Abzocke aus Tschechien
Miese Masche: Rentner (82) soll für angeblichen Telefonsex zahlen

Gerhard P. hält die Schreiben aus Tschechien in der Hand. "Die Forderungen sind unberechtigt", erklärt der Rentner | Foto: jd
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jd. Stade. Viele in seinem Alter dürften ihn beneiden: Gerhard P.* ist trotz seiner 82 Jahre noch bestens beieinander und äußerst aktiv - auch in Liebesdingen. Der holden Weiblichkeit ist der rüstige Senior nach wie vor nicht abgeneigt. Daher hat er eine Kontaktanzeige per Chiffre geschaltet, um eine nette Frau kennenzulernen. Bei der Altersangabe flunkerte er und machte sich ein paar Jährchen jünger. Hat die kleine Lüge nun etwa ein schlechtes Karma zur Folge? Denn P.s amouröse Ambitionen erwiesen sich als Reinfall. Es kam sogar noch dicker: Ihm flatterten Mahnungen eines Inkassobüros aus Prag ins Haus. 198 Euro mitsamt Mahnkosten soll der Stader Senior mittlerweile zahlen - für vermeintliche Liebesdienste per Telefon.

Was beides miteinander zu tun hat - die Suche nach einem netten weiblichen Kontakt und der angebliche Telefonsex - erklärt P. sich folgendermaßen: Drei Frauen hätten sich auf sein Inserat gemeldet und sich mit ihm getroffen. Alle sollen ihm nach dem Date erklärt haben, dass er ja ganz nett, nach ihrem Geschmack aber zu redselig sei. Bereits da wurde der Rentner stutzig: "Es kamen jedes Mal die gleichen Ausflüchte."

Er nahm noch mal die Briefe der Damen zur Hand und stellte fest: Die Handschriften waren identisch. P. ist inzwischen fest davon überzeugt: "Die Frauen haben mich nur kontaktiert, um an meine Adresse und Telefonnummer heranzukommen." Womit für ihn auch der Bezug zu den dreisten Mahnschreiben aus Prag hergestellt wäre.

Klassischer Trick: Telefonsex-Abzocke

Doch gibt es tatsächlich so etwas wie eine "Tschechien-Connection", bei der Frauen hierzulande Adressen liebeshungriger Männer ausspähen, damit diese später mittels fingierter Rechnungen zur Kasse gebeten werden? Das klingt nach einer recht aufwändigen Methode, um Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen. Und auch der Polizei sind solche Fälle bisher nicht bekannt. Was aber feststeht: Die Betrugsmasche an sich mit den Telefonsex-Rechnungen ist ein Klassiker.

Gerhard P. ist sichtlich erregt, als er die drei Briefe aus Tschechien in den Händen hält: Rechnung über 90 Euro, Mahnung über 140 Euro, zweite Mahnung über 198 Euro. Wofür das Geld verlangt wird? "Über Ihren Telefonanschluss wurde ein Erotikdienst kontaktiert", steht in der Rechnung. In den beiden Mahnungen wird die angebliche Dienstleistung als "Service für besondere sexuelle Ansprüche" umschrieben.

Achtung Abzocke - Euro Inkasso Solutions ist wieder aktiv

"So etwas habe ich nie in Anspruch genommen", empört sich der Rentner. "Das muss ich doch nicht etwa bezahlen?" Nein, meinen Verbraucherschützer. Bei den Verbraucherzentralen sind sowohl der angebliche Telefonsexanbieter als auch das vermeintliche Inkassounternehmen schon häufiger negativ aufgefallen. Beide Firmennamen stehen beispielsweise auf einer Liste von betrügerischen Firmen, die das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) erstellt hat. "Die Abzock-Masche ist altbekannt", teilt das EVZ mit. Vor den ominösen Schreiben aus Tschechien, die meist in Deutschland in die Post gegeben werden, wird schon länger gewarnt. Laut EVZ erhielten einige Geschädigte tatsächlich solche Rechnungen, nachdem sie auf Zeitungsannoncen geantwortet haben.

Auch wenn in den Inkassobriefen mit "entsprechenden Konsequenzen" gedroht wird, um Betroffenen Angst zu machen: Die Verbraucherzentralen raten, nichts zu zahlen. Daran will sich auch Gerhard P. halten: "Die bekommen von mir keinen einzigen Cent."

* Name v. d. Red. geändert

Betrug im Namen von Microsoft

Auf keinen Fall zahlen

Woran erkennt man eine Telefonsex-Abzocke und was muss man als Betroffener tun? Das EVZ gibt einige Hinweise und Tipps:

  • Unseriöse Rechnungen sind meist an der Anrede "Sehr geehrter Telefonanschlussinhaber" zu erkennen. Diese Formulierung wurde auch im Fall von Gerhard P. gewählt. 
  • Zahlungsaufforderungen sollten ignoriert werden. Am besten, man widerspricht ihnen. Blanko-Vordrucke finden sich auf den Internet-Seiten der Verbraucherzentralen.
  • Bei Mahnungen nicht nervös werden. Inkassofirmen müssen belegen, auf welcher angeblich erbrachten Dienstleistung ihre Forderung beruht.
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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