Aus dem Müll geholt
Illegale Lebensmittelrettung durch Containern in Stade
jab. Stade. Wer sich für die Rettung von Lebensmitteln einsetzt, tut dies nicht immer auf einem legalen Weg. Es gibt Personen, die sich aus Mülltonnen und Containern weggeworfene Lebensmittel besorgen. Diese Beschaffungsweise wird containern genannt und ist in Deutschland illegal. Auch in Stade gibt es Menschen, die so Paprika, Joghurt und Co. vor der Vernichtung retten. Das WOCHENBLATT hat mit zwei von ihnen gesprochen.
Sandra A.* und Timo L.* kommen aus Stade und begeben sich regelmäßig auf Rettungsmission. Dass es sich dabei um eine Straftat handelt, ist ihnen bewusst. Kürzlich wurden zwei Studentinnen in Bayern sogar wegen Diebstahls verurteilt. "Das Urteil geht gar nicht. In welcher Welt leben wir denn, in der Lebensmittelretten strafbar ist?", meint A. Sie wünscht sich außerdem ein Gesetz wie in Frankreich, das Supermärkten verbietet, Lebensmittel wegzuschmeißen, sondern sie dazu verpflichtet, sie zu spenden. Daher unterstützt sie auch die Onlinepetition der Studentinnen, die sich gegen das Wegwerfen von genießbaren Lebensmitteln richtet und in der gefordert wird, Containern zu entkriminalisieren.
Auch L. versteht die Mentalität nicht, dass Nahrung, die nicht schlecht, allerdings nach Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, einfach entsorgt wird. "Vieles ist sogar noch Monate lang haltbar." Das wisse er aus eigener Erfahrung. Seit Jahren habe er keine Lebensmittel mehr gekauft. Er lebt ausschließlich vom illegalen Containern sowie gespendeten Lebensmitteln, wie z.B. vom legalen Foodsharing-Fair-Teiler, - und das sogar ganz ohne Kühlschrank. Für ihn ist diese Lebensweise eine Bereicherung: "Ich habe mich mit meinem eigenen Geschmack beschäftigt und lasse mich nicht mehr von der Überflutung im Supermarkt beeinflussen." Außerdem sei Containern für ihn immer eine Überraschung, denn man wisse nie, was man findet, und müsse sich somit noch einmal mehr mit dem Lebensmittel auseinandersetzen.
*Namen von der Redaktion geändert
Redakteur:Jaana Bollmann aus Stade |
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