Freilichtmuseum am Kiekeberg
Neues Geschäftshaus führt in die Einkaufswelt der 1950er bis 1970er Jahre zurück

Bernd Kofler im original Ladengeschäft, das er bis 2014 in Winsen betrieb
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Foto: Helena GARCIA@AdobeStock.com

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Das Freilichtmuseum am Kiekeberg in der Rosengarten-Gemeinde Ehestorf ist um eine Attraktion reicher: Am vergangenen Wochenende wurde in der dortigen "Königsberger Straße" ein neues Geschäftshaus eingeweiht. Dieses umfasst fünf Geschäfte und eine Zahnarztpraxis, die die Besucher durch ihre Originalausstattung in das Leben der 1950er bis 1970er Jahre entführt. 
Wie berichtet, setzt sich das Freilichtmuseum am Kiekeberg mit dem Bau- und Forschungsprojekt "Königsberger Straße" mit der Zeitgeschichte in den Anfangsjahren der Bundesrepublik Deutschland auseinander. Insgesamt umfasst das Projekt 6,14 Millionen Euro. Das neue Geschäftshaus ergänzt die anderen Gebäude, die dort bereits installiert wurden: die Tankstelle aus Stade, ein Flüchtlingssiedlungshaus aus Tostedt, ein Siedlungsdoppelhaus sowie ein Quelle-Fertighaus aus Winsen.
In dem neuen Projekt sind fünf Geschäfte mit weitgehend genau der Ausstattung untergebracht, wie sie früher Standard war: Foto Kofler (ehemals Foto Böhmer) aus Winsen, die Adler Drogerie aus Trittau (Schleswig-Holstein), die Schlachterei Rötting aus Bremervörde, das Textilwarengeschäft Gründahl aus Jork sowie ein originalgetreuer Nachbau eines Elektrotechnik- und Reparaturladens. Hinzu kommt die Zahnarztpraxis Dr. Chrobok" aus Stade.
"Wenn man in den Laden kommt, hat man das Gefühl, nie weggewesen zu sein", erklärt Bernd Kofler (79). Er betrieb sein Fotogeschäft in Winsen bis 2014. Seine Gedanken an die Ausstattung seien verblasst, "aber wenn ich sie jetzt sehe, sind alle Erinnerungen wieder da!" Kofler übernahm das Fotogeschäft in Winsen im Jahr 1975 von Johann Böhmer, der es 1948 gegründet hatte. Zunächst hatte Kofler Fotograf gelernt, allerdings keinen Abschluss gemacht, da sein Lehrwart keine Prüfungen abnehmen durfte. Im Jahr 1974 machte Kofler seinen Meister, danach konnte er das Fotogeschäft übernehmen. Er verfügte über ein eigenes Farb- und Schwarzweißlabor. Am Kiekeberg werden viele alte Fotoapparate und Zubehör wie Blitzbirnen gezeigt, die vor den heute gebräuchlichen Blitzen zum Einsatz kamen. Ein besonderer Gegenstand ist die alte Kasse, auf der die Bons per Hand eingetragen wurden.
Gleich nebenan sind die Geräte aus der Zahnarztpraxis Dr. Hans Chrobok aus Stade ausgestellt. Nach dem zweiten Weltkrieg hätten die Eltern und Großeltern ihr gesamtes Geld zusammengekratzt, um die Anschaffung der teuren Geräte zu ermöglichen, berichtet Chroboks Sohn Steffen (67), ehemaliger Zahnarzt. Zu sehen sind auch Apparate wie Lachgasflaschen oder Röntgenkugeln, die längst nicht mehr zum Einsatz kamen. Die gezeigten Geräte aus dem Jahr 1955 wurden in Stade bis 1969 genutzt. Steffen Chrobok freute sich, dass die Praxisausstattung der Nachwelt präsentiert werden kann. Er hatte sie lange eingelagert, ohne zu wissen, wofür er sie verwenden kann. Besondere Anekdote: In der "Königsberger Straße" wird ein Stück Stader Unternehmensgeschichte wieder zusammengeführt. Die Tankstelle gegenüber stand fürher in Stade nur etwa 300 Meter von der Zahnarztpraxis entfernt.
Mit dem neuen Geschäftshaus zeige man die rasante Entwicklung im Nachkriegs-Deutschland, erklärte Stefan Zimmermann, Geschäftsführer des Freilichtmuseums am Kiekeberg. Der stark steigende Konsum sei gleichsam ein Versprechen gewesen, dass die Not nach dem Krieg vorbei sei. Zimmermann bedankte sich bei den Besitzern der Exponate für ihren "großen Vertrauensvorschuss". Die Ausstattung selbst und die Geschichten und Anekdoten dahinter seien ein wahrer Schatz. Zimmermann dankte auch allen anderen Beteiligten, die zum Gelingen des Projekts beigetragen haben. Stiftungsratsvorsitzende Sybille Kahnenbley betonte, dass das neue Geschäftshaus einen großen Mehrwert für die Besucher des Freilichtmuseums darstelle.
Gäste können den Neubau zu den Öffnungszeiten des Freilichtmuseums anschauen: dienstags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Montags ist geschlossen. Der Eintritt kostet für Erwachsene neun Euro. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Mitglieder des Fördervereins zahlen nichts. (os).

Redakteur:

Oliver Sander aus Buchholz

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