Eine große Hoffnung ist geplatzt

Kämmerin verlässt die Samtgemeinde Apensen

Eine neue Hiobsbotschaft aus der Samtgemeinde Apensen: Nach nur acht Monaten im Amt verlässt Kämmerin Jessica Ulrich auf eigenen Wunsch das Apenser Rathaus. Die Samtgemeinde sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine neue Leitung des Fachbereichs Finanzen.
Wie es jetzt weitergehen soll, wissen aktuell weder die Mitarbeiter der Verwaltung noch die Politiker. Denn der Haushalt in Apensen ist ohnehin ein sehr problematisches Thema in der Samtgemeinde: Die Samtgemeinde schreibt rote Zahlen, für den Zeitraum 2018 bis 2021 fehlen die Jahresabschlüsse, das Rechnungsprüfungsamt des Landkreises Stade meldete nach einer Kassenprüfung im März 2022 Anlass zu großer Besorgnis und für das Jahr 2022 wurde nur mit sehr viel Wohlwollen des Landkreises ein "schlanker" Haushalt genehmigt.
Mit der Einstellung von Jessica Ulrich hatten die Politiker gehofft, das Problem Schritt für Schritt in den Griff zu bekommen. Die junge Kämmerin wurde von einem externen Dienstleister im Programm und in der Erstellung des Haushaltes geschult. "Ich hatte den Eindruck, dass Frau Ulrich nach ihrer Einarbeitung einen sehr guten Job gemacht hat", sagt Ratsherr Rolf Suhr, Fraktionsvorsitzende der CDU. "Dass sie uns jetzt verlässt, ist eine Katastrophe für die Samtgemeinde."
Ähnlicher Ansicht ist auch Dr. Siegfried Schwarzer, Fraktionsvorsitzender der SPD: "Frau Ulrich ist bei den Ratsleuten sehr anerkannt und beliebt. Wir werden jetzt um ein Jahr zurückgeworfen."
Wie es weitergeht, hängt davon ab, ob sich in Apensen jemand Qualifiziertes für die Stelle des Kämmerers bewirbt. Wenn das nicht der Fall sein sollte, dann müsste die Samtgemeinde Apensen einen externen Dienstleister beauftragen und auch bezahlen, um den Haushalt 2023 fristgerecht zu erstellen. Für Edgar Rot, Vizechef im Rathaus, ist das die richtige Lösung: "Für eine Person ist der Aufgabenbereich viel zu groß", wiederholt er, was er schon vor acht Monaten gesagt hat. Innerhalb kurzer Zeit die fehlenden Jahresabschlüsse aus vier Jahren für vier Gemeinden zu erstellen, gleichzeitig die Punkte aus dem Kassenprüfungsbericht abzuarbeiten und zusätzlich einen Haushalt zu erstellen, würde jeden Mitarbeiter überfordern.
"Wir führen gerade im Haus Gespräche, damit das Alltagsgeschäft gut verteilt ist", sagt Samtgemeinde-Bürgermeisterin Petra Beckmann-Frelock. "Frau Ulrich wird in den letzten Wochen versuchen, die Haushalte so vorzubereiten, dass die Ratshausleitung diese ggf. auch ohne Kämmerer durch die Sitzung begleiten kann."
Auch Petra Beckmann-Frelock bedauert, dass Jessica Ulrich die Samtgemeinde verlasse: "Sie war im Haus beliebt und fachlich geschätzt und hat auch hinsichtlich der Kassenunstimmigkeiten so viel bewegt, dass das RPA die positive Entwicklung festgestellt hat. Wir alle waren sehr schockiert, aber es war keine Entscheidung gegen die Samtgemeinde, sondern für ihr neues Arbeitsumfeld."