Kandidaten für die Kommunalwahl: Erstmals ist die "Generation 2000" mit dabei
Die Polit-Youngster: Fünf Bewerber für den Stader Rat wurden in diesem Jahrtausend geboren

In den Gemäuern des altehrwürdigen historischen Rathauses tagt traditionsgemäß der Rat. Junge Kandidaten wollen dafür sorgen, dass dort künftig ein frischer Wind weht | Foto: Stadt Stade
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  • In den Gemäuern des altehrwürdigen historischen Rathauses tagt traditionsgemäß der Rat. Junge Kandidaten wollen dafür sorgen, dass dort künftig ein frischer Wind weht
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jd. Stade. Noch genau ein Monat und ein Tag: Dann wird in Niedersachsen die erste von zwei Wahlrunden ausgerichtet. Am 12. September - zwei Wochen vor den Bundestagswahlen - finden die Kommunalwahlen statt. Jetzt haben die Wahlvorstände die Kandidatenlisten zugelassen. In Stade können sich die Parteien und Wählergemeinschaften um 40 Ratsmandate bewerben. Unter den 180 Bewerbern sind ab dem Jahrgang 1944 aufwärts alle Altersgruppen vertreten. Am höchsten ist der Anteil der Kandidaten, die in den 1970er Jahren geboren wurden. Bei den jüngeren Jahrgängen nimmt die Zahl dann kontinuierlich ab. Erstmals dürfen bei diesen Kommunalwahlen auch Personen gewählt werden, die in diesem Jahrtausend geboren wurden. Allerdings finden sich diese 2000er-Jahrgänge nur vereinzelt auf den Kandidatenlisten. Um einen Sitz im Stader Rat bewerben sich insgesamt fünf Kandidaten, bei denen eine Zwei am Anfang ihres Geburtsjahres steht.

Was hat diese Polit-Youngster dazu bewogen, sich um ein Ratsmandat zu bewerben? Die WOCHENBLATT-Redaktion hat sich dazu entschieden, die 2000er-Kandidaten den Lesern vorzustellen, damit diese etwas über die Motivation und die politischen Ziele der jungen Generation erfahren.

Damit es gerecht zugeht und keine Partei zu kurz kommt, wurde allerdings das Prozedere etwas modifiziert. So wird bei der Unabhängigen Bürgerliste Stade (UBLS) nur Alexander Tkocz befragt, obwohl es mit Frederic Ott einen weiteren UBLS-Kandidaten gibt, der Jahrgang 2000 ist. Damit die SPD und die Linken fairerweise auch berücksichtigt werden, wurden deren jüngste Kandidaten Marlon Borchers (Linke, Jahrgang 1999) und Manuel Pfaffenberger (SPD, Jahrgang 1997) ebenfalls in die Auswahl aufgenommen.

Allerdings hat die Redaktion von Pfaffenberger keine Antwort auf ihre Fragen erhalten, sodass er nicht berücksichtigt wurde. Ebenfalls nicht berücksichtigt wurden Piraten und WG: Deren jüngster Kandidat ist Jahrgang 1990. Das ist dann doch schon ein Jahrzehnt Abstand zu den 2000ern. Von der FDP ist Ole Ehlers (Jahrgang 2001) mit dabei, die Grünen vertritt Tim Evers (Jahrgang 2002) und Kandidat der CDU ist Hauke Steffen (Jahrgang 2003). Der 18-Jährige ist auch der Jüngste unter allen 180 Kandidaten. Junge Frauen sind unter den jüngsten Bewerbern nicht vertreten.

Das WOCHENBLATT hat den Jung-Politikern jeweils dieselben fünf Fragen gestellt und sie gebeten, ein paar persönliche Angaben zu machen. Das sind ihre Antworten:

Marlon Borchers (Jahrgang 1999) - Die Linke

Marlon Borchers | Foto: Nino Mujic Arts
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  1. Wann und wie sind Sie zur Politik gekommen und in welcher Weise haben Sie sich bisher politisch engagiert? Mein politisches Interesse entwickelte sich bereits in jungen Jahren. Ein Mandat oder Ähnliches habe ich bisher nicht ausgeübt.
  2. Was sind Ihre persönlichen politischen Ziele für Stade? Stade muss sich den großen Herausforderungen unserer Zeit stellen. Klimawandel, Ungleichheit und Wohnungsnot sind Probleme, die sich nur mit einer starken Linkspartei lösen lassen.
  3. Wie würde aus Ihrer Sicht das perfekte Stade in 20 Jahren aussehen? In meiner Vorstellung gibt es einen kostenlosen ÖPNV, viel öffentlichen Raum (Parks, Sitzgelegenheiten, soziale Treffpunkte) und günstige Mieten, durch Wohnungen in staatlicher Hand. Eine lebenswerte Stadt ist nur durch linke Politik möglich. Der Markt regelt es seit Jahrzehnten nicht und wird auch zukünftig versagen.
  4. Was denken Sie, wie man mehr junge Menschen zum Wählen und zur Mitwirkung an der politischen Meinungsbildung bewegen kann? Wir müssen die Jugend in Entscheidungen einbinden. Darum fordert DIE LINKE ein Jugendparlament mit einem eigenen Haushalt.
  5. Welche drei Themen sollte die Kommunalpolitik in Stade aus Ihrer Sicht am dringlichsten angehen?Kostenloser ÖPNV, Mietenwahn stoppen und Arbeit mit Zukunftsperspektive. Der Staat muss eine aktive Rolle spielen und nachhaltige Jobs schaffen, die dabei helfen, unsere Wirtschaft ins 21. Jahrhundert zu befördern.

Ole Ehlers (Jahrgang 2001) - FDP

Ole Ehlers | Foto: Ehlers
  1. Wann und wie sind Sie zur Politik gekommen und in welcher Weise haben Sie sich bisher politisch engagiert?  Bei uns zu Hause wurde immer schon politisch viel diskutiert. Ich habe meinen Eltern oft bei Wahlkämpfen geholfen und ich habe Veranstaltungen mit bekannten Politikern gerne besucht. Nun ist es Zeit für mich, mich selber zu engagieren.
  2. Was sind Ihre persönlichen politischen Ziele für Stade?  Angebote und Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche, gerade in Bützfleth warten wir nun schon fast zwei Jahre auf einen Basketballplatz. Außerdem schlagen wir vor, das Angebot der Sportvereine dahingehend zu erweitern, dass die Sporthallen auch für Freizeitaktivitäten wie Basketball oder Fußball genutzt werden können. Wir brauchen des Weiteren bessere und günstigere Busverbindungen. Es kann nicht sein, dass man sechs Euro für eine Hin- und Rückfahrt bezahlen muss und dann abends nach dem Kino nicht mal nach Hause kommt.
  3. Wie würde aus Ihrer Sicht das perfekte Stade in 20 Jahren aussehen? Kostenlose, gut getaktete öffentliche Verkehrsmittel. Eine fertig ausgebaute Autobahn nach Hamburg. Viele, frei zugängliche Basketballkörbe. Erleichterung der Bürokratie durch Digitalisierung. Nicht mehr für jedes Dokument oder Ausweisverlängerung im Rathaus warten, sondern online über die Stader Internetseite.
  4. Was denken Sie, wie man mehr junge Menschen zum Wählen und zur Mitwirkung an der politischen Meinungsbildung bewegen kann?  Die Politiker müssen dort hingehen, wo junge Menschen sind, und ihnen zuhören. Also in Schulen gehen, das Gespräch mit Jugendlichen suchen und sie und ihre Anliegen ernst nehmen und in den politischen Prozess einbringen.
  5. Welche drei Themen sollte die Kommunalpolitik in Stade aus Ihrer Sicht am dringlichsten angehen?  Freizeitmöglichkeiten für Jugendliche. Bessere und günstigere öffentliche Verkehrsmittel. Schnelles Internet ohne Funklöcher und mit gut funktionierendem WLAN für den ganzen Landkreis.

Tim Evers (Jahrgang 2001) - Die Grünen

Tim Evers | Foto: Bilderprofi Angela Reidies
  • Tim Evers
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  1. Wann und wie sind Sie zur Politik gekommen und in welcher Weise haben Sie sich bisher politisch engagiert? Grundsätzlich hat es mich schon immer begeistert, sich für seine Mitmenschen einzusetzen und sozial zu engagieren. Aus diesem Grund bin ich seit der fünften Klasse (2013) in der Schülervertretung tätig. Parteipolitisch engagiere ich mich seit 2019, da mir die Ausübung meiner verschiedenen Ämter seit jeher Spaß macht und ich etwas bewirken möchte.Bisher habe ich Parteiarbeit betrieben und mich schulpolitisch (Schülervertretung sowie Stadt-, Kreis- sowie Landesschülerrat und im Kreis-Schulausschuss) engagiert.
  2. Was sind Ihre persönlichen politischen Ziele für Stade? Mir ist wichtig, dass die Stadt allen Menschen qualitätvolle Bildung ermöglicht. Des Weiteren erachte ich es als essentiell, dass die Jugend grundsätzlich mehr wahrgenommen und eingebunden wird. Zudem möchte ich mich für moderne Verkehrskonzepte einsetzen und sozialpolitisch engagieren.
  3. Wie würde aus Ihrer Sicht das perfekte Stade in 20 Jahren aussehen? Alle Menschen in der Stadt Stade haben Zugang zu gerechter Bildung mit hoher Qualität. Die Ideen der jungen Menschen werden stets ernst genommen und die Politik geht proaktiv auf die Jugend ein, indem sie beispielsweise nach Meinungsbildern fragt.
  4. Was denken Sie, wie man mehr junge Menschen zum Wählen und zur Mitwirkung an der politischen Meinungsbildung bewegen kann? Menschen müssen stets adressatengerecht angesprochen werden. Zudem muss jungen Menschen vermittelt werden, dass von Seiten der Politik ernstes Interesse an ihrer Meinung besteht. Auch müssen diesen Erfolgserlebnisse geliefert werden.
  5. Welche drei Themen sollte die Kommunalpolitik in Stade aus Ihrer Sicht am dringlichsten angehen? Am wichtigsten ist mir die Einbindung junger Menschen. Des Weiteren sollen nachhaltige Verkehrskonzepte geschaffen und die Themen Inklusion und Integration stärker angegangen werden. 

Hauke Steffen (Jahrgang 2003) - CDU

Hauke Steffen | Foto: CDU
  1. Wann und wie sind Sie zur Politik gekommen und in welcher Weise haben sie sich bisher politisch engagiert? Interesse habe ich besonders durch den Politikunterricht in der Schule gefunden. Auch zu Hause unterhalten wir uns oft über politische Themen. Engagiert habe ich mich parteipolitisch noch nicht. Ich habe mich eher in der Jugendarbeit im Sport eingebracht.
  2. Was sind Ihre persönlichen politischen Ziele für Stade? Ich möchte mich für die Interessen der Jugendlichen einsetzen. Insbesondere sollten mehr Freizeitangebote und Aufenthaltsorte für Jugendliche geschaffen werden. Auch möchte ich mich für generationenübergreifende Themen einsetzen. Elektroroller für Stade finde ich zum Beispiel ein sinnvolles Angebot für Jugendliche, aber auch für alle anderen Staderinnen und Stader.
  3. Wie würde aus Ihrer Sicht das perfekte Stade in 20 Jahren aussehen? Es gibt viele innovative Arbeitsplätze und eine Vielzahl von Freizeitangeboten. Junge Menschen und Familien bleiben in oder ziehen nach Stade. Ausbildung und Studieren ermöglicht es Jugendlichen vor Ort, ein passendes Berufsangebot zu finden. Mit nachhaltigen Fortbewegungsmitteln können die umfangreichen Angebote in Kultur, Sport und Freizeit erreicht werden.
  4. Was denken Sie, wie man mehr junge Menschen zum Wählen und zur Mitwirkung an der politischen Meinungsbildung bewegen kann? Jugendliche engagieren sich in konkreten Projekten. Sie müssten gerade hier stärker nach ihrer Meinung gefragt werden. Ein Jugendparlament könnte ein guter Weg sein.
  5. Welche drei Themen sollte die Kommunalpolitik in Stade am dringlichsten angehen? Zukunftssichere Ausbildungs- und Arbeitsplätze müssen in Stade geschaffen werden, damit junge Menschen in Stade bleiben können. Dazu gehört auch, dass der Hochschulstandort Stade gesichert und ausgebaut werden muss. Generationenübergreifende Freizeitangebote sollten geschaffen werden. Die Mobilität muss nachhaltiger gestaltet werden. 

Alexander Tkocz (Jahrgang 2000) - UBLS

Alexander Tkocz | Foto: afolo.de
  1. Wann und wie sind Sie zur Politik gekommen und in welcher Weise haben Sie sich bisher politisch engagiert? Zur Politik bin ich durch unseren Ortsbürgermeister Horst Deede gekommen, er hat mich dazu ermuntert, als junger Kandidat anzutreten.
  2. Was sind Ihre persönlichen politischen Ziele für Stade? Umwelt- und Naturschutz, Stärkung des Industriestandortes Stade, freies WLAN für Stade und Ausbau des Glasfasernetzes.
  3. Wie würde aus Ihrer Sicht das perfekte Stade in 20 Jahren aussehen? Schwer zu beantworten. Ich hoffe, dass wir alle gesund bleiben. Corona hat keiner kommen sehen. Ich hoffe, dass wir in Stade ein lebenswertes Leben führen können und für unsere Kinder eine gute Grundlage für die Zukunft schaffen können.
  4. Was denken Sie, wie man mehr junge Menschen zum Wählen und zur Mitwirkung an der politischen Meinungsbildung bewegen kann? Unsere Politiker werden immer älter und es gibt nur wenige, die an die junge Generation glauben. Um die Jugend zur Politik zu bewegen muss man ihr Freiraum lassen und sie nicht klein halten, weil sie ja noch keine Erfahrung hat. Lernen tut man immer auch aus Fehlern. Die jungen Menschen müssen begeistert werden und einen Mentor an der Seite haben, dann macht Politik auch Spaß.
  5. Welche drei Themen sollte die Kommunalpolitik in Stade aus Ihrer Sicht am dringlichsten angehen? 1. Mehr Bildungsunterstützung in den Schulen und in der Berufsausbildung. 2. Bus fahren frei bis zum 18. Lebensjahr und die Einführung eines Bonuskartensystems speziell für Jugendliche. 3. Mehr Kriminalprävention und Aufklärungsarbeit an Schulen.
Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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