Zugvögel können Tierseuche einschleppen
Tödliche Vogelgrippe: Landkreis Stade warnt vor Ausbruch der Geflügelpest
jd. Stade. Jetzt droht auch noch die Vogelgrippe: Im Landkreis Cuxhaven wurde jetzt der erste Fall der hochansteckenden Tierseuche, die auch als Geflügelpest bezeichnet wird, nachgewiesen. Eine geschossene Stockente war mit dem Virus infiziert. Auch jenseits der Elbe breitet sich die Vogelgrippe aus: Innerhalb weniger Tage wurden in Schleswig-Holstein bereits 30 Fälle gemeldet. Betroffen sind auch die Landkreise Dithmarschen und Steinburg, die vom Landkreis Stade nur durch die Elbe getrennt sind. Deshalb ruft das Veterinäramt des Landkreises alle Geflügelhalter auf, ihre Tiere bereits jetzt freiwillig in die Stallungen zu sperren. "Die Gefahr, dass die Geflügelpest auch bei uns ausbricht, ist hoch", erklärt Kreisveterinärin Dr. Sibylle Witthöft.
Laut der aktuellen Risikoeinschätzung des Friedrich-Löffler-Institut (FLI), der führenden deutschen Forschungseinrichtung für Tierseuchen, besteht die Gefahr, dass Zugvögel aus Sibirien und Osteuropa das Vogelgrippe-Virus weiter nach Westen einschleppen können. Die Unterelbe-Region gilt als eines der größten Vogelzuggebiete Europas. Durch die Abertausenden Zugvögel, die vor allem in Kehdingen rasten, könnte die Vogelgrippe ins Gebiet zwischen Oste und Este eingeschleppt werden.
Auch wenn die Behörden angesichts der aktuellen Fälle an der Unterelbe noch nicht mit einer Stallpflicht reagieren: Das Stader Veterinäramt empfiehlt Geflügelhaltern bereits jetzt, ihre Hühner oder anderes Federvieh im Stall zu behalten. Nur so könne die Übertragung des Geflügelpestvirus von Wildvögeln auf Hausgeflügelbestände wirksam verhindert werden. Aktuell führt das Amt eine eigene Risikobewertung durch. Auf deren Grundlage könnte dann auch eine Stallpflicht angeordnet werden.
Die Geflügelpest ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Sie kann bei infizierten Vögeln zu schweren Erkrankungen und massenhaftem Verenden führen. Zum Schutz des eigenen Geflügels sind alle Tierhalter aufgerufen, die bereits jetzt geltenden Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten. Geflügel darf nur an für Wildvögel unzugänglichen Stellen gefüttert werden, es darf kein Oberflächenwasser für das Tränken genutzt werden, wenn Wildvögel dazu Zugang haben. Futter, Einstreu und sonstige Gegenstände, mit denen das Geflügel in Berührung kommt, muss für Wildvögel unzugänglich aufbewahrt werden.
Bei Verdacht auf Vogelgrippe (z.B. wenn gleich mehrere Tiere plötzlich verenden) sollte das Veterinäramt Stade unter der Telefonnummer 04141-12-3931 oder per E-Mail (veterinaeramt@landkreis-stade.de) benachrichtigt werden. Wer tote Vögel im Garten oder in der freien Landschaft findet, sollte die Tiere auf keinen Fall mit bloßen Händen anfassen.
Bestimmte Virentypen auch für Menschen gefährlich
Bestimmte Mutationen des Vogelgrippe-Virus können laut Friedrich-Löffler-Institut auch auf den Menschen überspringen. Ernsthafte Sorgen muss sich die Bevölkerung aktuell aber nicht machen: Es soll bisher kein Fall bekannt sein, dass der hierzulande meist auftretende Virustyp H5N8 auf Menschen übergesprungen ist.
Dennoch ist Achtsamkeit geboten: Wie jedes Grippevirus können sich die Erreger der Vogelgrippe genetisch verändern. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO haben sich in Asien bereits Virentypen vermischt, sodass neue Arten der Vogelgrippe entstanden sind. Laut WHO könnten diese Vermischungen wiederum auf den Menschen überspringen und womöglich eine weltweite Grippewelle auslösen.
Ein aggressiverer Virentyp (H5N1) der Geflügelpest wiederum führte in Südostasien vor Jahren bereits zu Todesfällen. Zunächst war dieses Vogelgrippe-Virus nur von Geflügel auf Menschen übertragen worden. Bei dieser Form der Vogelgrippe treten wie bei Corona grippeähnliche Symptome auf, wenn ein Mensch daran erkrankt. Dazu zählen hohes Fieber, Husten, Atemnot und Halsschmerzen. Da die Vogelgrippe-Viren hauptsächlich den Atemtrakt befallen, kam es bei den Erkrankten häufig zu einer schweren Lungenentzündung, was in vielen Fällen zum Tod führte. Weltweit hat das Virus, das vereinzelt immer noch beim Menschen auftritt, bisher einige Hundert Todesfälle verursacht.
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