Stader Landrat ist 100 Tage im Amt
Interview mit Kai Seefried: "Ich spüre Lust auf Veränderung im Kreishaus"

Eine Idee von Kai Seefried: Auf Bierdeckeln +können Mitarbeiter Anregungen schreiben oder auch Kritik notieren | Foto: Chr. Schmidt/LK Stade
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JOBS und KARRIERE

Seid ihr Schülerinnen oder Schüler und steckt noch mitten in der Phase der beruflichen Orientierung? Oder seid ihr bereits mittendrin in eurer Ausbildung? Egal, in welcher Phase ihr euch befindet, eines ist sicher: In Deutschland gibt es über 300 anerkannte Ausbildungsberufe, die nur darauf warten, von euch entdeckt zu werden! Egal, welchen Schulabschluss ihr habt, es gibt garantiert einen passenden Beruf für euch. Eine Ausbildung bietet nicht nur die Möglichkeit, frühzeitig Geld zu verdienen,...

jd. Stade. Kai Seefried (CDU) trat am 1. November sein Amt als Landrat des Landkreises Stade an. Am heutigen Dienstag sind die ersten 100 Tage verstrichen. Zeit also, ein paar Fragen zu stellen: Wie lief es bisher? Auf welche Probleme ist er gestoßen? Und was will er ändern? Das Interview führte der Stader Redaktionsleiter Jörg Dammann.

WOCHENBLATT:Zu Beginn Ihrer Amtszeit fiel der unschöne Satz aus der Politik, dass Sie von Ihrem Vorgänger eine „Bruchbude“ übernommen hätten. Sie haben diese Bezeichnung damals scharf zurückgewiesen. Wie ist Ihre Sichtweise nach drei Monaten? In welchen Bereichen im Kreishaus bröckelt es hinter der Fassade?

Kai Seefried: Jetzt kann ich mit noch mehr Einblick sagen, dass meine Einschätzung richtig war. Ich habe sehr engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennengelernt. Es gibt eine hohe Motivation, gute Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger anzubieten, und ich spüre die Bereitschaft anzupacken - in vielen Bereichen im Kreishaus auch geradezu eine Lust auf Veränderung. Aber die Verwaltung leidet unter dem extremen Fachkräftemangel. Wir haben viel zu viele unbesetzte Stellen, so dass die Belastungssituation in allen Bereichen sehr hoch ist. Die Corona-Krise hat diese Belastung noch mal massiv erhöht. Um in Ihrer Sprache zu bleiben: „Hier möchte ich nicht, dass es weiter bröckelt."

WOCHENBLATT:Dann bleiben wir doch weiter im Bild: Welche Sanierungsmaßnahmen sind erforderlich? Nennen Sie bitte drei Themen, die ganz oben auf Ihrer Agenda stehen.

Kai Seefried: Gerade vor dem eben geschilderten Hintergrund steht die Personalentwicklung mit dem Ziel eines verbesserten Bürgerservice im Mittelpunkt. Wir werden zeitnah die Strukturen im Personalamt verstärken, um Stellenbesetzungen zu beschleunigen. Gleichzeitig haben wir begonnen, mit den Kommunen im Landkreis Stade eine gemeinsame Ausbildungsoffensive zu starten. Den Quereinstieg werden wir ebenfalls erleichtern. Angefangen haben wir damit bereits im Bereich der Führerscheinstelle. Dadurch konnten wir uns personell deutlich verstärken. Ich hoffe wirklich sehr, dass wir hier bald aus dem Gröbsten heraus sind und alle Vorgänge wieder zeitnah bearbeitet werden können.
Zu den weiteren zentralen Themen gehört die Zukunftssicherung unserer Klinikstandorte. Als Landkreis wollen wir in diesem Jahr die komplette Trägerschaft der Elbe Kliniken und damit auch die Verantwortung für die großen Investitionen übernehmen.
Als Querschnittsaufgabe sehe ich den Klimaschutz und die Bewältigung der Klimafolgen. Ein Solarflächenkataster aller Landkreisgebäude wird gerade erstellt. Ich möchte, dass wir schnellstmöglich alle verfügbaren Flächen für Solarenergie nutzen. Im Hinblick auf die Klimafolgen geht es vor allem um den Küstenschutz und die notwendigen Deicherhöhungen an der Elbe.

WOCHENBLATT:Sie haben zu Ihrem Amtsantritt erklärt, dass Sie die Kreisverwaltung als Dienstleister für die Bürger verstehen. Ihr Produkt ist der Bürgerservice. Wie wollen Sie gewährleisten, dass der Landkreis künftig ein erstklassiges Produkt liefert? In der freien Wirtschaft gibt es eine Qualitätskontrolle oder neudeutsch: ein Controlling. Wäre so etwas für die Kreisverwaltung denkbar?

Er hat viel zu tun: Kai Seefried ist neuer Landrat im Kreis Stade

Kai Seefried: Im Rahmen der zukünftigen Personalentwicklung wollen wir einen Prozess der Mitarbeiterbeteiligung initiieren. Mir ist es wichtig, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen. Ein erster Baustein ist hier meine „Bierdeckel-Aktion“ für eine kurze und unmittelbare Kommunikation zum Landrat. Für einzelne Bereiche der Verwaltung werden wir auch Organisationsanalysen vornehmen, die Mitarbeiterbefragungen beinhalten. Zur Neustrukturierung gehört aber auch die Verstärkung des Controllings mit dem Ziel, Defizite frühzeitig zu erkennen beziehungsweise über Kennzahlen auch die Belastungssituation zu erfassen. Auch mein persönliches Bürgertelefon soll den Bürgerservice und den Kontakt zum Landkreis verbessern.

WOCHENBLATT:Sie kommen ja aus dem Handwerk. Daher sei die freche Frage erlaubt: Haben Sie sich inzwischen vom „Landrats-Azubi“ zum Gesellen gemausert? Und wie sieht Ihr Arbeitstag jetzt aus: Sind es noch mehr Termine als in Ihrer Zeit als Landtagsabgeordneter?

Kai Seefried:
Ich habe in den letzten Wochen an der ein oder anderen Stelle tatsächlich auch selbst mit einem Augenzwinkern vom „Landrat in Ausbildung“ gesprochen. Der Arbeitsalltag beginnt um 6.30 Uhr und endet gegen 23 Uhr. Corona-bedingt finden an den Wochenenden weniger Termine statt, so dass ich die Zeit nutze, E-Mails und Vorgänge abzuarbeiten. Ich glaube aber, ganz gut unterwegs zu sein, auch wenn ich zugebe, dass ich mir den Start anders gewünscht hätte. Leider hat die Corona-Krise meinen Alltag viel zu sehr im Griff und fordert enorm viel Zeit. Wir versuchen in der Kreisverwaltung wirklich alles, um die Menschen im Landkreis Stade bestmöglich durch diese Krise zu führen.

Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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