Online-Umfrage beendet
WOCHENBLATT-Leserschaft will keine Gender-Sprache

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WOCHENBLATT-Leser und -Leserinnen haben ihre Meinung deutlich gemacht: 72,84 Prozent stimmten gegen und 25,93 Prozent für die Anwendung von Gendersprachformen in der deutschen Sprache. Den übrigen 1,23 Prozent ist das Thema egal. Das ergab eine Umfrage im Internet auf www.kreiszeitung-wochenblatt.de. 243 Nutzer und Nutzerinnen haben sich daran beteiligt. 

Lebhaft und kontrovers äußern sich die Leserinnen und Leser im WOCHENBLATT über die geschlechtergerechte Sprache. Das zeigt eine Auswahl von E-Mail-Zuschriften und Kommentaren auf unserer Homepage www.kreiszeitung-wochenblatt.de auf unsere Berichterstattung über die Verwendung der Gendersprachform mit Stern in der Mitgliederzeitschrift der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg. 


Pro:


Angelo Veltens: Dass eine Institution wie die IHK ihre zahlreichen Mitgliederinnen auch sprachlich sichtbar macht, ist absolut angemessen und dringend notwendig. Den Stimmabsatz in Architekt*innen auszusprechen, ist genauso schwer oder leicht wie den in Innenarchitekt. An das Sternchen gewöhnt man sich schnell, wenn man ein bisschen Offenheit zeigt, anstatt sich aus Prinzip zu sperren. Ich tue mich inzwischen viel schwerer mit Texten im generischen Maskulinum, wo unklar ist, ob Frauen und andere Geschlechter nun "mitgemeint", vergessen oder ignoriert sind - oder es sich alles ganz explizit um Männer dreht.

Johannes Neumann: Ich begrüße ausdrücklich die Entscheidung der Industrie- und Handelskammer (IHK), auf geschlechtergerechte Bezeichnungen umzusteigen und somit der Vielfalt der Geschlechter Rechnung zu tragen. Das Gendern ist ein wichtiger Schritt hin zu einer inklusiveren und gerechteren Gesellschaft, in der alle Menschen unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität gleichermaßen repräsentiert werden.
Jedoch ist es bedauerlich, dass es immer noch Kritiker gibt, die sich gegen das Gendern aussprechen und behaupten, es gäbe keine Mehrheit dafür. Diese Kritik sollte jedoch nicht von Menschen ausgehen, die in Machtpositionen sitzen und nicht selbst von Diskriminierung betroffen sind. Stattdessen sollten wir uns fragen, welche Meinung die betroffenen Minderheiten selbst haben und wie wir ihre Perspektive angemessen einbeziehen können.

Ama Cut: Die Chefredakteurin, die langjährige Erfahrung mit Sprache hat, wird ihrer Rolle als Entscheidungsträgerin gerecht und geht mit ihrer Publikation in eine - für eine Interessenvertretung - relevante Richtung des Zeitgeists. Denn gerade die IHK vertritt so ziemlich jede*n. Da passt das schon ganz gut, niemand sprachlich auszuschließen. Das machen im Übrigen gerade auch ganz viele Unternehmen und vor allem alle, welche sich ohnehin mit Inklusion beschäftigen wie Verbände, Städte und Gemeinden.
Unsere Sprache hat in den letzten Jahren wirklich einige gravierendere neue Worte und Begrifflichkeiten hingenommen (Smartphone, Hygge, Selfie, Fake-News, Laptop etc.).

Martina Naujoks: Wenn immer nur die Rede von Handwerkerin, Landwirtin, Ingenieurin, Architektin, Vorstandsvorsitzende, Bundesverfassungsrichterin wäre: Fühlten Sie sich dann angesprochen und einbezogen oder eher ausgegrenzt und ignoriert? Ob die unterschiedlichen Geschlechter nun mit Sternchen versehen oder immer differenziert angesprochen werden (wie bei Jan Böhmermann: "Mein Damen und Herren und alle dazwischen und daneben") oder "neutrale" Formen gefunden werden (z.B. Studierende), ist mir völlig egal. Hauptsache, alle fühlen sich angesprochen und einbezogen. Soviel Zeit muss sein - auch in der Sprache!

Tobias Seifert aus Apensen: Sprache entwickelt sich, davon lebt sie nun mal. Das passiert nicht immer 100 Prozent natürlich, und gesellschaftlicher Druck ist immer ein Part von dieser Entwicklung. Eine Gruppe von Personen möchte etwas anders ausdrücken? Es entwickelt sich ein neues Wort. Ein bereits existierendes Wort gefällt einer Gruppe von Personen? Es wird übernommen. Das gehört schlichtweg dazu. Das ist keine "Sprachdiktatur", das ist die natürliche und angebrachte Kritik einer sich wandelnden Gesellschaft. Diktatur ist es hingegen, wenn einzelne Gruppen von außerhalb versuchen, Veränderungen zu unterdrücken, nur um ihre eigenen, kleinlichen Ängste zu pflegen. Wenn einzelne Personen die gesellschaftliche Entwicklung stören und zum eigenen Nutzen unterdrücken. Insofern bin ich dafür, das Gendern als Teil der natürlichen Sprachentwicklung zu akzeptieren.

Thomas Bohn: Leute fordern regelmäßig die Sprachdiktatur aus Furcht vor der Sprachdiktatur. Sprache lebt von Veränderung, lebt vom Experimentieren, von Ausprobieren. Wenn es Ihnen nicht gefällt, dass plötzlich jemand "Wirtschaftsakteur*innnen" benutzt, benutzen Sie doch einfach das Wort nicht aber schreiben Sie niemandem vor, das Wort nicht zu benutzen! Über Sprache wird nicht abgestimmt, sondern sie wird benutzt.

Contra: 

Helmut Fluegger: Das Gendern ist zu einer Unsitte geworden. Mit vorauseilender Beflissenheit möchte die IHK-Redaktion "modern" sein. Die Verhunzung unserer Sprache wird ausgerechnet mal wieder von denen vorangetrieben, die mit ihr zu tun haben. Das hat mit Political Correctness überhaupt nichts zu tun, sondern ist einfach nur unbedacht und ärgerlich.

Patrick Prott: Die Chefredakteurin des IHK-Magazins ist nur eine von vielen Medienverantwortlichen, die dem Märchen des angeblich nur Männer meinenden generischen Maskulinums auf den Leim gegangen sind. Einigen wir uns doch einfach darauf, das generische Maskulinum ab sofort generisches Diversum zu nennen und alle Probleme sind gelöst. Dann kann das Deutsche endlich wieder das sein, was es schon immer war, nämlich eine Sprache, die alle - Frauen, Männer, Diverse, Queere, Alte, Junge, Hund, Katze und Maus - gleichermaßen anspricht, ohne dass es vonnöten ist, sperrige Satzzeichen inmitten von Wörtern zu platzieren und die Menschen zu einer lächerlichen Aussprache anzuhalten.
Die Gendersprache gleicht meiner Überzeugung nach einer regelrechten Brandmarkung von Frauen, Transmenschen und Queeren. Anstatt beispielsweise Schwule und Lesben endlich als normalen Teil der Gesellschaft anzusehen, werden sie dank Gendersternchen abermals als eine Besonderheit herausgestellt. 

Ilse Juhre aus Seevetal: Gendern verändert zwar die Sprache, aber es ändert sich nichts an den Verhältnissen, zu deren Veränderung es genutzt wird. Gendern ist das Resultat akademischer Experimente, hat mit der normalen Entwicklung der Sprache nichts mehr zu tun und klingt bürokratisch: Mitbewohnende, Zufußgehende und Radfahrende sind lediglich Eigenschaftsträger und keine realen Personen. Man kann durch diese Überbetonung der Geschlechter schrauben, wie man Lust und Zeit hat, irgendeine Gruppe wird wohl immer unberücksichtigt bleiben. Die Idee, dass Gendern durch eine Doppelnennung sprachliche Gerechtigkeit herstellt wird scheitern, da z.B. Beiträge der Sprecher in Funk und Fernsehen ihr Sprachtempo anpassen müssen. Das wiederum sorgt dafür, dass Endungen verschwinden, wie wir es täglich in Radio- und TV-Sendungen erleben. Man stelle sich mal vor, der Sprecher müsste mehrere Male über die Karoxbosteler und Karoxbostelerinnen berichten. Da reicht die Sendezeit nicht aus. Wie wäre es z.B. mit „Hamburger Bevölkerung“ anstatt „Hamburger und Hamburgerinnen“? Sprache entwickelt sich auf natürliche Weise und nicht auf Anweisungen von oben. 

Lutz Brandmeyer aus Drochtersen: Ich halte mich eigentlich für sehr tolerant und weltoffen, aber bei der sogenannten Gendersprache stellen sich mir die Nackenhaare hoch. Ich bin ein absoluter Gegner der Gendersprache, in Wort, Schrift und Bild.
Ein Luxusproblem einer Minderheit, die versucht, uns Ihren Willen aufzuzwingen. Ihr Sprachrohr sind die sogenannten "sozialen Medien", mit denen sie ihre Irrlehre massiv verbreiten und jeden und alles niedermachen, was sich nicht nach deren Meinung gendergerecht verhält in Wort, Schrift und Bild. Ein Hauptargument der Befürworter der Gendersprache ist ja, dass Sprache sich verändert. Aber sie tut es über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte und auch nicht grundsätzlich und schon gar nicht mit Zwang.

Marcus Oehler aus Rosengarten: Mit dem Begriff der "geschlechtergerechten Sprache" wird ein Unrecht herbeifabuliert, das es nie gegeben hat. Das generische Geschlecht hat mit dem biologischen Geschlecht nichts zu tun. Der Mond ist kein Mann, die Sonne keine Frau. Gleiches gilt z. B. für die Begriffe Versuch und Reue. Hier versucht eine Minderheit, die Mehrheit zu gängeln und zu bevormunden. Und viele Medien und Institutionen machen mit und bejubeln ihre Beschränktheit als Modernität. Es ist eine Schande für die Menschheit, dass Frauen in Teilen der Welt noch immer benachteiligt, ausgenutzt, gedemütigt werden. Anstatt sich dagegen zu engagieren, verirren sich die vorgeblichen Intellektuellen in ihrem Gender-Unsinn und halten das tatsächlich für einen Beitrag zur Gleichberechtigung.

Ilse Stöckmann: Das Gendern ist so unsinnig wie ein Kropf. Ich kann nicht verstehen, wie man unsere Sprache so verschandelt. Behördenbriefe z.B. sind oft schwer zu verstehen. Mit Sternchen und anderen Zeichen wird es nicht leichter. Jemand, der die deutsche Sprache lernen will, muss verzweifeln.

Rüdiger Störtebecker: Man stelle sich nur vor: Heinz Erhardt und Gendern? Der gute Mann wäre verhungert mit seiner Kunst, die nur möglich war mit dem Wortwitz, den die Deutsche Sprache ermöglicht.

Sonny Markussen aus Winsen: Am Schlimmsten ist es, wenn Firmen anfangen, ihre Mitarbeiter zum Gendern zu zwingen. Wer nicht gendert, kann seine Abmahnung unterzeichnen. Das ist ein absolutes No-Go.

Thorsten Drossel: Ich kann der Gendersprache überhaupt nichts Positives abgewinnen. Die deutsche Sprache ist an sich schon schwierig, das sogenannte gendergerechte Sprechen würde diese noch einmal erschweren. Die Behauptung, dass die Geschlechtervielfalt sich in dieser Sprache widerspiegelt, kann ich auch nicht nachvollziehen. Wir leben noch in einer Demokratie, über 75 Prozent der Bevölkerung wollen diese Gendersprache nicht. In meinen Augen ist die Gendersprache nur der Versuch einer neuen Umerziehung. Damit möchte eine ideologisch verblendete Minderheit ihre Fußstapfen hinterlassen. Das Dritte Reich und die DDR haben auch versucht, der deutschen Sprache ihren Stempel aufzudrücken. Vielleicht hat sowas ja System?

Renate Röttmer aus Neu Wulmstorf: Diese Art zu schreiben, ist gegen mein Verständnis von Schrift und macht das Lesen unübersichtlicher. Der Gipfel ist nun, dass auch in Reden so gesprochen wird und man nur noch "innen" versteht! Hoffentlich ist das bald alles vorbei!

IHK gendert - und erntet Kritik

Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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