben bzw. die Betten belegt werden. Die Intensivstation, gerade neu gebaut, verfügt über 16 Betten, soll aber nur zur Hälfte belegt werden. Was für einen Insider noch sehr viel schwerer wiegt: Das Herzkatheterlabor, dort werden Patienten mit einem Infarkt behandelt, ist ab 18 Uhr und an den Wochenenden geschlossen. Für mehr Bereitschaft fehle das ärztliche Personal. "Das ist für mich ein Offenbarungseid", so der Mitarbeitende. Folge: 25 Minuten Fahrt ins Herzkatheterlabor ins Stader Elbe Klinikum.

Um den Weggang an Assistenzärzten auszugleichen, seien junge Mediziner aus dem Ausland angeworben worden. Kritik daran aus dem Pflegebereich: Denen fehle es an Erfahrung. Die Sprachbarrieren würden das Problem noch weiter verschärfen.

Ein weiterer Kritikpunkt, den die Redaktion nicht überprüfen kann: Laut Aussagen eines Mitarbeitenden aus der Pflege komme es mitunter zu Situationen, bei denen die Pflegekräfte im Notfall, wenn es schnell gehen muss, ärztliche Aufgaben übernehmen müssten. "Es gibt Situationen, da ist kein Arzt da", lautet eine Aussage. Hinzu komme, dass die Mitarbeiter aus der Pflege die unerfahrenen Nachwuchsmediziner teilweise überwachen müssten, um Fehler zu verhindern, so eine weitere Aussage. Dass es in der ZNA Personalprobleme gebe, wird von einem weiteren Insider bestätigt. Der bestätigt auch grundsätzlich die Probleme mit der sprachlichen Verständigung. "Sprachbarrieren mit Ärzten führen beim Pflegepersonal zu Frust."

Beim Thema Gehalt geht die Sichtweise des Pflegepersonals offenbar auseinander. Ein Mitarbeitender sagt, dass es im Vergleich zu Hamburger Kliniken noch immer eine Differenz von mehreren Hundert Euro gebe. Viele würden nur bleiben, weil sie im Umland wohnten und die Fahrt nach Hamburg scheuen. Ein anderer Mitarbeiter meint dagegen, dass die Gehälter mittlerweile auf Tarifniveau liegen würden.
"Weder als Arbeitgeber noch als medizinischer Versorger fällt diese Klinik zurzeit positiv auf", ist das bittere Fazit eines Pflegeprofis. "Ich will da weg" ist das Ziel.

Redakteur:

Tom Kreib aus Buxtehude

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