Ratsbeschluss zur Kinderbetreuung
Winsen streicht Spätbetreuung und verschärft Frühangebote
- hochgeladen von Thomas Lipinski
Die Stadt Winsen verschärft ab Sommer 2026 die Regeln für die Frühbetreuung an Grundschulen. Statt wie bisher flexibel buchbar, gilt künftig eine Mindestanzahl von sechs Kindern pro Standort und eine verbindliche Anmeldung für sechs Monate. Damit reagieren Politik und Verwaltung auf ein drohendes Haushaltsloch und einen geplanten Einsparbetrag von bis zu 40.000 Euro jährlich.
Besonders betroffen wären zwei der vier Schulstandorte, an denen aktuell weniger Kinder das Angebot nutzen. In der Stadtratssitzung warnte Bürgerin Claudia Kretschmer vor einem schleichenden Rückzug: „Wir sehen das faktisch als Abschaffung durch die Hintertür.“ Die Politik hält dagegen. Anja Trominski (CDU) betonte: „Man muss am Ende die Kosten im Blick haben. Sonst haben wir im schlimmsten Fall 40.000 Euro eingestellt und kein Kind kommt.“ Auch Michael Schulze (SPD) verwies auf hohe Pro-Kopf-Zuschüsse von rund 1.000 Euro jährlich pro Kind.
SPD-Ratsmitglied Christine Glawe warb um Verständnis und stellte klar: „Nur mit einer regelmäßigen Inanspruchnahme kann die Frühbetreuung auch in Zukunft aufrechterhalten werden.“ Die SPD hatte sich im Vorfeld für den Erhalt stark gemacht und setzt auf mehr Verlässlichkeit für Eltern.
Anders sieht es bei der Spätbetreuung aus. Diese wird künftig nicht mehr angeboten. Ab Sommer 2026 endet die Nachmittagsbetreuung spätestens um 15.45 Uhr. Für Eltern, die außerhalb arbeiten, ist das ein harter Einschnitt. In der Sitzung meldete sich eine betroffene Mutter zu Wort: „Dann frage ich mich natürlich, wie wir beide in Hamburg jeweils acht Stunden am Tag arbeiten sollen.“
Erleichterung gibt es dagegen bei der Ferienbetreuung. Eine geplante Gebührenerhöhung wurde durch einen Antrag der SPD gestoppt. Die Mehrkosten werden durch Einsparungen bei der kostenpflichtigen Nachmittagsbetreuung gedeckt, die durch den neuen schulischen Ganztag überflüssig wird.
Trotz der Sparvorgaben investiert die Stadt weiter in ihre Bildungsinfrastruktur. Neubauten wie die Grundschule in Stöckte (rund sechs Millionen Euro) und die Sanierung der Alten Stadtschule (etwa neun Millionen Euro) verschlingen hohe Summen. Die SPD setzte zusätzlich je 60.000 Euro für 2026 und 2027 durch, um laufende Instandhaltungen an Kitas zu sichern und „einen Betrieb auf Verschleiß“ zu vermeiden.
Einen Antrag der Grünen auf eine langfristige Entwicklungsplanung für die Kindertagesstätten lehnte die Ratsmehrheit ab. Die Verwaltung verwies auf den bestehenden jährlichen Kita-Bedarfsplan. Fraktionsvorsitzende Margot Schäfer hatte zuvor gefordert, Entscheidungen wie zur Kita Eckermannstraße transparent aufzubereiten und die Planungen mit Blick auf Inklusion und Ganztagsbedarf verlässlich auszurichten.
Redakteur:Anika Werner aus Winsen |
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