Hallen sollen untervermietet werden
Amazon nimmt neues Verteilzentrum in Stade nicht in Betrieb

An den Laderampen des Amazon-Verteilzentrums stehen große Müllcontainer bereit   | Foto: Malte Neumann
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Es waren Geisterhallen seit ihrer Fertigstellung im Herbst 2021: Der Online-Händler Amazon ist nie in sein neu errichtetes Verteilzentrum im Gewerbegebiet Stade-Süd eingezogen. Jetzt steht fest: Der Versand-Riese wird den Stader Standort auch künftig nicht nutzen. Das mehr als 8.000 Quadratmeter große Gelände mitsamt Parkhaus, Büroräumen wird von einem Immobilienmakler zur Vermietung angeboten. Geworben wird mit den Stichworten "Neubau/Erstbezug, kurzfristig, provisionsfrei". Rund 5.000 Quadratmeter sollen als Lager- bzw. Produktionsfläche zur Verfügung stehen. In den vergangenen Tagen waren Arbeiter damit beschäftigt, die Hallen auszuräumen. Amazon wird Hauptmieter der Gebäude bleiben. Gesucht wird nun sozusagen ein Untermieter auf Zeit.

Stader Amazon-Verteilzentrum: Kein Personal zu bekommen?

Bereits vor einem Jahr hatte das WOCHENBLATT bei Amazon nachgehakt, wie es mit dem leerstehenden Verteilzentrum weitergehen soll. Damals gab es nur ein dürres, nichtssagendes Statement: "Logistikprojekte brauchen Zeit und der Starttermin wird von einer Vielzahl interner und externer Faktoren beeinflusst", erklärte ein Amazon-Sprecher. Man freue sich aber darauf, die Kunden "demnächst von unserem Verteilzentrum in Stade aus bedienen zu können". Amazon nutze zunächst andere Kapazitäten in der Region, "bis unsere Teams in Stade startklar sind", hieß es im April 2022 von Amazon.

Untervermietung soll Zwischenlösung sein

Nun steht fest: Mit dem Start in Stade wird es nichts. "Die Untervermietung ist eine verbreitete Praxis im Immobilienbereich. Wir können dadurch unsere Verpflichtungen im Zusammenhang mit einem bestehenden Gebäude reduzieren, das aktuell nicht unserem unmittelbaren Bedarf entspricht, aber zu einem späteren Zeitpunkt in Betrieb gehen kann", teilt der Amazon-Sprecher auf WOCHENBLATT-Anfrage mit. Die Untervermietung stelle lediglich eine Zwischenlösung dar, "die auch viele andere etablierte Unternehmen nutzen, um ihr Immobilienportfolio effizienter zu verwalten". Damit hält Amazon sich weiterhin die Option offen, das Stader Verteilzentrum vielleicht doch mal in Betrieb zu nehmen.

Amazon-Verteilzentrum soll Stade wirtschaftliche Vorteile bringen

Bereits im Frühjahr 2022 ließ sich aus dem Amazon-Statement gegenüber dem WOCHENBLATT herauslesen, dass es wohl auch Probleme gab, ausreichend Personal zu finden - wie überall in der Logistikbranche. Ein Indiz für die noch immer angespannte Personalsituation dürfte auch sein, dass sich Amazon derzeit in Fernsehspots als attraktiver Arbeitgeber präsentiert. Geplant war, dass Amazon in Stade 128 Mitarbeiter einstellt. Zum Weihnachtsgeschäft sollte die Beschäftigtenzahl durch befristete Jobs um fast die Hälfte aufgestockt werden. Hinzu gekommen wären rund 400 Paketboten, die als selbstständige Kleinunternehmer die bestellte Ware an die Amazon-Kunden ausliefern. 

Auf dem Parkplatz stehen so viele Autos wie lange nicht mehr. Im Hintergrund links ist das leere Parkhaus zu sehen | Foto: Malte Neumann
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Stadt hätte Amazon-Pläne nicht verhindern können

Bei den Stader Geschäftsleuten dürfte die Nachricht vom (vorläufigen) Amazon-Aus nicht gerade auf Bedauern stoßen. Als 2020 die Pläne des Versand-Konzerns für Stade publik wurden, stießen sie auf große Skepsis. Der örtliche Einzelhandel witterte unliebsame Konkurrenz und manche Betriebe fürchteten, dass Amazon ihnen Personal abwirbt. Auch das hohe Verkehrskommen im Gewerbegebiet aufgrund der unzähligen Auslieferungsfahrten war ein Thema.

Im Stader Rathaus hat man nach WOCHENBLATT-Informationen bereits damit gerechnet, dass Amazon den Betrieb des Verteilzentrums gar nicht erst aufnimmt. Auch die Politik sah das Vorhaben vorwiegend skeptisch. Zu verhindern wäre das Projekt aber nicht gewesen: Laut Bebauungsplan für das Gewerbegebiet Stade-Süd ist der Bau von Logistikhallen zulässig. Das Grundstück wurde von privater Hand erworben. Die Stadt hätte rein rechtlich gar keine Möglichkeiten gehabt, eine Baugenehmigung zu verweigern. Immerhin: Städtische Zuschüsse sind nicht geflossen. Was der Stader Amazon-Standort an Gewerbesteuereinnahmen gebracht hätte, in unklar. Zu der möglichen Höhe könne man keine Auskunft geben, hieß es seinerzeit auf Nachfrage aus der Politik. 

Es bleibt nun abzuwarten, inwieweit Amazon noch zu seiner Aussage vom April 2022 steht: "Unser Engagement für Stade bleibt stark", erklärte man damals gegenüber dem WOCHENBLATT.  Man wolle ein guter Nachbar sein und sich vor Ort engagieren.

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Redakteur:

Jörg Dammann aus Stade

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